Weiß, Johann (1850–1919), Theologe und Kirchenmusiker

Weiß Johann, Theologe und Kirchenmusiker. Geb. St. Ruprecht (St. Ruprecht an der Raab, Stmk.), 20. 11. 1850; gest. Fünfing (Fünfing bei St. Ruprecht an der Raab, Stmk.), 7. 9. 1919; röm.-kath. Sohn des Schuhmachermeisters Johann W. und dessen Frau Constantia (Konstantia) W., geb. Vöckl, Bruder von →Anton W. – W. besuchte ab 1862 das bischöfl. Knabenseminar und Gymn. in Graz, wo er 1869 maturierte. Im selben Jahr begann er mit dem Stud. der Theol. an der Univ. Graz und trat in das Priesterseminar ein; 1873 Ordination, 1883 Dr. theol. 1874–75 wirkte er als Kaplan in Wolfsberg im Schwarzautal, ehe er 1875–76 an der Chordirigentenschule in Regensburg stud. Nach seiner Rückkehr in die Stmk. war er 1876–84 als Regenschori und Lehrer für Religion, Mathematik, Geschichte, Geographie und Gesang am Knabenseminar in Graz tätig; zudem hielt er Vorträge über Choralgesang im Priesterhaus. Nach seiner Ernennung zum Domkaplan 1884 wirkte er bis 1891 als Domkapellmeister sowie Präses des Diözesan-Cäcilienver. und unterrichtete i. d. F. bis 1893 an der Grazer Lehrerinnenbildungsanstalt. 1882 zum fürstbischöfl. Rat ernannt, suppl. er ab dem Sommersemester jenes Jahrs Bibelstud. des Alten Bundes an der Univ. Graz. 1893–1919 lehrte er ebd. als o. Prof. Bibelstud. des Alten Bundes und oriental. Dialekte. 1895 verf. er eine Monographie über „Die musikalischen Instrumente in den heiligen Schriften des Alten Testamentes“. 1893/94 und 1896/97 fungierte er als Senator sowie 1894/95, 1901/02 und 1906/07 als Dekan der theol. Fak. 1900 wurde er zum Rektor der Univ. Graz gewählt, womit ein Sitz im stmk. LT verbunden war. Im Zuge seiner Inauguration kam es zum Eklat, als er die Diskriminierung der kath. Studentenverbindung Carolina beenden wollte und diese zum Chargieren einlud, was allerdings am Senat scheiterte. W. übte neben seiner wiss. Tätigkeit – sein 1911 publ. Kommentar „Das Buch Exodus“ verschaffte ihm international Anerkennung – diverse kirchl. Ämter aus: 1894–1918 Stellv. des Defensor matrimonii et professionis religiosae, 1896–1919 Prosynodal-Examinator, 1897 fürstbischöfl. w. Konsistorialrat und Referent, 1910–19 Bücherzensor, 1917/18 fürstbischöfl. Koär. bei den theol. Rigorosen. 1902–05 gab er die Kirchenmusik-Z. „Gregorianische Rundschau“ heraus. Nicht nur als Reisehdb., sondern auch als Gebet- und Pilgerbuch dienten die 1902 veröff. „Reiseerinnerungen Johann Weißʼ an die Fahrt in das Heilige Land“. 1916 erfolgte seine Ernennung zum HR.

Weitere W.: Orgelbegleitung zu den Responsorien beim hl. Amte, 1884, 3. Aufl. 1923; Responsorien-Tafeln beim hl. Amte, 1884; Taubstummendir. F. S. Prugger, 1887; zahlreiche Artikel und Rezensionen.
L.: Tradition und Herausforderung. 400 Jahre Univ. Graz, ed. K. Freisitzer u. a., 1985, S. 106f. (m. B.); F. Rinnhofer, Kurzbiographie aller Lehrenden an der Theol. Fak. der Karl-Franzens-Univ. Graz ... 1827/28 bis 1938/39, theol. DA Graz, 1987 (m. B.); F. Rinnhofer, Grazer Theol. Fak. ... 1827/28 bis 1938/39, theol. Diss. Graz, 1991, s. Reg.; W. Höflechner, Geschichte der Karl-Franzens-Univ. Graz, 2006, s. Reg. (m. B.); G. Hartmann – M. Simmerstatter, Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina, 2013, s. Reg.; 800 Jahre Diözese Graz-Seckau, ed. M. Sohn-Kronthaler u. a., 2018, s. Reg.; A. Janisch, in: 150 Jahre Bischöfl. Seminar in Graz, ed. J. Jamnig, o. J., s. Reg.; Pfarre St. Ruprecht an der Raab, Stmk.
(Ch. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 89
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