Warchalowski, Jakob; eigentl. Warchoł (1836–1903), Erfinder und Fabrikant

Warchalowski Jakob, eigentl. Warchoł, Erfinder und Fabrikant. Geb. Jasło, Galizien (PL), 13. 7. 1836; gest. Wien, 5. 12. 1903; röm.-kath. Durch Umbenennung in Warchalowski erklärte W. sich selbst zum Angehörigen des poln. Kleinadels (Namensänderung für die Nachkommen 1911 von der nö. Statthalterei genehmigt). Sohn des Schneiders Johann Warchoł (Warchatusky) (geb. 23. 6. 1808) und der Catharina, geb. Polak, verwitwete Szak, Vater von Josef W. (geb. 13. 12. 1869; gest. 14. 7. 1917), der später die Motorenfabrik in Wien 3 übernahm, von →August W. sowie den Erfindern und Flugpionieren →Adolf W. und Ing. Karl W. (geb. 15. 7. 1879; gest. 1939), Großvater von DI Viktor W. und DI Rudolf W., die in dritter Generation bis 1971 die Motoren- und Traktorenherstellung in Wien 3 und Wien 11 betrieben; in 1. Ehe ab 1864 mit Maria Anna W., geb. Ressel (geb. 26. 5. 1836), einer Enkelin von →Josef Ressel, in 2. Ehe mit Amalia W. verheiratet. – W. gründete 1858 die Maschinenfabrik J. Warchalowski in Wien 3. Bereits zu dieser Zeit wurden von ihm die ersten Nähmaschinen in Europa hergestellt. Er erzeugte außerdem Fahrräder und baute Handwerksmaschinen (z. B. Dampfmotoren für Hutmacher), übernahm diverse techn. Reparaturarbeiten und gründete die Ung. Nähmaschinen-Fabriks AG in Budapest. 1862 erhielt er anlässl. der Weltausst. in London eine ehrenvolle Erwähnung für eine Nähmaschine, die den gleichzeitigen Gebrauch von zwei oder drei Nadeln erlaubte. Darüber hinaus ist W. Erfinder eines Land-Torpedos, der in der k. k. Armee Verwendung fand. Auch die Einrichtung der ersten elektr. Bühnenbeleuchtung in der Wr. Hofoper erfolgte durch ihn. Später verschob sich der Schwerpunkt des Unternehmens auf den Motorenbau. W. erzeugte Motoren für den Betrieb mit Leuchtgas, Sauggas, Benzin und Gasolin. Zur selben Zeit wie Nicolaus Otto erfand er einen Viertakt-Motor mit patentiertem Vergaser. Ein langwieriger Prozess um die Prioritätsrechte betreffend die Erfindung des Verbrennungskraftmotors (heute als Otto-Motor bekannt) mit der Fa. Langen & Wolf in Deutz (Köln) brachte der Motorenfabrik in Wien 3 beinahe den finanziellen Ruin. →Siegfried Marcus beauftragte 1884/85 Josef W. mit dem Bau des ersten Petroleum-Verstäubungs-Explosions-Motors (Marcus-Motor). W. war ab 1885 Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. Er erhielt für seine Exponate Bronzemedaillen auf der Kolonialausst. in Amsterdam (1883) und auf der Weltausst. in Antwerpen (1885).

L.: Österr. Ber. über die internationale Ausst. 1862 in London, ed. J. Arenstein, 1863, s. Reg.; E. Putz, W. Wien 1, 2009 (m. B.).
(E. Putz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 1
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