Wechselmann, Ignaz (Isaac) Ritter von (1828–1903), Baumeister

Wechselmann Ignaz (Isaac) Ritter von, Baumeister. Geb. Nicolai, Preußen (Mikołów, PL), 1. 1. 1828; gest. Budapest (H), 17. 2. 1903; mos. Aus ärml. Verhältnissen stammend; ab 1859 verheiratet mit Sophie W., einer Tochter des Unternehmers Karl Neuschloß. – Mit Hilfe eines Stipendiums absolv. W. techn. Stud. in Berlin und wechselte dann nach Wien. Mitte der 1850er-Jahre wurde er von →Ludwig Ritter v. Förster nach Pest entsandt, um – vorerst als stellv. Bauführer – die Bauleitung der neuen Pester Synagoge zu übernehmen. Dadurch hatte er auch die Möglichkeit, andere dort ansässige namhafte Architekten kennenzulernen (→Josef Hild, →Friedrich Feszl). Nach Fertigstellung der Synagoge (1859) ließ sich W. dauerhaft in Pest nieder (1862 Meisterbrief), war ab 1863 Mitgl. der Pester Zunft und eröffnete ein eigenes Büro. In den Folgejahren avancierte er zu einem gesuchten Baumeister und errichtete in Buda und Pest zahlreiche Fabriksgebäude (Spiritusraffinerien, Dampfmühlen u. a. für die Concordia Dampfmühle AG, 1865–67, die Pannónia-Dampfmühl Ges., 1866–69, die Árpád Dampfmühl AG, 1867), Bahnstationen, öff. (Univ.bibl., 1873–75, Entwurf →Antal Szkalnitzky, zoolog. und mineralog. Inst., 1884, Zentralbau der med. Fak., 1881–84, beide Entwurf →Antal Wéber) und private Bauten (Villa Erdődy, 1877–78, Entwurf Wéber) und Palais, so das Palais Esterházy (1871) nach einem Entwurf von →Anton (v.) Baumgarten. Gem. mit Miklós Ybl, mit dem er freundschaftl. verbunden war, führte er das Palais Festetics (1862–65), das Palais Degenfeld-Schomburg (1872–74), den Várkert Bazár (1874–82), den Várkert Kioszk, den Burgpalast sowie das Zollamt aus. 1886 übergab er den Betrieb an Leopold Havel und zog sich – auf einem Auge erblindet – die letzten Lebensjahre ins Privatleben zurück. Testamentar. hinterließ W. über drei Mio. Kronen für die Errichtung eines Blinden-Inst. (1905–07, Entwurf Béla Lajta) bzw. für die Ergänzung der Pensionen der Volksschullehrer, die je zur Hälfte für Angehörige der jüd. und für solche anderer Konfessionen bestimmt war. In seiner Pester Villa (1870, Entwurf Emil Unger, heute György-Ráth-Villa) ist eine Außenstelle des Iparművészeti Múz. untergebracht. 1884 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und wurde nob.

Weitere W.: Waisenhaus des Frauenver. der israelit. Gmd., 1867, Palais Zichy, 1869, Lipthay Palast, 1869–73 (zerstört), zahlreiche Wohnhäuser (alle Budapest).
L.: NFP, 18., 19., NWT, Pester Lloyd, 19. 2. 1903; Jew. Enc.; M. Zsidó Lex.; Wininger; D. H. Spitzer, in: Die Neuzeit 43, 1903, S. 97f.; M. Horler, Budapest műemlékei 1, 1955, S. 637; D. Komárik, in: Építés–Építészettudomány 3, 1971, S. 415; E. C. Harrach, in: Technikatörténeti Szemle 12, 1980–81, S. 31, 37; T. Rózsa, in: Esettanulmányok a főváros gazdaságtörténetéből, ed. I. Gajáry – G. Csík, 1988, S. 30; Ybl M. építész 1814–91, ed. P. Farbaky – M. Kemény, Budapest 1991, S. 20, 99ff., 221 (Kat.); E. Gábor, in: Ars Hungarica 20, 1992, Nr. 1–2, S. 81ff.; P. Váczi, in: Pavilon 7, 1992, S. 66ff.; D. Komárik, in: Budapest Negyed 8, 1995, H. 2, S. 37f.; K. Pereházy, in: Az Ország Háza … 1784–1884, ed. E. Gábor Eszter, 2000, S. 126ff.; P. Farbaky, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 31, 2003, S. 143; E. Gábor, in: Magyar Műemlékvédelem 13, 2006, S. 137ff.; E. Gábor, Az Andrássy út körül, 2010, S. 301ff.; Ybl-épületsorsok az Unger-háztól a Kálvin térig, ed. V. Hidvégi – K. Marótzy, 2014, passim.
(G. Gy. Papp)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 34f.
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