Walzel von Wiesentreu (Valcel-Viesentreu), Peter (Petr) Ritter (1882–1937), Chirurg

Walzel von Wiesentreu (Valcel-Viesentreu) Peter (Petr) Ritter, Chirurg. Geb. Czihan bei Klattau, Böhmen (Číhaň, CZ), 28. 12. 1882; gest. Graz (Steiermark), 26. 11. 1937; röm.-kath. Entstammte einer Großindustriellen-Familie aus Parschnitz. Sohn des Maximilian Ritter Walzel von Wiesentreu (1855–1933) und der Wenzeslawa Edle Walzel von Wiesentreu, geb. Hruška, Vater des Chirurgen und Primararztes am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien Clemens Walzel-Wiesentreu (1920–1986); 1912–18 (Scheidung) mit seiner Cousine Herta Walzel, ab 1918 mit Edina von Horowitz verheiratet. – Nach Absolvierung der Gymnasien im böhmischen Braunau sowie in Reichenberg (Matura 1902) studierte W. Medizin an der deutschen Universität in Prag sowie zwei Semester an der Universität Breslau. Dazwischen hospitierte er auch bei →Vinzenz Czerny in Heidelberg; 1908 Dr. med. in Prag. 1909–11 vertiefte W. seine Ausbildung an der II. Universitätsfrauenklinik unter →Alfons von Rosthorn und Ernst Wertheim in Wien. Ab 1911 wirkte er zunächst als Hospitant und ab 1913 als Assistent an der I. Chirurgischen Klinik unter →Anton Freiherr von Eiselsberg. 1914–18 zum Kriegsdienst eingezogen, rettete er durch seine raschen chirurgischen Eingriffe als Chefarzt eines Spitalszugs mit Operationswagen des Malteser-Ritterordens zahlreichen Verwundeten das Leben. Nach Kriegsende kehrte er an die I. Chirurgische Klinik zurück. 1921 habilitierte sich W. für Chirurgie an der Universität Wien. 1926 kam er als Primararzt an das Wilhelminenspital; 1929 tit. ao. Professor. 1932 folgte er einem Ruf als o. öffentlicher Professor für Chirurgie nach Graz und übernahm die Leitung der Chirurgischen Universitätsklinik, wo er sich v. a. um die Unfallchirurgie verdient machte. 1935 aufgrund einer Anzeige wegen nationalsozialistischer Gesinnung seines Amts enthoben, wurde er jedoch im Oktober 1936 nach einer Verwarnung wieder eingesetzt. Wissenschaftlich beschäftigte sich W. insbesondere mit den Techniken bei Gallenblasenoperationen, mit der Pankreas-Nekrose sowie mit der operativen Behandlung der Lungentuberkulose. Während seiner Zeit im Wilhelminenspital ließ er Lehrfilme von Operationen bei Lungentuberkulose und am Thorax anfertigen. W. war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien (ab 1914), der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, korrespondierendes Mitglied des deutschen Ärztevereins in Prag sowie Ehrenmitglied der Grazer Freiwilligen Feuerwehr und Rettungsabteilung. 1915 erhielt er u. a. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

W.: Die Krankheiten der Leber mit Einschluß der hepatolienalen Affektionen, in: Diagnostische und therapeutische Irrtümer und deren Verhütung. Innere Medizin 16, 1926 (gem. mit H. Eppinger); Die Technik der Eingriffe am Gallensystem, 1928; Chirurgie der Gallenwege, der Leber und des Pankreas, in: Lehrbuch der Chirurgie 2, ed. P. Clairmont u. a., 1930; Der Lehrfilm in der Chirurgie, in: Der Chirurg 3, 1931 (gem. mit G. Eichelter).
L.: Grazer Volksblatt, 28. 11. 1937; Fischer; WMW 87, 1937, Sp. 1321; F. Spath, Zur Geschichte der Chirurgie an der Karl-Franzens-Universität Graz, 1986, s. Reg. (mit Bild); Pfarre St. Augustin, Wien; Pfarre St. Peter, UA, beide Graz, Steiermark; Pfarre Zdebořice, UA, Praha, beide CZ.
(F. Krogmann)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)