Werner, Franz (1867–1939), Zoologe

Werner Franz, Zoologe. Geb. Wien, 15. 8. 1867; gest. ebd., 28. 2. 1939; röm.-kath. Sohn des Kaufmanns und späteren Versicherungsinsp. Franz W. und von Amalia W., geb. Papaček, Vater u. a. des Landesgerichtsrats Dr. Franz W. (geb. 26. 8. 1898) und des Oberbaurats Ing. Rudolf W. (geb. 14. 6. 1900); ab 1896 mit Elisabeth W., geb. Leder, verheiratet. – Nach Besuch der Realschule, wo er 1885 maturierte, stud. W. zunächst als ao. Hörer Zool., Botanik, Mineral. und Chemie an der Univ. Wien, u. a. bei →Karl Claus, hörte aber auch med. Vorlesungen. 1888 legte er die Gymn.matura ab und konnte sein Stud. als o. Hörer fortsetzen; 1890 Dr. phil. mit der Diss. „Untersuchungen über die Zeichnungen der Schlangen“. Nach einem Aufenthalt in Leipzig kam er an das Inst. für Zool. der Univ. Wien. 1894 übernahm er dort die Ass.stelle bei Claus, 1898 habil. er sich für Zool., 1909 wurde er zum ao. Prof. und 1919 zum o. Prof. ernannt. 1933 trat er i. d. R., blieb aber noch als Hon.prof. aktiv. Sein wiss. Fachgebiet waren in erster Linie die Herpetol., die Insektengruppe der Orthopteren sowie Spinnentiere, wie Skorpione, Solifugen und Pedipalpen. W. veröff. über 550 Publ. und beschrieb zahlreiche neue Tierarten, wobei seine bes. Stärke auf systemat. und faunist. Gebiet lag. Er selbst bezeichnete sich v. a. als Feldforscher, der auf seinen Reisen nicht nur seine Smlgg. vermehrte, sondern systemat., etholog. und zoogeograph. Stud. durchführte. W. bereiste die Balkanhalbinsel, führte tiergeograph. Forschungen auf den Inseln des östl. Mittelmeers und Griechenlands durch und unternahm Reisen in das nördl. und das trop. Afrika. Erwähnenswert sind seine Untersuchungen der österr. Fauna. Nach seinem Tod schenkten W.s Söhne dessen umfangreiche Privatsmlg. von Reptilien, Amphibien, Insekten, Skorpionen, Spinnen, Myriapoden, Crustaceen, Würmern, Schnecken und Muscheln dem Naturhist. Mus. in Wien. Er selbst hatte viele seiner Typenexemplare schon zu Lebzeiten im Zoolog. Mus. der Univ. Hamburg hinterlegt. Seit seiner Jugend war er zudem ein begeisterter Terrarianer, betreute im zoolog. Inst. die Aquarien und Terrarien und fungierte als Berater für das Vivarium im Prater. W. war ab 1904 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, ab 1921 k. M. der Akad. der Wiss. in Wien, ab 1924 Mitgl. der Zoological Society in London sowie Mitgl. der Akad. in Lissabon und Kairo und Ehrenmitgl. der American Society of Ichthyologists and Herpetologists; 1938 Dr. h. c. der Univ. Athen. Die Verleihung des großen silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österr. lehnte er aufgrund seiner nationalsozialist. Gesinnung (ab 1934 Mitgl. der NSDAP) ab.

Weitere W. (s. auch Wettstein): Die Reptilien und Amphibien Österr.-Ungarns und der Occupationsländer, 1897; Die Lurche und Kriechtiere, in: Brehms Tierleben 4/1–5/2, 4. neubearb. Aufl., 1912–13; Giftschlangen und die Serumbehandlung der Schlangenbisse, 1931 (gem. m. R. Kraus); Scorpiones, Pedipalpi, in: Dr. H. G. Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs 5, 1935; Die Amphibien und Reptilien Griechenlands, in: Zoologica 35, 1938.
L.: Almanach Wien 89, 1940, S. 210ff.; B. C. Mahendra, in: Nature 143, 1939, S. 711; R. Puschnig, in: Carinthia II, 130, 1940, S. 141ff.; W. Mosauer, in: Herpetologica 1, 1940, S. 178f., 181ff.; O. Wettstein u. a., in: Annalen des Naturhist. Mus. in Wien 51, 1941, S. 8ff. (m. B. u. W.); UA (m. B.), WStLA, beide Wien.
(V. Stagl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 136f.
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