Weeser-Krell, Jakob (1843–1903), Maler und Unternehmer

Weeser-Krell Jakob, Maler und Unternehmer. Geb. Ehrenbreitstein, Preußen (Koblenz, D), 6. 12. 1843; gest. Schloss Haus (OÖ), 13. 8. 1903; röm.-kath. Vater von Ferdinand W.-K. (geb. Alf, Preußen / Alf an der Mosel, D, 17. 10. 1883; gest. Wien, 23. 12. 1957), der das Unternehmen des Vaters übernahm und den Betrieb 1911 nach Linz bzw. 1934 nach Mauer bei Wien übersiedelte; ab 1873 verheiratet mit Adeline W.-K. – Über W.s Ausbildung ist nichts bekannt. Er gründete 1875 eine „Anstalt für Perspektive“ in Trier und eroberte innerhalb weniger Jahre einen internationalen Markt mit seinem speziellen Verfahren zur Darstellung von Gebäuden aus der Vogelperspektive, bes. von Ind.anlagen und öff. Gebäuden, wie Krankenhäusern, Hotels, Kirchen und Klöstern. Seine Bilder richteten den Blick zentral wie durch ein Fernrohr auf das Objekt des Auftraggebers und überhöhten die Darstellung durch die Einfügung von Lokomotiven, Waggons, Lastkraftwägen und Arbeitern als Zeichen der Geschäftigkeit. Ausst. seiner großformatigen Bilder fanden 1885 in Trier, Bremen und Hamburg, 1886 in Berlin und 1890 in Wien statt. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere in den 1880er-Jahren unterhielt W. Ateliers in Berlin, Rom und Wien. In Rom arbeitete er u. a. im Auftrag der Diözese Trier anlässl. des zehnjährigen Pontifikats von Leo XIII. an dem Monumentalgemälde „Peterskirche mit Vatikan“ (1888; das Tuschaquarell befindet sich in den Vatikan. Mus.). Auf Basis dieses Erfolgs spezialisierte er sich i. d. F. auf die Darstellung von Hochseedampfern, Hafen- und Werftanlagen sowie der Schwerind. im Ruhrgebiet. Zu den monumentalsten Ind.ansichten gehört das „Panorama der Gutehoffnungshütte in Oberhausen“ (1901). 1890 wurde W. während der Jahresausst. im Wr. Künstlerhaus K. →Franz Joseph I. vorgestellt. Warum er allerdings ein Jahr später nach Wien übersiedelte und 1895 Schloss Haus pachtete, lässt sich nur vermuten. Vielleicht wollte er der großen Konkurrenz in Dtld., etwa der Kunstanstalt Eckert & Pflug in Leipzig, dem Atelier Julius Eckstein in Berlin und Otto Bollhagen in Bremen, ausweichen. Bereits 1897 wurde er zu einer großen Ausst. seiner Werke im Mus. Francisco-Carolinum in Linz eingeladen, wo er z. B. eine Kopie des Gemäldes „Peterskirche mit Vatikan“ präsentierte. Auch nach 1900 erhielt er noch lukrative Aufträge aus dem Ruhrgebiet. Allerdings war W. auch in Österr. mit Konkurrenz konfrontiert. So ging er bei der Illustration der sechsbändigen Ausg. der „Gross-Industrie Oesterreichs“ 1898 leer aus, da →Erwin Pendl den Auftrag für die ganzseitigen Fabriksansichten erhalten hatte. Nach seinem Tod führte sein Sohn Ferdinand zuerst von Schloss Haus und ab 1911 von Linz aus das Geschäft weiter. W. wurde 1888 Komtur des päpstl. St. Gregorius-Ordens.

Weitere W. (s. auch Lackner): W.-K. Anstalt für Perspektive Linz a. D., 1924.
L.: Linzer Volksbl., 7. 7. 1897, 15., 23. 8. 1903; Krackowitzer; Thieme–Becker; Oö. Bauztg. 2, 1897, S. 177f.; H. Lackner, in: Arbeit und Ind. in der bildenden Kunst, ed. K. Türk, 1997, S. 220ff. (m. W.); Pfarre Wartberg ob der Aist, OÖ.
(H. Lackner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 37f.
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