Wengler, Johann Baptist (1816–1899), Maler, Radierer und Lithograph

Wengler Johann Baptist, Maler, Radierer und Lithograph. Geb. St. Radegund (OÖ), 4. 6. 1816; gest. Aigen (Salzburg, Sbg.), 6. 4. 1899; röm.-kath. Ältester Sohn des Bauern Thomas W. und dessen Frau Viktoria W. – Bereits als Neunjähriger zeichnete W. nach Kupferstichen, ab dem 14. Lebensjahr erhielt er Zeichenunterricht bei einem Nachfolger Johann Nepomuk della Croces in Burghausen. 1835–40 stud. er an der Wr. ABK bei →Anton Petter, →Leopold Kupelwieser und →Johann Nepomuk Ender. Zu seinen Stud.kollegen gehörten →Johann Bapt. Reiter und Leopold Zinnögger. Sein eigentl. Lehrer war →Matthias Johann Ranftl, bei dem er in Wien wohnte. Dieser empfahl ihn 1840 als Zeichenlehrer an Bertha Fürstin v. Lobkowitz in Schloss Hořín bei Melnik in Böhmen. Im Jahr darauf ging W. nach Kreuz in Kroatien, wo er u. a. für die Kunsthandlung Müller Kostümbilder anfertigte (tw. im Oö. Landesmus., Linz). 1843–45 war er Zeichenmeister der Komtesse Pálffy in Malatzka und dann in gleicher Funktion u. a. beim russ. Fürsten Korakyn, bei den Töchtern des Staatsrats Tengoporsky und bei Gfn. Osarofsky sowie beim hannoverschen Gesandten Ernst Ludwig Frh. v. Bodenhausen. Damals entstanden zahlreiche Stud. aus dem Volksleben der von ihm besuchten Länder, außerdem meisterhafte Radierungen, wie „Tanzende Slowaken vor einem Wirtshaus“ und „Kirchtag in Mähren“ (beide 1845). Im 1844 erschienenen „Album der Künstler Wien’s“ ist er mit der Lithographie „Tanzende Ungarn“ vertreten. Auch als Maler widmete sich W. dem Bauernleben, so in „Der Landlertanz“ (1847), „Ein Bauernwindbeutel“ (1848, ident mit „Der Prahlhans“) und „Bezahlung, bitte“ (alle Oö. Landesmus.). 1839–59 beteiligte er sich mehrmals an den Jahresausst. der ABK (u. a. „Lustwandelnde“, „Die Spinnerin“, „Bayrische Wirtshausszene“, „Oberösterreichische Bauernhochzeit“, „Slowakisches Kirchweihfest“, „Eine häusliche Szene“) sowie denen des Österr. Kunstver. („Ein Best-Kegelscheiben in Oberösterreich“, „Die Ernte“, „Die Kurpfuscherin“). W., der mit der Revolution von 1848, in der zwei seiner Brüder als Soldaten fielen (Gedächtnisbild, 1861), sympathisierte, ging 1849 vorerst nach München und wanderte 1850 nach Nordamerika aus. Bei der Überfahrt lernte er die Emigrantenfamilie Weber kennen, mit der er nach Milwaukee reiste, und schlug sich dann zu Fuß durch Wisconsin bis zum oberen Mississippi nach St. Paul in Minnesota durch. Er kam dabei mit den Indianerstämmen der Sioux, Chipeways, Winnipegs und Menominees in Berührung, die er in zahlreichen Aquarellen darstellte. Seine Werke verkaufte W. dem New Yorker Kunstver. (erhalten blieben 45 Indianer-Stud. aus dem Nachlass, Oö. Landesmus.). Krankheitsbedingt musste W. 1851 nach Wien zurückkehren, wo er Zeichenlehrer der Töchter von Albert Gf. Festetics wurde. Damals entstanden das Panorama von St. Radegund (1852) und zahlreiche bäuerl. Genrebilder, aber auch „Sioux-Indianer auf einer Rolling-Prairie“. 1863 verließ er Wien für immer, um nach OÖ und dann ins oberbayr. Tengling zu ziehen. Zu den wenigen bekannten Werken dieser Zeit gehören die „Schnitter beim Mittagsmahl“ (1872, Oö. Landesmus.). 1875 kehrte W. auf Einladung der Familie Weber nach Amerika zurück. In Jersey City malte er nach Anfangsschwierigkeiten Porträts (u. a. von Kardinal John McCloskey) und kath. Kunst für das Verlagshaus Benzinger. Angebl. zählte er damals zu den populärsten Malern New Yorks und schuf Altarbilder u. a. für Denver und St. Paul. 1888 kehrte er endgültig in die Heimat zurück, vereinsamte und konnte wegen eines Augenleidens nicht mehr malen. Den Lebensabend verbrachte er bei seiner Schwester in Aigen bei Salzburg. Ab 1859 war W. Mitgl. im Albrecht Dürer-Ver. Sein Nachlass gelangte durch eine Spendensmlg. von Kunstfreunden (u. a. →Max Schlickinger und →Hugo v. Preen) ins Oö. Landesmus.

Weitere W.: s. Plank, J. B. W.
L.: Linzer Ztg., 10. 8. 1890; Tages-Post (Linz), 24. 3. 1895, 4. 5. 1913 (Beil.); Krackowizer; Thieme–Becker; Wurzbach; H. Ubell, in: 68. Jahres-Ber. des Mus. Francisco-Carolinum, 1910, S. 105ff.; Oö. Männergestalten, ed. E. Straßmayr, 1926, S. 186ff. (m. B.); H. Plank, J. B. W., (1966, m. W.); H. Plank, in: OÖ 16, 1966, Nr. 1/2, S. 35ff.; A. Marks, in: Oö. Kulturber. 20, 1966, S. 593ff.; Ch. F. Feest, in: European Review of Native American Studies 2/1, 1988, S. 43ff.; Bilder des Lebens. J. B. Reiter und der Realismus des 19. Jh., ed. L. Schultes, Linz – Grafenegg 1990, S. 230f., 233, 262f. (Kat.); … nach Amerika, ed. H. Chmelar, Burg Güssing 1992, S. 267, 280f. (Kat.); H. Etzlstorfer, in: Blickpunkte. Kulturz. OÖ 42, 1992, H. 1, S. 1ff.; H. Etzlstorfer, in: Lebenswelten – Alltagsbilder, ed. B. Prokisch, Linz 1993, S. 53ff., 218ff. (Kat.); Ch. F. Feest – S. S. Kasprycki, Peoples of the Twilight. European Views of Native Minnesota 1823 to 1862, 1999, passim; L. Schultes, in: Weltkunst 70, 2000, S. 478f.; L. Schultes, in: Go West, ed. D. Buchhart – G. W. van Bussel, 2008, S. 29ff.; F. Sonntag, in: Das Bundwerk 23, 2008, S. 13ff.; L. Schultes, in: OÖ Archiv, ed. G. Heilingsetzer u. a., Bll. Nr. OA 02066, 04013, 04014; ABK, Wien.
(L. Schultes)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 116f.
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