Wehinger, Eduard; Künstlername Edi (1849–1905), Sänger

Wehinger Eduard, Künstlername Edi, Sänger. Geb. Wien, 2. 2. 1849; gest. ebd., 6. 11. 1905 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Friedhof Hernals); röm.-kath. In 1. Ehe mit Marie Wehinger, geb. Knöpfler, in 2. Ehe ab 1898 mit Poldi Wehinger, geb. Kunkal, verheiratet. – W. war gelernter Tischler, gab das Handwerk aber 1869 zugunsten des Gesangs auf. Nach Anfängen im sogenannten 3. Kaffeehaus im Wiener Prater, im Fürsttheater, im Dianasaal und beim Sperl trat W. 1875–78 in der Heurigenschank der Familie Knöpfler in Hernals auf. Er fand dort in Karl Xandl (eigentl. Krimsandl) seinen ersten Duettpartner und erwarb eine Konzession als Volkssänger. 1882 erhielt er ein Engagement bei Károly Somossy in Pest. Nach der Erkrankung Xandls wurde der Cafétier Julius Biedermann W.s langjähriger Duettpartner. Als „Edi und Biedermann“ waren sie ab 1883 in Wiener Vergnügungslokalen (Gasthaus zur Bretze, Stalehner’s Etablissement, Danzerʼs Orpheum etc.) ebenso zu hören wie bei Soiréen, gastierten u. a. in Karlsbad, Marienbad, Prag, Agram, Berlin und Budapest und zählten zu den bekanntesten Wiener Volkssängern ihrer Zeit. Begleitet wurden sie häufig vom Schrammelquartett bzw. vom Quartett Strohmayer, etwa während der großen Musik- und Theaterausstellung 1892 und der Jubiläums-Ausstellung 1898 in Wien. Als singende Wirte unterhielten „Edi und Biedermann“ Anfang der 1890er-Jahre ihre Gäste im Ausflugslokal Sängerwarte in Dornbach. Von den gemeinsamen Auftritten mit dem Quartett „DʼGrinzinger“ zeugen frühe Schallplattenaufnahmen („Frosch Concert“, „Strauss Walzer“ für E. Berlinerʼs Gramophone, 1899). Zu den populärsten Liedern von Edi und Biedermann zählten Titel wie „Gaudeebrüader“, „Mir san zwa harbe, kecke Beißer“ oder „Weil wir zwa Blunzenstricker sein“. Der Tenor W. war aber auch als Solist sehr geschätzt, etwa mit seiner gefühlvollen Interpretation des Lieds „Dʼ Mutterlieb“, einer der bekanntesten Kompositionen von →Carl Lorens. Als Biedermann krankheitsbedingt ausfiel, trat W. kurze Zeit im Duo „Edi und Babitzky“, nach Biedermanns Tod (1903) in der Gesellschaft „Edi und Turek“ auf. 1904 feierte W., der über 2.000 Lieder in seinem Repertoire gehabt haben soll, sein 35-jähriges Bühnenjubiläum. Im selben Jahr gründete er mit dem Neulerchenfelder Cafétier Fischer den humanitären Verein Schrammelbund der Wiener Volksmusiker und Sänger, dessen Obmann er wurde.

L.: Illustrierte Kronen-Zeitung, 13. 10. 1905 (mit Bild), 11. 7. 1906 (mit Bild); Neues Wiener Journal, 8., Neuigkeits-Welt-Blatt (mit Bild), 9. 11. 1905; Czeike (s. u. Edi u. Biedermann); oeml (s. u. Edi u. Biedermann); Wiener Bilder 4, 1899, H. 50, S. 6 (mit Bild); J. Koller, Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit, 1931, S. 139ff. (mit Bild); H. Hauenstein, Chronik des Wienerliedes, 1976, S. 137ff.; K. Dieman, Schrammelmusik, 1981, s. Reg.; Wien. Musikgeschichte 1, ed. F. Th. Fritz – H. Kretschmer, 2006, s. Reg. (s. u. Edi u. Biedermann); H. W. Bousska – E. Weber, Klingendes Wien. Von Schrammeln und Salonorchestern, 2015, S. 31, 35 (Bilder); Mitteilung Hans Pemmer (gest.); Pfarre Hernals, WStLA, beide Wien.
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)