Wegscheider, Johann (1828–1907), Politiker und Jurist

Wegscheider Johann, Politiker und Jurist. Geb. Oberhofen (Oberhofen im Inntal, Tirol), 16. 5. 1828; gest. Salzburg (Sbg.), 16. 4. 1907; röm.-kath. Sohn des Bauern Franz W. (geb. Oberhofen, 14. 11. 1789; gest. ebd., 1. 11. 1840) und dessen Frau Josefa W., geb. Heiß (geb. Leutasch, Tirol, 25. 9. 1798), der Tante →Rudolf Hittmairs, Vater u. a. von →Rudolf W.; ab 1857 verheiratet mit der Lehrerstochter Maria W., geb. Plank (geb. Haigermoos, OÖ, 15. 8. 1835; gest. Salzburg, 17. 7. 1916). – Nach dem Besuch des Gymn. und einem Rechtsstud. in Innsbruck (1849–52, Dr. iur. 1853) trat W. 1852 in Tirol als Konzeptskandidat in den Staatsdienst ein und wurde zunächst den Bez.hptm.schaften Innsbruck und Imst, dann der Kreisbehörde in Brixen sowie dem Bez.amt in Schlanders zugewiesen. Nach Ernennung zum Aktuar 1855 wirkte er bei den Sbg. Bez.ämtern St. Johann und St. Gilgen. 1856 wechselte er in das Banat und war zunächst Konz. bei der Statthalterei in Temeswar, anschließend bei den Bez.ämtern in Groß-Kikinda, Módos sowie 1859 Koär. an der Kreisbehörde in Großbetschkerek. Nach Auflösung der österr. Verwaltung und der Wiedereingliederung der Serb. Woiwodschaft und des Temescher Banats in das Kg.reich Ungarn 1861 wurde W. zunächst der oö. Statthalterei in Linz und dem Bez.amt in Urfahr zugewiesen. 1862 kam er schließl. als Adjunkt und Gerichtsleiter in Neumarkt wieder nach Sbg., wo er bis zu seinem Tod verblieb: 1865 Vorstand des Bez.amts bzw. – nach der endgültigen Trennung der Gerichte von der Verwaltung – 1867 Bez.richter in Tamsweg, 1868 in St. Johann und schließl. von 1873 bis zur Pensionierung 1898 LGR (1890 Titel und Charakter eines OLGR) in der Stadt Salzburg. Polit. wurde W. erstmals 1870 aktiv, indem er als liberaler Kandidat und aktiver Bez.richter ein Mandat im Sbg. LT erlangte und dieses bis zur Wahl 1884, bei der er nicht mehr antrat, behielt. In das AH des RR zog W. erstmals 1871 ein und vertrat ab 1873 als Dt.fortschrittlicher die Städte und Märkte des Landes (jedoch nicht die Stadt) Sbg. Bei den Neuwahlen 1891 kandidierte er nicht mehr. Polit. ein Vertreter der gemäßigten Dt.fortschrittlichen, schloss er sich im RR den jeweiligen Klubs an (1873 Fortschrittsklub, 1877 Neuer Fortschrittsklub, 1879 Vereinigte Fortschrittspartei, 1881 Vereinigte Linke, 1885 Dt.-österr. Klub, 1888 Vereinigte dt. Linke). Über die Mitgl.schaft in mehreren Ausschüssen (1871–73 und 1877–97 Petitions-, 1873–79 Budget- und 1879–91 Strafgesetzausschuss) hinaus war er jedoch im Parlament wenig aktiv (bis 1878 mehrfach Sbg. Mitgl. in der Delegation). Im Sbg. LT gehörte er über lange Jahre dem Verwaltungs- (Obmann 1877) und dem Verfassungsausschuss an, war aber darüber hinaus dort ebenfalls nicht sonderl. engag. Nach seiner Pensionierung war W. führend im Leitungsgremium der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt für Sbg. tätig (1899 Obmann-Stellv., 1901–07 Obmann). 1898 wurde er zum Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. ernannt.

L.: Sbg. Volksbl., 16. 4. 1907; Adlgasser; Hahn, 1873, 1879, 1885; R. Voithofer, „... dem Kaiser Treue und Gehorsam“. Ein biograf. Hdb. der polit. Eliten in Sbg. 1861 bis 1918, 2011, S. 130f.; AVA, Wien; Pfarre Oberhofen im Inntal, UA, Innsbruck, beide Tirol.
(F. Adlgasser)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 40f.
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