Weitenweber, Wilhelm (1804–1870), Mediziner und Naturwissenschaftler

Weitenweber Wilhelm, Mediziner und Naturwissenschaftler. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 1. 10. 1804; gest. ebd., 1. 4. 1870; röm.-kath. Sohn des Postamts-Kassiers Anton W. (gest. Prag, 22. 10. 1818) und der Josepha W., geb. Freudig, Bruder u. a. von Felix W. (s. u.), Vater des Schriftstellers und Journalisten Wilhelm Adolph (Vilém) W. (geb. Prag, 6. 4. 1839; gest. ebd., 1. 12. 1901); ab 1838 verheiratet mit Maria W., geb. Ranek, verwitwete Swoboda (geb. Prag, 4. 3. 1817; gest. ebd., 12. 9. 1886). – W. besuchte das Gymn. auf der Kleinseite und absolv. ab 1820 die phil. Jgg. an der Univ. Prag. Ab 1823 stud. er dort Med.; 1830 Dr. med. nach Abfassung der Diss. „Synopsis nosologica Febrium et Phlegmasiarum juxta Swediauri Ἰατριϰην disposita“. Zunächst drei Jahre als Stadtarzt im böhm. Elbogen tätig, kehrte W. 1833 nach Prag zurück und wirkte dort als prakt. Arzt. Seit der Jugend an Naturwiss., bes. an Botanik, interessiert, verf. er zunächst einige kleinere Arbeiten für den „Naturalientausch“ von →Philipp Opiz. 1835 legte er mit „Der arabische Kaffee, in naturhistorischer, diätetischer und medizinischer Hinsicht“ (2. Aufl. 1837) seine erste größere Arbeit vor, die ihm rasch Bekanntheit eintrug. Ab 1836 gab er die Z. „Beiträge zur gesammten Natur- und Heilwissenschaft“ heraus, die 1841–42 unter dem Titel „Neue Beiträge zur Medicin und Chirurgie“ fortgesetzt wurde. 1845 folgte das wichtige Werk „Die medicinischen Anstalten Prag’s“, 1852 u. a. die „Denkschrift über August Joseph Corda’s Leben und literärisches Wirken“. Nach dem Tod des Mus.kustos Max Dormitzer übernahm W. die Red. der Z. „Lotos“, für die er auch zahlreiche biograph. Skizzen böhm. Naturforscher schrieb. Neben vielen kleineren Beitrr. für diverse med. Ztg. und Z. verf. er im Umfeld von Joachim Barrande ab 1857 auch paläontolog. Arbeiten, wie „Systematisches Verzeichniss der böhmischen Trilobiten, welche sich in der Sammlung des … Dr. Hier. Josef Zeidler … in Prag vorfinden“ (in: Lotos 7, 1857), „Zur Trilobitenkunde“ (ebd.) und „Beitrag zur geographischen Verbreitung der Trilobiten“ (ebd. 9, 1859). W. war u. a. ab 1837 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, ab 1850 ao. und ab 1853 o. Mitgl. sowie beständiger Sekr. der Kgl. böhm. Ges. der Wiss. sowie ab 1854 k. M. der Schles. Ges. für vaterländ. Cultur, ab demselben Jahr Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt in Wien. Nach ihm wurde u. a. 1839 eine Gattung der Glockenblumen und 1863 eine Flechten-Gattung Weitenwebera benannt. Sein Bruder Felix W. (geb. Prag, 12. 8. 1795; gest. ebd., 19. 1. 1868) stud. Jus und trat als Kreisprotokollist im Berauner Kreisamt in den Staatsdienst ein. 1850 als Kreissekr. pensioniert, interessierte er sich für böhm. Geschichte und Archäol. Er war langjähriges Mitgl. der archäolog. Sektion des Böhm. Mus. und zählte zu den Mitbegründern der Sophien-Akad. sowie des Prager Dombau-Ver. Kardinal →Friedrich Fürst zu Schwarzenberg ernannte ihn zu seinem Almosenier in Prag.

Weitere W.: s. Wurzbach; Oelsner; Futák – Domin.
L.: Bohemia, 2., 3. 4. 1870; ADB; Rieger (auch für Felix W.); Stafleu; Wurzbach (m. W., auch für Felix W., s. u. Wilhelm W.); Lotos 20, 1870, S. 86; T. Oelsner, in: Jahres-Ber. der Schles. Ges. für vaterländ. Cultur 48, 1871, S. 298ff. (m. W.); Leopoldina 7, 1871, S. 9; V. Maiwald, in: Jahres-Ber. des öff. Stifts-Obergymn. der Benedictiner zu Braunau in Böhmen ... 1902, 1902, S. 153f.; V. Maiwald, Geschichte der Botanik in Böhmen, 1904, s. Reg.; J. Futák – K. Domin, Bibliografia k flóre ČSR do r. 1952, 1960, S. 653f. (m. W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; I. Klášterský u. a., in: Zprávy Československé společnosti pro dějiny věd a techniky při Čekoslovenské akad. věd 14/15, 1970, S. 202; I. Klášterský u. a., in: Severočeskou přírodou, Příloha 1982/1, 1982, S. 231; Katedrála sv. Víta (auch für Felix W.), Kostel sv. Štěpána, beide Praha, CZ.
(M. Svojtka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 102f.
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