Wertheimer von Wertheimstein, Samuel (Sigmund) Edler (1797–1854), Großhändler und Bankier

Wertheimer von Wertheimstein Samuel (Sigmund) Edler, Großhändler und Bankier. Geb. Wien, 24. 2. 1797; gest. Baden (NÖ), 18. 6. 1854; mos. Sohn von Hermann Edler W. v. W. (geb. Wien, 1750 oder 1753; gest. ebd., 30. 3. 1812), der 1792 das Adelsprädikat „Edler von Wertheimstein“ erhalten hatte und 1800 die Fa. Hermann E. v. Wertheimstein gründete, und Henriette Edle W. v. W., geb. Herzberg (geb. Brody, Galizien/UA, 12. 1. 1761; gest. 21. 10. 1826), Großcousin von →Leopold Ritter W. v. W., Bruder der Sängerin Charlotte Sofie Edle W. v. W. (geb. Wien, 25. 2. 1795; gest. Speising, NÖ/Wien, 9. 9. 1877), der Ehefrau von Karl Jacques, und von Heinrich Edler W. v. W. (geb. Wien, 15. 6. 1799; gest. ebd., 15. 6. 1830), der ab 1817 im Familienunternehmen tätig war; ab 1819 verheiratet mit Nanette Edle W. v. W., geb. Kohn (geb. Wien, 22. 12. 1798; gest. ebd., 27. 4. 1849). – W. erhielt nach dem Tod seines Vaters die Prokura und 1823 die Großhandelsbefugnis, woraufhin er mit seinem Bruder Heinrich einen Ges.vertrag zur Errichtung des priv. Großhandlungshauses Hermann von Wertheimstein & Söhne abschloss. Nach dessen Tod wurde Karl Jacques zum zweiten Leiter der Fa. 1830 war W. Zensor der k. k. priv. österr. Nationalbank, Mitgl. des Bankausschusses, ab 1837 Mitgl. der Bankdion. und darüber hinaus Zensor bei der k. k. priv. ersten Brand-Versicherungs-Ges. Als aktives Mitgl. der jüd. Gmd. (Vorsteher des Bethauses und Mitgl. der Brüderschaft) erwarb sich W. bes. Verdienste durch seine Wohltätigkeit: Er spendete 7.000 fl zur Errichtung eines Siechen- (oder Armen-)Hauses, das dem 1844 neu aufgebauten jüd. Spital in der Wr. Seegasse hinzugefügt wurde. Er starb kinderlos und hinterließ ein Vermögen von 1.200.000 fl, mit dem er testamentar. zahlreiche Stiftungen, christl. wie jüd. Institutionen sowie Arme aller Konfessionen unterstützte, Stipendien für Künstler, Studenten, Rabbinats-Kandidaten und jüd. Handwerksgesellen aussetzte und große Spenden für Kinderbewahranstalten, Frauenver., das israelit. Spital und den Tempel tätigte. Im Andenken an seine Ehefrau richtete er eine Stiftung für die Heiratsausstattung armer israelit. Mädchen ein. Zu seinen besten Freundinnen zählte →Maria Smolenitz v. Smolk. W. war kgl. span. Konsul und erhielt 1852 das Ritterkreuz des kgl. span. Ordens Karls III.

L.: WZ, 20. 6., 2. 7. 1854; Wininger; Wurzbach; Allg. Ztg. des Judenthums 18, 1854, S. 363f.; G. Wolf, Geschichte der Juden in Wien (1156–1876), 1876, S. 147; K. Tschurn, Die Entwicklung des Verwaltungsorganismus der Oesterr.-ung. Bank …, 1908, S. 32; B. Wachstein, Die Inschriften des alten Judenfriedhofes in Wien 2, 1917, S. 496; M. Grunwald, Nachträge zu den … Quellen und Forschungen zur Geschichte der Juden in Österr., 1936, S. 206, 345; R. Holzer, Villa W., 1960, S. 18; R. Komanovits, Der Wirtschaftsadel unter K. Franz II. (I.) … 1792 bis 1815, 2, phil. Diss. Wien, 1975, S. 477f.; G. Gaugusch, Wer einmal war. A–K, 2011, S. 1452ff.; IKG, Österr. Nationalbank, beide Wien.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 149f.
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