Weichs-Glon, Friedrich Frh. von und zu (1832–1873), Politiker und Offizier

Weichs-Glon Friedrich Frh. von und zu, Politiker und Offizier. Geb. München, Bayern (D), 12. 8. 1832; gest. Linz (OÖ), 5. 12. 1873; röm.-kath. Jüngster Sohn von Clemens Frh. v. u. z. W.-G. (geb. 16. 3. 1793; gest. Wien, 24. 1. 1838), kgl. bayer. Hoftheater-Intendant und späterer Obersthofmeister der griech. Kgn. Amalie, geb. Hgn. v. Oldenburg, und von Dorothea Freifrau v. u. z. W.-G., geb. Enders; 1854 Heirat mit Maria Gfn. Sermáge v. Szomszedvár u. Medwédgrád (geb. 6. 12. 1830). – W. genoss eine Privaterziehung und strebte eine Karriere beim Militär an. 1848 trat er als Kadett in ein k. Reiter-Rgt. ein, diente ab 1851 als Off. (Unterlt.) im Franz-Joseph-Husaren-Rgt. Nr. 1 und avancierte im Alter von 24 Jahren zum Rtm. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst Privatier, war er 1869 Mitbegründer der Bank für OÖ und Sbg. in Linz. Als Hausbesitzer ebd. wurde W. 1867 für die Großgrundbesitzerkurie in den oö. LT gewählt; ab 1870 bis zu seinem Tod vertrat er dort den Wahlkreis Ried der Städte und Industrialorte. Vom LT wurde er 1867 (bis 1870) und wieder 1873 in den RR gewählt, wo er unterschiedl. liberalen Klubs angehörte (1867 Herbst-Kaiserfeld’scher Klub, ab Oktober desselben Jahres Klub der Linken, 1869 Klub der neuen Linken, 1873 Fortschrittsklub). 1869 war er Gründungsmitgl., ab 1871 Obmann-Stellv. und ab 1873 Obmann des liberalen Ver. für OÖ. Zudem gehörte er zu den Gründern der ab 1871 publ. „Deutschen Zeitung“ in Wien. W. wird dem nationalen und kirchenfeindl. Flügel der Liberalen zugerechnet. Seine Schwerpunkte bildeten der Kampf für die Verfassung sowie die Zurückdrängung des Einflusses des polit. kath. Konservativismus, wobei er zu einem der entschiedensten Gegner →Franz Josef Rudigiers in OÖ wurde. Die großdt. Einstellung W.s manifestierte sich u. a. in einem 1871 an den dt. K. Wilhelm I. abgeschickten Glückwunschtelegramm zur Gründung des Dt. Reichs, das auch in der Tagespresse veröff. wurde und in Österr. größeres Aufsehen erregte. Der plötzl. Tod W.s führte zu familiären Konflikten mit der kath. Kirche, da Bischof Rudigier die priesterl. Einsegnung aufgrund der fehlenden Verabreichung der Sterbesakramente verweigerte. Von W.s Witwe wurde dies jedoch als Vorwand für eine polit. Abrechnung gesehen. Es blieb bei einem Zivilbegräbnis, das sich zu einer Demonstration gegen den „Ultramontanismus“ gestaltete.

L.: Dt. Ztg. (Abendbl.), FB, 6., NWT, 6., 10. (jeweils Abendausg.), NFP, 6., 11. (jeweils Abendbl.), Tagespost (Linz), 10., Gmd.-Ztg., 11. 12. 1873; Adlgasser; Wurzbach; K. Wimmer, Liberalismus in OÖ, 1979, s. Reg.; H. Slapnicka, OÖ – Die polit. Führungsschicht 1861 bis 1918, 1983, S. 214f.; Land OÖ. Politikerdatenbank (online, Zugriff 19. 9. 2018); Oö. LA, Linz, OÖ.
(M. Krenn)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 45
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