Weiß, Anton (1852–1912), Theologe und Kirchenhistoriker

Weiß Anton, Theologe und Kirchenhistoriker. Geb. St. Ruprecht (St. Ruprecht an der Raab, Stmk.), 17. 5. 1852; gest. Fünfing (Fünfing bei St. Ruprecht an der Raab, Stmk.), 27. 8. 1912; röm.-kath. Sohn des Schuhmachermeisters Johann W. und dessen Frau Constantia (Konstantia) W., geb. Vöckl, Bruder von →Johann W. – W. besuchte ab 1864 die Privatlehranstalt des fürstbischöfl. Knabenseminars in Graz und maturierte 1872 am Staatsgymn. Im selben Jahr nahm er ein Stud. der Theol. an der Univ. Graz auf; 1875 Priesterweihe, 1882 Dr. theol. 1876–78 war er als Kaplan in Kindberg tätig, 1878–83 als Adjunkt und Stud.präfekt am fürstbischöfl. Priesterhaus in Graz und 1883–91 schließl. als Kaplan in der Grazer Grabenpfarre. 1883/84 suppl. W. Bibelstud. des Neuen Bundes an der Univ. Graz, wo er 1891 zum ao. Prof. für Kirchengeschichte und Patrol. ernannt wurde. 1893–1912 hatte er eine o. Professur für diese beiden Fächer inne; 1892/93 und 1895/96 Senator, 1893/94, 1898/99 und 1905/06 Dekan der theol. Fak., 1896/97 Rektor (mit Sitz im stmk. LT). Anlässl. seiner Inauguration als Rektor hielt er im November 1896 eine Rede über „Aeneas Sylvius Piccolomini als Papst Pius II.“, die 1897 unter diesem Titel veröff. wurde. Das Werk spiegelt das Leben des Papstes in anschaul. Weise wider, enthält bis dahin noch unveröff. Briefe und befasst sich auch mit dem Wirken Piccolominis in der Stmk. Im Stud.jahr 1900/01 bearb. W. im Vatikan. Archiv Grazer Nuntiaturberr., deren Ed. aber nicht mehr erfolgte. Auf Anregung →Leopold Schusters gab W. 1907–10 eine zweibändige „Historia ecclesiastica“ heraus, die aufgrund ihrer Ausführlichkeit und Modernität sehr gelobt wurde. Ein geplanter 3. Bd. konnte nicht mehr fertiggestellt werden. W. übte daneben zahlreiche kirchl. Ämter aus: 1892 fürstbischöfl. Rat, 1894–1910 Rat des fürstbischöfl. Offizialats, 1896–1912 Prosynodal-Examinator, 1897 fürstbischöfl. w. Konsistorialrat und Referent der Diözese Graz-Seckau, 1905–06 Bücherzensor, 1910–12 Rat des Offizialats in Ehesachen. W., der 1912 zum HR ernannt wurde, war Mitgl. der Hist. Landeskomm. für Stmk.

Weitere W.: Kurze Darstellung der sog. Reform und Gegenreformation in Stmk., 1905.
L.: Grazer Tagbl., Grazer Volksbl., 28. 8. 1912; A. Posch, Beitrr. zur Geschichte der Karl-Franzens-Univ. zu Graz ..., 1927, S. 45; F. Rinnhofer, Kurzbiographie aller Lehrenden an der Theol. Fak. der Karl-Franzens-Univ. Graz ... 1827/28 bis 1938/39, theol. DA Graz, 1987; F. Rinnhofer, Grazer Theol. Fak. ... 1827/28 bis 1938/39, theol. Diss. Graz, 1991, s. Reg.; Diözesanarchiv Graz-Seckau, Graz, Pfarre St. Ruprecht an der Raab, beide Stmk.
(St. Glück)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 84
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