Wiedenfeld, Hugo Ritter von (1852–1925), Architekt

Wiedenfeld Hugo Ritter von, Architekt. Geb. Wien, 3. 4. 1852; gest. New York City, NY (USA), 27. 1. 1925; röm.-kath. Enkel von →Wilhelm Heinrich Ritter v. W., Sohn des Hof- und Gerichtsadvokaten Eduard Ritter v. W. (geb. Troppau, Schlesien / Opava, CZ, 6. 3. 1817; gest. Wien, 20. 1. 1892; röm.-kath.) und der Pauline v. W., geb. Karnicki, Neffe von →Otto Frh. v. W. (s. u. Wilhelm Heinrich Ritter v. W.); ab 1882 verheiratet mit (Wilhelmine) Anna Eisler (geb. 1865), später geschieden. – W. absolv. die Oberrealschule und stud. 1869–74 am polytechn. Inst. bzw. an der TH Wien (u. a. bei →Heinrich Frh. v. Ferstel) sowie 1874–76 an der TH in Aachen. Nach seiner Ausbildung arbeitete er bei der Wr. Union-Bauges., für die er höchstwahrscheinl. in Bosnien tätig war. Anfang der 1880er-Jahre machte sich W. selbstständig und realisierte innerhalb kurzer Zeit mehrere bedeutende Projekte in Wien, u. a. den türk.-sephard. Tempel in Wien-Leopoldstadt (1885) und die Insektenpulverfabrik Zacherl in Wien-Döbling (1887), die sich beide durch einen reich dekorierten, äußerst phantasievollen orientalisierenden Stil auszeichneten. Daneben erbaute W. noch einige Mietshäuser und Villen. Durch seinen verschwender. Lebensstil und Frauenaffären geriet er in private Schwierigkeiten, die ihn schließl. dazu veranlassten, sich mit einer Geliebten über Italien in die USA abzusetzen. 1898 ließ er sich in New York nieder und war wieder als Architekt tätig, wobei er überwiegend für die dt. Einwanderergmd. arbeitete (Villa Raub, 1902, Brooklyn). W. war 1885–96 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und 1885–89 des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. Insbes. für seinen Tempelbau erhielt er mehrere hohe Ausz. (1888 osman. Mecidiye-Orden V. Kl., 1889 kgl. serb. Takovo-Orden V. Kl.).

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Mietshaus, 1889 (Wien 4, Gf.-Starhemberg-Gasse 7); Mietshaus, 1894 (Wien 9, Glasergasse 4A); Villa Carola, um 1896 (Mali Lošinj).
L.: Eisenberg 1; Thieme–Becker; P. Kortz, Wien am Anfang des 20. Jh. 2, 1906, s. Reg.; E. Guglia, Führer durch die Stadt Wien, 1908, s. Reg.; M. Paul, Techn. Führer durch Wien, 1910, S. 283; M. Wehdorn – U. Georgeacopol-Winischhofer, Baudenkmäler der Technik und Ind. in Österr. 1, 1984, S. 100f.; P. Genée, Synagogen in Österr., 1992, s. Reg.; U. Prokop, in: David 24, 2012, Nr. 92, S. 4ff. (m. B.); P. Genée, Wr. Synagogen, 2. Aufl. 2014, s. Reg.; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. B. u. W., Zugriff 2. 8. 2019); TU, Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 180f.
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