Wassmuth, Anton (1844–1927), Physiker

Wassmuth Anton, Physiker. Geb. Stift Tepl, Böhmen (Klášter Teplá, CZ), 5. 5. 1844; gest. Graz (Stmk.), 22. 4. 1927. Sohn des Fleischhauermeisters und Pächters des Gasthauses im Stift Tepl Johann W. – Nach Besuch des Gymn. in Pilsen, wo er bereits Interesse für höhere Mathematik zeigte, stud. W. ab 1863 Phil., Mathematik und Naturwiss. an der Univ. Prag, u. a. bei →Karl Hornstein. Ein Doktorat scheiterte an der finanziellen Lage W.s. Ab 1866 wirkte er als Ass. und Supplent für Physik an der TH bei →Ernst Mach, 1869 legte er die Lehramtsprüfung für Oberrealschulen ab. 1870–71 Ass. am polytechn. Inst. in Wien, habil. er sich 1871 als Priv.Doz. für Elektrizität und Magnetismus. Ab diesem Jahr unterrichtete er am Real- und Obergymn. in Wien 3, ehe er 1876 als ao. Prof. für mathemat. Physik an die Univ. Czernowitz berufen wurde. Stud.reisen führten ihn nach Paris (1878), Berlin (1879), München, Nürnberg und Darmstadt (1882 und 1883). 1882 o. Prof., richtete er in Czernowitz ein mathemat.-physikal. Seminar ein; 1886 Dekan der phil. Fak. 1890 wurde W. als o. Prof. an die Univ. Innsbruck berufen, war Mitbegründer des Inst. für Mathematik und mathemat. Physik und übernahm auch die Leitung der Abt. für mathemat. Physik; 1891/92 Dekan der phil. Fak. Darüber hinaus fungierte er als Sachverständiger bei der Herstellung elektr. Anlagen in Innsbruck, Bozen und Meran. 1893 ging er als o. Prof. an die Univ. Graz, wo er ebenfalls ein mathemat.-physikal. Seminar und Kabinett errichtete; 1899 Dekan der phil. Fak., 1915 emer. W. galt als Fachmann auf den Gebieten Thermoelastizität, Elektromagnetismus und statist. Mechanik. Insbes. befasste er sich mit den Wechselwirkungen zwischen Magnetismus und Wärme und erkannte den Einfluss höherer Temperaturen auf die Magnetisierbarkeit von Eisen. W. war der Erste, der 1882 Versuche über den Einfluss des äußeren Drucks auf elektromagnet. Phänomene durchführte, ebenso machte er als Erster Versuche über die Tragfähigkeit von Ringmagneten. Darüber hinaus befasste er sich mit Methoden zur Bestimmung der Galvanometerkonstante. Sein Werk „Grundlagen und Anwendungen der statistischen Mechanik“ (1915, 2. Aufl. 1922) fand weithin Beachtung, erwähnenswert sind auch sein bereits 1882 in 2. Aufl. erschienenes „Lehrbuch der Physik für die unteren Classen der Mittelschulen“ sowie „Die Elektrizität und ihre Anwendungen“, 1885. Ab 1885 war W. Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, ab 1903 k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien, darüber hinaus Mitgl. der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen. 1908 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl.; 1915 HR.

Weitere W.: s. Poggendorff; Wurzbach.
L.: NFP, 18. 9. 1915, 23. 4. 1927; Almanach Wien 78, 1928, S. 191ff.; Poggendorff 3–5 (m. W.); Wurzbach (m. W.); Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie an der Phil. Fak. zu Innsbruck bis 1945, ed. F. Huter, 1971, s. Reg.; 100 Jahre Inst. für Meteorol. (Kosm. Physik) der Leopold-Franzens-Univ. Innsbruck 1890–1990, 1990, S. 47ff.; 50 Jahre Plasmaphysik und Fusionsforschung an der Univ. Innsbruck, ed. A. Kendl, 2008, S. 20; UA, Graz, Stmk.; UA, Innsbruck, Tirol.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 15f.
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