Weinzierl, Theodor von (1853–1917), Agrarfachmann und Botaniker

Weinzierl Theodor von, Agrarfachmann und Botaniker. Geb. Bergstadtl, Böhmen (Ratibořské Hory, CZ), 18. 3. 1853; gest. Wien, 27. 6. 1917; röm.-kath. Sohn des fürstl. Schwarzenberg᾽schen Domänen- und Bergwerksdir. Anton v. W. (gest. Schwarzbach, Böhmen / Černá v Pošumaví, CZ, 2. 6. 1860) und der Theresia v. W., geb. Spoth, Bruder des Komponisten, Chordirigenten und Theaterkapellmeisters Max Ritter v. W. (geb. Bergstadtl, 16. 9. 1841; gest. Mödling, NÖ, 10. 7. 1898); ab 1897 verheiratet mit Hermine v. W., geb. Schefzik (geb. Röwersdorf, Schlesien / Třemešná, CZ, 29. 12. 1875; gest. Wien, 12. 10. 1946). – W. absolv. 1870 die Oberrealschule in Wien 8 und erwarb dann privat die Gymn.bildung. Zunächst für drei Semester ao. Hörer an der Univ. Wien, stud. er nach der 1875 am Akadem. Gymn. abgelegten Matura bis 1881 mit Unterbrechungen als o. Hörer Naturwiss. in Wien. Seine pflanzenphysiolog. Diss. „Beiträge zur Lehre von der Festigkeit und Elasticität vegetabilischer Gewebe und Organe“ erschien schon 1878 (in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 76); 1881 Dr. phil. 1877–81 wirkte W. als Ass. der Lehrkanzel für Pflanzenbau an der BOKU in Wien, 1882 habil. er sich dort zum Priv.Doz. für Botanik mit Berücksichtigung der landwirtschaftl. Samenkde. und unterrichtete dieses Fach bis 1897. Ab 1886 leitete er die 1881 gegr. Samenkontrollstation der Landwirtschaftsges. in Wien, die 1895 vom Ackerbaumin. verstaatlicht wurde und der W. ab diesem Zeitpunkt formal als Dir. vorstand. Mit mehr als 400 Veröff. zum Thema Futterbau, Weidewirtschaft und Samenkde. förderte er nachhaltig das pflanzenbaul. Versuchswesen und gilt als Pionier der landwirtschaftl. Samenkde. in Österr. Er führte zahlreiche Anbauversuche mit Klee- und Grassamenmischungen durch, errichtete einerseits ein Versuchsfeld bei Melk, wo schwerpunktmäßig Untersuchungen zu Futtergräsern vorgenommen wurden, und andererseits den alpinen Versuchsgarten auf der Sandlingalm bei Bad Aussee zum Stud. der Futter- und Weidepflanzen auf alpinen Wiesen. 1909 wurde ihm die Leitung der Versuchswirtschaft auf dem Kraglgut bei Bad Mitterndorf übertragen, wo W. auch neue ertragreiche Futtergräser-Sorten züchtete. Zusammen mit dem dt. Agrarwiss. Friedrich Falke gab er die ersten drei Jgg. des „Jahrbuchs über neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Weidewirtschaft und des Futterbaues“ (1913–17) heraus. W. war u. a. ab 1876 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien und ab 1888 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina. 1912 erhielt er den k. russ. St.-Stanislaus-Orden II. Kl. mit dem Stern, den kgl. preuß. Roten Adler-Orden I. Kl. und das päpstl. Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice; 1900 HR.

Weitere W.: s. Eisenberg.
L.: Neues Wr. Abendbl., 27. 6. 1917; Eisenberg 2 (m. W.); Botanik und Zool. in Österr. ... 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; Biologen-Kal. 1, 1914, S. 341f.; Wr. Landwirtschaftl. Ztg. 67, 1917, S. 398f. (m. B.); G. Pammer, in: Z. für das Landwirtschaftl. Versuchswesen in Österr. 20, 1917, S. 445ff. (m. B.); Magyar Botanikai Lapok 16, 1917, S. 183; Jb. über neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Weidewirtschaft und des Futterbaues 3, 1917, S. X; Verhh. der zoolog.-botan. Ges. in Wien 68, 1918, S. (101); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; W. Böhm, Biograph. Hdb. zur Geschichte des Pflanzenbaus, 1997; Pfarre Rossau, Pfarre St. Johann Nepomuk, UA (m. B.), alle Wien; Pfarre Ratibořské Hory, CZ.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 75f.
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