Weiss, Adolf Gustav (1837–1894), Botaniker

Weiss Adolf Gustav, Botaniker. Geb. Freiwaldau, Schlesien (Jeseník, CZ), 25. 8. 1837; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 17. 3. 1894 (begraben: Wr. Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn von →Joseph W. (s. u. Edmund W.) und Josepha Klara W., geb. Vielhauer (geb. Zuckmantel, Schlesien / Zlaté Hory, CZ, 3. 5. 1803; gest. Wien, 30. 4. 1892), älterer Zwillingsbruder von →Edmund W.; ab 1863 verheiratet mit Hermine W., geb. Vokaty (geb. Wien, 18. 6. 1837; gest. ebd., 27. 12. 1930). – Nach Besuch des Gymn. in Troppau stud. W. ab 1855 Naturwiss. an der Univ. Wien. Hier widmete er der Pflanzenphysiol., Physik und Chemie bes. Augenmerk; 1858 Dr. phil. an der Univ. Gießen. Bereits 1860 habil. sich W. an der Univ. Wien zum Priv.Doz. für physiolog. Botanik. Im August 1862 als Ass. am mineralog. Hof-Kabinett eingestellt, erfolgte schon im November die Ernennung zum o. Prof. der Botanik und Dir. des Botan. Gartens an der Univ. Lemberg. In dieser Stellung verblieb er bis zur Berufung zum o. Prof. der allg. Botanik und Dir. des pflanzenphysiolog. Inst. an der Univ. Prag Anfang 1871. Bedingt durch die Teilnahme an einer Expedition nach Nordafrika zur Beobachtung einer Sonnenfinsternis in Tunis sowie eine anschließende Erkrankung, konnte W. jedoch erst mit Wintersemester 1872 seine Tätigkeit in Prag aufnehmen, wo er einerseits die Teilung der botan. Lehrkanzel in eine anatom.-physiolog. und in eine systemat. durchsetzte und andererseits das monarchieweit erste eigenständige pflanzenphysiolog. Inst. gründete. Seit früher Jugend naturwiss. und astronom. interessiert, verf. W. bereits 1857 „Studien aus der Natur“ (2. Aufl. 1860), sein erstes Buch, das themat. weit gestreute Betrachtungen über Sonnenflecken, Meteoriten, die Oberfläche des Mondes sowie den Bau der Pflanzen und Protozoen enthielt. Gleichzeitig legte er erste pflanzenphysiolog. Aufsätze, wie „Ueber ein neues Vorkommen der Spaltöffnungen und einige andere Bemerkungen über dieselben“ (in: Verhh. des zoolog.-botan. Ver. in Wien 7, 1857), vor. Bes. hervorzuheben sind weiters die Abh. über „Die Pflanzenhaare“ (in: Botan. Untersuchungen 1, 1867) und das Lehrbuch „Anatomie der Pflanzen“ (= Allg. Botanik 1, 1878). Neben diversen kleineren botan. Arbeiten publ. W. auch mehrfach über Kristallformen chem. Verbindungen und berichtete „Ueber einige Fundorte von Tertiär-Versteinerungen der Westküste des Peloponnes“ (in: Jb. der k.-kgl. geolog. Reichsanstalt 13, 1863). W. war u. a. ab 1856 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien, ab 1859 Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt in Wien und ab 1880 k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien; 1873 Reg.Rat.

Weitere W.: s. Wurzbach; Nestler; Molisch.
L.: Prager Abendbl., 19., Neues Wiener Journal, 24. 3. 1894; ADB; Almanach Wien 44, 1894, S. 259ff.; Stafleu; Wurzbach (m. W.); A. Skofitz, in: Österr. botan. Z. 34, 1884, S. 1ff. (m. B.); Montagsbl. aus Böhmen 16, 1894, Nr. 12, S. 5; A. Nestler, in: Österr. botan. Z. 44, 1894, S. 321ff. (m. W.); H. Molisch, in: Berr. der dt. botan. Ges. 12, 1894, S. (28)ff. (m. W.); Gartenflora 43, 1894, S. 366f.; Botanik und Zool. in Österr. … 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; V. Maiwald, Geschichte der Botanik in Böhmen, 1904, s. Reg.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; H. Zapfe, Index palaeontologicorum Austriae, Suppl., 1987; Leks. historii Polski, 1995; P. Köhler – M. Svojtka, in: Wiadomości Botaniczne 60, 2016, S. 98 (m. B.); UA, Wien (m. B.); Pfarre Jeseník, CZ.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 82f.
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