Werner, Richard Maria (1854–1913), Germanist und Literaturhistoriker

Werner Richard Maria, Germanist und Literaturhistoriker. Geb. Iglau, Mähren (Jihlava, CZ), 11. 8. 1854; gest. Wien, 31. 1. 1913. Sohn des Lehrers, Schuldir. und Landesschulinsp. Karl W. (geb. Wien, 5. 5. 1828; gest. Meran, Tirol / Meran/Merano, I, 26. 3. 1898) und seiner Frau Rosina W., geb. Heller, Neffe von →Johann Florian Heller, Cousin von →Anton Tomaschek, →Ignaz Tomaschek, →Johann Adolf Edler Tomaschek v. Stradowa, →Karl Tomaschek, Schwager von →Max Leopold Ehrenreich und →Alexander W.; ab 1884 verheiratet mit Anna W., geb. Guggenbichler. – Nach dem Schulbesuch in Iglau, Brünn und Znaim maturierte W. 1872 am Kleinseitner Gymn. in Prag und stud. 1872–76 u. a. bei →Alexander Conze, →Wilhelm Ritter v. Hartel und →Johannes Vahlen dt. und klass. Philol., klass. Archäol., Geschichte und Kunstgeschichte an der Univ. Wien. 1876 Dr. phil. bei →Richard Heinzel mit einer Arbeit über den Minnesänger Heinrich v. Morungen, setzte W. seine Stud. an den Univ. Straßburg (1876–77) sowie Berlin (1877–78) fort, wo er u. a. Hörer bei Rudolf Henning, Karl Viktor Müllenhoff und →Wilhelm Scherer war. 1878 habil. er sich an der Grazer Univ. bei Heinzel über die Basler Bearb. des Lamprecht’schen Alexanderlieds. 1878–83 Priv.Doz. für Neuere dt. Sprache und Literatur an der Univ. Graz, 1883–86 ao. Prof., 1886–1910 o. ö. Prof. der dt. Sprache und Literatur an der Univ. Lemberg, verbrachte er seine letzten Lebensjahre in Wien. W., Autor zahlreicher, vom Positivismus geprägter Werke zur dt. Literaturgeschichte, publ. u. a. Monographien über Autoren des 18. und 19. Jh. („Ludwig Philipp Hahn. Ein Beitrag zur Geschichte der Sturm- und Drangzeit“, 1877; „Lessings Emilia Galotti“, 1882; „Hebbel“, 1905; „Gotthold Ephraim Lessing“, 1908) sowie über Lyrikanalyse („Lyrik und Lyriker. Eine Untersuchung“, 1890). Bleibendes hinterließ er durch die hist.-krit. Ausg. der Werke Hebbels („Friedrich Hebbel, Sämtliche Werke“, 24 Bde., 1901–07). Des Weiteren ed. er den Briefwechsel zwischen Johann Wolfgang v. Goethe und Josephine Gfn. O’Donell („Goethe und Gräfin O’Donell. Ungedruckte Briefe nebst dichterischen Beilagen“, 1884) sowie jenen zwischen Tobias Philipp v. Gebler und Friedrich Nicolai („Aus dem Josephinischen Wien. Geblers und Nicolais Briefwechsel während der Jahre 1771–1786“, 1888), die Werke Gottfried August Bürgers („Ausgewählte Werke“, 2 Bde., 1885–86) und war auch an der Weimarer Goethe-Ausg. (1887–1919) beteiligt. 1893 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez., erhielt W. 1908 den Titel und Charakter eines HR.

Weitere W. (s. auch Internationales Germanistenlex.): Betty Paoli, 1898; Der österr. Parnaß verspottet in Wort und Bild, 1912. – Ed.: J. v. Tarent und die dramat. Fragmente von J. A. Leisewitz, 1889; A. Peiba, Gallerie von teutschen Schauspielern und Schauspielerinnen …, 1910.
L.: NFP, 1., 2. 2. 1913; Wurzbach; H. Gartelmann, Zur Dramatik. Ein dramaturg. Waffengang mit Prof. R. M. W., 1896; Dt. Zeitgenossen-Lex., ed. F. Neubert, 1905; Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, 1908 (m. B.); F. Jaksch, Lex. sudetendt. Schriftsteller … 1900–29, 1929; Nekrolog zu Kürschners Literatur-Kal. 1901–35, ed. G. Lüdtke, 1936; E. Leitner, Die neuere dt. Philol. an der Univ. Graz 1851–1954, 1973, s. Reg. (m. B.); K. Kuczyński, in: Hebbel-Jb. 44, 1988, S. 127ff.; K. Sauerland, in: LiLi – Z. für Literaturwiss. und Linguistik 21, 1991, H. 82, S. 133ff.; R. Hemmerle, in: Mitt. des Sudetendt. Archivs 116, 1994, S. 41f.; Vom Seminar für dt. Philol., Univ. Graz zum Inst. für Germanistik, Karl-Franzens-Univ. Graz, ed. B. Müller-Kampel – R. Müller, Graz 1994, S. 81f. (Kat.); Internationales Germanistenlex. 1800–1950, 3, 2003 (m. W.).
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 140
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