Weisse, Maximilian Ritter von (1798–1863), Astronom

Weisse Maximilian Ritter von, Astronom. Geb. Ladendorf (NÖ), 16. 10. 1798; gest. Wels (OÖ), 10. 10. 1863; röm.-kath. Sohn des Oberamtsmanns Johann Heinrich W. und seiner Ehefrau Antonie, geb. Glax; ab 1826 verheiratet mit Caroline W., geb. Lierhammer, der Tochter eines in Krakau lebenden Nürnberger Kaufmanns. – W. besuchte zunächst die Hauptschule in Korneuburg und erhielt seine weitere Ausbildung ab 1808 am Akadem. Gymn. in Wien. Ab 1815 Stipendiat der Windhag. Stiftung im Stadtkonvikt, stud. er nach Absolv. der phil. Jgg. 1815–18 bis 1821 Rechtswiss. an der Univ. Wien; die in der Literatur angegebene Prom. zum Dr. iur. 1822 ist nicht erfolgt; 1825 Dr. phil. an der Univ. Krakau. Bereits während seines Stud. verfolgte er seine naturwiss. Interessen, die vorwiegend auf dem Gebiet der Astronomie und Mathematik lagen, und absolv. mehrere Konkursprüfungen. 1823 zum Ass. von →Joseph Johann v. Littrow an der Wr. Univ.sternwarte ernannt, stieg er 1825 zum Dir. der Krakauer Sternwarte auf und erhielt zugleich eine Professur für Astronomie an der dortigen Univ., an der er später auch höhere Mathematik lehrte; 1833 Dr. iur., 1833–35, 1850/51, 1854/55 sowie 1859/60 Dekan der phil. Fak., 1833–47 Mitgl. des Hohen Rats der Univ. 1862 trat er i. d. R. und zog nach Amstetten. Zuletzt lebte er in Wels. In seinen Stud. widmete sich W. zunächst der astronom. Zeit- und Längenbestimmung. Seinen 1829 erschienenen Planetentafeln „Coordinatae Mercurii, Veneris, Martis, Jovis, Saturni et Urani“ folgte im selben Jahr die Arbeit zur Zeitbestimmung von korrespondierenden Höhen, „Correctiones temporis ex altitudinibus correspondentibus calculatae“. In den Folgejahren befasste er sich vorwiegend mit Positionsbestimmungen an der Krakauer Sternwarte, die er als Dir. mit einem neuen Meridiankreis, einem Passageinstrument sowie einem Äquatorial, einem parallakt. montierten Refraktor und einem Kometensucher ausrüstete. Außerdem ließ er für das Gaußʼsche Magnetometer einen eigenen Bau errichten. Die Ergebnisse seiner Stud. über Meteorol. und Erdmagnetismus publ. W. in dem von Johann Schweigger hrsg. „Journal für Chemie und Physik“. Weiters sind die Tabellenwerke „Tafeln zur Reduction der bey verschiedenen Wärmegraden beobachteten Barometerstände auf jede beliebige Normal-Temperatur“ (1827) sowie „Tafeln zur Berechnung der Höhen-Unterschiede aus beobachteten Barometer- und Thermometerständen“ (1831) hervorzuheben. 1845 erschien sein Werk über Kometenbeobachtungen „Observationes magni cometae anni 1843 et istius anni 1840“. Im 37. Bd. der „Astronomischen Nachrichten“ veröff. er 1854 Beobachtungen zu Pallas, Vesta und Melpomene. Seine bedeutendste Schrift stellt der aus Friedrich Wilhelm Bessels und Friedrich Argelanders Zonenbeobachtungen gefertigte zweiteilige Sternkat. „Positiones mediae stellarum fixarum in zonis regiomontanis a Besselio inter – 15˚ et + 15˚“ (1846, bzw. „ .... – 15˚ et + 45˚“, 1863) dar. Dieses Werk ging als „Weisse-Katalog“ in die astronom. Literatur ein. W. war u. a. ab 1849 k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien sowie Mitgl. der Schles. Ges. für vaterländ. Cultur in Breslau. 1848 erhielt er die Anerkennungsmedaille der Royal Astronomical Society sowie die große goldene Gelehrten-Medaille, 1854 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1862 den Orden der Eisernen Krone III. Kl. sowie den russ. St. Annen-Orden II. Kl. W. wurde 1863 in den Ritterstand erhoben.

Weitere W.: s. Almanach, 1864; Wurzbach; WS für Astronomie.
L.: ADB; Almanach Wien 11, 1861, S. 32, 14, 1864, S. 163ff. (m. W.); Wurzbach (m. W.); A. Reslhuber, in: Astronom. Nachrichten 61, 1863, S. 113; WS für Astronomie, Meteorol. und Geographie 18 (= NF 7), 1864, S. 132ff. (m. W.); J. A. Grunert, Archiv der Mathematik und Physik 41, 1864, Literar. Ber. S. 162; H. Mädler, Geschichte der Himmelskde. von der ältesten bis auf die neueste Zeit 2, 1873, S. 125; K. Ławrynowicz, F. W. Bessel 1784–1846, 1995, S. 118f.; UA, Wien; Pfarre Ladendorf, NÖ; Pfarre Wels-St. Joseph, OÖ.
(N. Pärr)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 98f.
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