Wesselényi von Hadad, Miklós d. Ä. Baron (1796–1850), Politiker

Wesselényi von Hadad Miklós d. Ä. Baron, Politiker. Geb. Zsibó, Siebenbürgen (Jibou, RO), 30. 12. 1796; gest. Pest (Budapest, H), 21. 4. 1850; evang. HB. Enkel der Schriftstellerin Polyxena Baronin Daniel v. Vargyas (geb. 1720 oder 1721; gest. 1775), Sohn des Politikers und Förderers des ung. Theaterwesens Miklós Baron W. v. H. (geb. Zsibó, 11. 12. 1750; gest. ebd., 25. 10. 1809) und der Helena Baronin W. v. H., geb. Cserey v. Nagyajta (geb. Kraszna, Siebenbürgen / Crasna, RO, 1754; gest. Zsibó, 13. oder 16. 12. 1830), Vater u. a. des Sportreiters und Magnatenhausmitgl. Béla Baron W. v. H. (geb. Zsibó, 11. 3. oder 11. 5. 1847; gest. Alsózsuk, Ungarn / Jucu de Jos, RO, 20. 10. 1904) sowie von Miklós Baron W. v. H. d. J. (s. u.); ab 1845 verheiratet mit Anna Baronin W. v. H., geb. Lux (Luchs) (geb. Freiwaldau, Böhmen / Jeseník, CZ, 28. 7. 1827; gest. Andornak/Andornaktálya, H, 19. 1. 1865). – W. erhielt eine sorgfältige Erziehung unter János Tőkés v. Magyaros bzw. dem Literaturhistoriker sowie Goethe- und Schiller-Übers. Mózes Pataky v. Sárospatak u. Károlyvár d. J. 1821–22 bereiste er gem. mit →István Gf. Széchenyi v. Sárvár u. Felsővidék Dtld., Frankreich und England. Sein Reisetagebuch wurde 1925 unter dem Titel „Báró Wesselényi Miklos útinaplója 1821–1822“ veröff. Zunächst Unterstützer der bürgerl.-nationalen Reformprojekte Széchenyis – u. a. 1830 bei der Gründung der Ung. Gelehrtenges., des Vorläufers der MTA –, wandte sich W. Anfang der 1830er-Jahre von ihm ab. Als er 1832–36 als eine der zentralen Figuren der ung. Reformopposition bzw. der Siebenbürger Opposition am ung. LT in Pressburg teilnahm, stellten nicht nur die Munizipalautonomie und die Urbarregulierung in Siebenbürgen, sondern auch die Unabhängigkeit Ungarns die Eckpunkte seines polit. Vorhabens dar. Da W. 1835 unter Umgehung der Zensur den Text der LT-Debatten abdrucken ließ („Napló“) sowie bei der Sathmarer Kom.versmlg. für die erbl. Ablösung plädierte, wurde er im selben Jahr wegen Missbrauchs der Redefreiheit bzw. Majestätsbeleidigung angeklagt. Während des Prozesses u. a. von →Franz v. Deák und →Ferenc Kölcsey verteidigt und 1838 zu drei Jahren Festungsstrafe verurteilt, wurde er aufgrund eines Augenleidens nach zwei Monaten freigelassen und 1840 begnadigt. 1840–43 in der Kaltwasserheilanstalt des →Vinzenz Priessnitz im schles. Gräfenberg erfolglos behandelt, kehrte W. 1843 nach Siebenbürgen zurück, wo er 1844 vollkommen erblindete. 1843–48 Vizegespan des Kom. Klausenburg, war W. maßgebl. daran beteiligt, dass während der Revolution 1848 auch der Klausenburger LT für die Union Siebenbürgens mit Ungarn votierte. Ab Herbst 1848 erneut in Gräfenberg, verstarb er auf der Heimreise. W., eine der bedeutendsten und populärsten Gestalten der ung. Reformzeit, veröff. u. a. „Balítéletekről“ (1833), eine Kritik der wirtschaftl. und polit. Verhältnisse im Kg.reich Ungarn, sowie „Szózat aʼ magyar és szláv nemzetiségʼ ügyében“ (1843; dt. „Eine Stimme über die ungarische und slawische Nationalität“, 1844), worin er die Nationalitätenfrage aus Sicht eines ung. Nationalliberalen thematisierte. Die Modernisierung der Landwirtschaft war ihm ebenso ein Anliegen wie die Pferdezucht („Aʼ régi híres ménesek egyikeʼ megszünésének okairól“, 1829; „Teendők a lótenyésztés körül“, 1847). W. war ein ausgez. Fechter, Jäger sowie Schwimmer und rettete in Pest während des Hochwassers 1838 zahlreiche Menschen vor dem Ertrinken. Er war ab 1830 Dion.- und ab 1831 Ehrenmitgl. der MTA. Sein Sohn, der Politiker Miklós Baron W. v. H. d. J. (geb. Zsibó, 13. 12. 1845; gest. Klausenburg, Ungarn / Cluj-Napoca, RO, 2. 7. 1916; evang. HB), absolv. das ref. Kollegium in Klausenburg und stud. anschließend an der Univ. Berlin. Nach seiner Rückkehr nach Siebenbürgen widmete er sich zunächst der Bewirtschaftung seiner Güter. Miklós W., ein Verfechter der Magyarisierung, war 1888–1903 Obergespan des Kom. Szilágy, erbl. Mitgl. des Magnatenhauses und ab 1905 auch RT-Abg. 1898 wurde er mit dem Ritterkreuz des Leopold-Ordens und 1902 mit dem Orden der Eisernen Krone II. Kl. ausgez.

Weitere W. (s. auch ÚMÉL): Széchenyi István – W. M. Feleselő naplók, ed. S. Maller, 1986.
L. (tw. auch zu Miklós W. v. H. d. J.): Pester Lloyd, 3. 7. 1916; Biograph. Lex. Südosteuropas; Katolikus Lex.; M. Életr. Lex. (m. B.); M. Irodalmi Lex. I, II (m. B); Markó; Pallas; Szinnyei; ÚMÉL (m. B. u. W.); Wurzbach; S. Kemény, in: Ungarnʼs Redner und Staatsmänner 2, ed. A. Csengery, 1852, S. 78ff.; Magyarország főispánjainak története 1000–1903, ed. Zs. Somogyi, 1889, S. 389ff.; A szövetkezett balpárt arcképcsarnoka, 1905, S. 235 (m. B.); Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; Az 1848–49. évi első népképviseleti országgyűlés történeti almanachja, ed. B. Pálmány, 2002, s. Reg.; Magyar nagylex. 18, 2004; Biograph. Lex. zur Geschichte der demokrat. und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa 2/2, ed. H. Reinalter, 2011, S. 165; G. Merényi-Metzger, in: Erdélyi Múz. 73, 2011, S. 125ff.; A. I. Kárpáti, ebd. 78, 2016, S. 85ff.; J. J. Gudenus, Magyar főnemességi adattár (online, Zugriff 30. 11. 2018).
(Á. Z. Bernád)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 153f.
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