Weinhart zu Thierburg und Vollandsegg, Franz Xaver von (1746–1833), Jurist und Dichter

Weinhart zu Thierburg und Vollandsegg Franz Xaver von, Jurist und Dichter. Geb. Innsbruck (Tirol), 15. 11. 1746; gest. Pradl (Innsbruck, Tirol), 8. 2. 1833; röm.-kath. Enkel des Prof. für Medizin an der Univ. Innsbruck Franz Friedrich v. Payr zum Thurn in Palbyth, Sohn des Geh. Rats Karl Joseph v. W. z. T. u. V. (geb. St. Pölten, NÖ, 22. 7. 1712; gest. 1788), Sekr. an der Innsbrucker Hofkanzlei sowie Kunstsammler und Schriftsteller, und der Anna Felicitas v. W. z. T. u. V., geb. v. Payr zum Thurn in Palbyth, Neffe des Prof. des Allg. Staats- und des Dt. Privatrechts an der Univ. Innsbruck Franz Friedrich v. Payr zum Thurn in Palbyth (1721–1803), Großonkel von →Anton v. Schullern zu Schrattenhofen, Großvater von →Franz Xaver Fuchs; verheiratet mit Anna v. W. z. T. u. V., geb. Fröschl. – W. stud. 1764–66 an der phil. und anschließend an der jurid. Fak. der Univ. Innsbruck, wo er auch als Repetitor tätig war; 1774 Dr. iur. Im selben Jahr bewarb er sich erfolgreich um eine Supernumerari-Professur (unbesoldetes Extraordinariat) für Reichsgeschichte an der jurid. Fak., die im Zuge dessen neu geschaffen wurde und den Beginn des Fachs Rechtsgeschichte an der Univ. Innsbruck markierte. 1777 legte er in Wien das Examen pro professura ab, was noch im selben Jahr eine Ernennung zum Ordinarius für Reichsgeschichte, Lehens- und Dt. Staatsrecht ermöglichte. Nach der Degradierung der Univ. Innsbruck zum Lyzeum 1782 wurde W. in den Quieszentenstand versetzt, da es für ihn keine Verwendung mehr gab. Er bot sich jedoch an, die in der Lyzealausbildung fehlenden Fächer Dt. Staats- und Lehensrecht, Völkerrecht sowie Reichs- und Staatengeschichte unentgeltl. zu unterrichten. Nach dem Tod Johann Franz de La Paixʼ übernahm W. 1788 dessen Lehrkanzel für Natur-, Allg. Staats- sowie Röm. bürgerl. Recht. Als 1791/92 die Univ. wiederhergestellt wurde, kehrte W. auf seine ursprüngl. Lehrkanzel zurück. 1794/95 fungierte er als Rektor und stand auch dem örtl. Stud.-Consess (Schulbehörde) vor; 1801/02 und 1802/03 Dekan der jurid. Fak. Nach der ersten Befreiung Tirols 1809 gehörte W. einem von →Josef Frh. v. Hormayr zu Hortenburg eingerichteten achtköpfigen akadem. Senat an. Die neuerl. Eroberung Innsbrucks durch Bayern hatte eine abermalige Degradierung der Univ. zum Lyzeum zur Folge, worauf W. i. d. R. versetzt wurde. Nach der Wiedervereinigung Tirols mit Österr. 1814 war er eine Zeit lang Mitgl. einer jurid. Prüfungskomm., vor der Juristen, die zuvor in Bayern stud. hatten, Prüfungen aus speziell österr. Fächer ablegen mussten. W., der nicht wiss. publ., trat auch als Dichter im Stil Christian Fürchtegott Gellerts hervor („Jubellied des Landvolks in Tyrol bei Wiederkunft Amaliens“, 1783; „Das Aerndtefest der Tonkunst“, 1812).

L.: F. H. Hye-Kerkdal, Der Beitr. der Familie Weinhart zur Tiroler Geistesgeschichte des 17. und 18. Jh., phil. Diss. Innsbruck, 1962, bes. S. 210ff.; F. Grass, in: FS N. Grass, ed. L. Carlen – F. Steinegger, 1975, S. 463ff. (m. B.); Dompfarre St. Jakob, Pfarre Pradl, beide Innsbruck, Tirol.
(H. Bergmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 68f.
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