Weber, Friedrich Dionys (Bedřich Diviš) (1766–1842), Komponist, Organologe und Pädagoge

Weber Friedrich Dionys (Bedřich Diviš), Komponist, Organologe und Pädagoge. Geb. Welchau bei Karlsbad, Böhmen (Velichov, CZ), 9. 10. 1766; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 25. 12. 1842; röm.-kath. Sohn von Joseph W. und Elisabeth W. – Die Grundlagen seiner Musikausbildung erwarb W. in seiner Heimatstadt. In Prag stud. er Theol., Phil. und Jus, entschied sich jedoch dann für Musik, die er u. a. auch bei Abbé Georg Joseph Vogler (1792) stud. Im Jugendalter traf er Wolfgang Amadeus Mozart bei dessen Besuch in Prag. Diese Begegnung beeinflusste seine spätere musikal. Ausrichtung. Zusammen mit den Komponisten →Václav Jan Tomášek und Jan Augustin Vitásek zählte er zur konservativen Strömung des Prager Musiklebens, die nicht viel Verständnis für die neu aufkommenden Tendenzen zeigte. Er beteiligte sich an der Gründung des Ver. zur Beförderung der Tonkunst in Böhmen (1810), dessen Ziel es war, das Niveau des Musizierens und der Musikausbildung in den böhm. Ländern zu heben. W. wurde zum ersten Dir. des neu gegr. Konservatoriums in Prag (1811) bestellt, das er zu einer renommierten Anstalt ausbauen konnte und bis 1842 leitete. Er erarbeitete Unterrichtspläne für die Einzelfächer und setzte sie in die Praxis um. W. initiierte und leitete vom Konservatorium veranstaltete Konzerte, insbes. mit Werken der Wr. Klassik. 1832 führte er in Anwesenheit des Komponisten Richard Wagners Symphonie in C-Dur auf. Bes. Aufmerksamkeit widmete W. dem Unterricht der Musiktheorie und der Harmonielehre. Seine Erfahrungen fasste er in dem vierbändigen „Theoretisch-praktischen Lehrbuch der Harmonie und des Generalbasses“ (1830–34) zusammen. 1839–42 war er zugleich Dir. der Orgelschule in Prag. Zu seinen Schülern zählten u. a. →Josef Dessauer und →Johann Wenzel Kalliwoda. W. schrieb neben den Opern „Kanzuma aneb Perla opět nalezená“ (auch „Boj o lásku“) und „Der Mädchenmarkt“ verschiedene Tanz-, Klavier- und Kammermusikwerke. Sein Stil war hauptsächl. von Mozart beeinflusst, jedoch wurde W. keine bedeutende Komponistenpersönlichkeit. Seine Kantate „Böhmens Errettung“ (1797) ist ein typ. Beispiel patriot. Musik. W. befasste sich zudem mit der theoret. Entwicklung von Musikinstrumenten: Unabhängig von ähnl. französ. und dt. Versuchen regte er den Aufbau eines Klappensystems bei Waldhörnern und später auch bei Trompeten an. Für dieses sog. Klappenwaldhorn schrieb er einige Werke. Er entwarf zudem ein zentrales Kurbel-Hebel-System zur Umstimmung der Pauke, das bis heute verwendet wird. Im Auftrag von →Franz Anton Gf. v. Kolowrat-Liebsteinsky bearb. W. die Ergebnisse der Gubernialsmlgg. (1819–20), die er in die Nationallieder-Smlg., bekannt auch als Kolowrat-Hs. (Smlg. böhm. Nationallieder geistl. und weltl. Inhalts, nebst Nationaltänzen mit und ohne Text, 1823), aufnahm.

Weitere W. (s. auch MGG I): Hymne an den Frieden, 1798 (Kantate); Kg. der Genien, 1800 (Oper); Quartett für vier Waldhörner, 1819. – Publ.: Das Konservatorium der Musik zu Prag, 1817; Allg. theoret.-prakt. Vorschule der Musik, 1828; Allg. musikal. Zeichenlehre, 1841.
L.: ČHS; Grove, 1980, 2001; MGG I (m. W.), II; Wurzbach; K. Hůlka, in: Dalibor 28, 1906, S. 300, 311f.; J. Branberger, Das Konservatorium für Musik in Prag, 1911, S. 26ff., 53ff., 65ff.; J. Ludvová, Česká hudební teorie, 1985, S. 37; Lex. zur dt. Musikkultur. Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien 2, 2000; Pfarre Velichov, CZ.
(P. Macek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 28f.
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