Wehrle, Alois (Aloys) (1791–1835), Metallurge, Mineraloge und Pharmazeut

Wehrle Alois (Aloys), Metallurge, Mineraloge und Pharmazeut. Geb. Kremsier, Mähren (Kroměříž, CZ), 3. 7. 1791; gest. Wien, 13. 12. 1835; röm.-kath. Sohn des herrschaftl. Verwalters in Kremsier Alois W. und von Josefina W., geb. Veselá; verheiratet. – W. widmete sich zunächst der Pharmazie und praktizierte in der Kremsierer Stadtapotheke. Seine Laborantenprüfung legte er 1809 in Brünn ab. Danach stud. er Pharmazie und Chemie in Wien; 1812 Mag. pharm., war er zunächst in verschiedenen Apotheken tätig und versuchte 1816 – allerdings erfolglos – in Brünn eine eigene zu eröffnen. Im selben Jahr wirkte er als Ass. der Chemie am polytechn. Inst. in Wien. Nach der Prom. zum Dr. der Chemie 1819 wurde er zum ersten Doz. für pharmazeut. Warenkde. an der Univ. Wien ernannt. 1820 unterrichtete er am polytechn. Inst. in Wien, noch im selben Jahr wurde er als Prof. für Chemie, Mineral. und Metallurgie an die Bergakad. in Schemnitz berufen, wo er auch die umfangreiche Mineraliensmlg. vervollständigte und das chem. Labor vergrößerte. W., der während seiner Tätigkeit in Schemnitz zahlreiche Stud.reisen zu Bergwerken und Erzhütten in der gesamten Monarchie absolv., machte sich um eine Vielzahl prakt. Innovationen für metallurg. Betriebe verdient. Intensiv befasste er sich mit der Sicherheit der Bergarbeiter und der Beleuchtung in den Bergwerken. Hervorzuheben ist seine Erfindung eines Atemgeräts zur Rettung von mit Grubengasen vergifteten Bergmännern. 1828 initiierte er die Gründung der Rettungsstation im Bergarbeiterkrankenhaus im damals oberung. Siegelsberg. Aufgrund der unzureichenden Bewetterung in den Gruben konstruierte er eine verbesserte Grubenlampe, die die Gefahr von Explosionen vermindern sollte. In seinem 1835 verf. Werk „Die Grubenwetter, oder Uebersicht aller in den Gruben vorkommenden schädlichen Gasarten …“, befasste er sich mit der Entstehung und präventiven Verhinderung von Grubengasen sowie mit Rettungsmaßnahmen. Darüber hinaus entdeckte er in der heutigen Slowakei das Mineral Tellurbismut, später Tetradymit genannt. Neben der Mineral. interessierte sich W. für Mineralwasseranalysen und Metallurgie. Er nahm Metallanalysen vor und entwickelte techn. Herstellungsverfahren (Emaillieren von Gusseisen, Amalgamierung, Herstellung von Blei oder Zinnober). W. publ. eine R. von (Hand-)Büchern zur Bergbautechnik sowie ein zweibändiges, mehrfach aufgelegtes „Lehrbuch der Probier- und Hüttenkunde“ (1841, Reprint 2012). Weiters veröff. er Arbeiten zu Chemie, Mineral., Hüttenwesen, Pharmazie und Rettungswesen im „Jahrbuch der Chemie und Physik“, in der „Zeitschrift für Physik und Mathematik“, in der „Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften“, im „Journal für technische und ökonomische Chemie“ sowie in den „Annalen der Physik und Chemie“. 1821 Bergrat, wurde W. im selben Jahr zum o. Mitgl. der Herzogl. Societät für die gesammte Mineral. zu Jena ernannt. Ebenso war er Ehrenmitgl. der Pharmazeut. Ges. zu St. Petersburg. Das magnet. Gestein Wehrlit ist nach ihm benannt.

Weitere W. (s. auch Wurzbach; Számboki): Geschichte der Salzsäure, 1819 (Reprint 2012).
L.: ADB; M. Életr. Lex.; Poggendorff 2; Szinnyei; Wurzbach (m. W.); Lemberger Ztg., 1836, Nr. 9, S. 36; F. Ferchl, Chem.-Pharmazeut. Bio- und Bibliographicon 2, 1938, S. 751; J. Hladík, in: Jihočeský sborník příspěvků k dějinám farmacie, ed. V. Rusek, 1980, S. 218f.; L. Számboki, A selmecbányai akad. oktatóinak lex., 1983 (m. W.); J. Tibenský u. a., Priekopníci vedy a techniky na Slovensku, 1988; Slovenský biografický slovník 6, 1994; K. Csáky, Híres selmecbányai tanárok, 2003; Pfarre St. Augustin, UA, beide Wien; Moravský zemský archiv v Brně, Brno, CZ.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 43f.
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