Wiery, Valentin (1813–1880), Fürstbischof

Wiery Valentin, Fürstbischof. Geb. St. Marein (Ktn.), 12. 2. 1813; gest. Klagenfurt (Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.), 29. 12. 1880. Sohn des Lehrers und Mesners Franz W. und der aus Klagenfurt gebürtigen Anna W., geb. Posch, Neffe des Juristen Jacob Georg Posch. – W. wurde nach dem frühen Tod seines Vaters von einem Onkel adoptiert. Mit neun Jahren übersiedelte er nach Klagenfurt zum Bruder seiner Mutter, dem späteren Präses des Stadt- und Landrechts in Görz, wo W. 1829 das Gymn. abschloss und mit dem phil. Propädeutikum begann. Kurz vor Absolv. desselben starb sein Onkel und W. kehrte nach Klagenfurt zurück. Hier trat er 1831 in das Priesterseminar ein, wo →Anton Martin Slomšek bes. Einfluss auf ihn nahm. W. wurde nach Abschluss der theol. Stud. vom Lavanter Fürstbischof Ignaz Franz Zimmermann im August 1835 zum Priester geweiht. Von Oktober 1835 bis März 1838 war er Mitgl. des hohen Bildungsinst. für Weltpriester zum Hl. Augustin in Wien (Frintaneum) und stud. zugleich an der theol. Fak. der Univ. Nach der Prom. zum Dr. theol. (1838) wirkte er kurz an einer Pfarre in der Unterstmk. als Kaplan und wurde dann zum Spiritual des Priesterseminars in Klagenfurt bestellt; 1844 Konsistorialrat und Lavanter Domkapitular. 1851 berief ihn →Maximilian Joseph v. Tarnoczy in das Sbg. Metropolitan-Kapitel. Später fungierte W. als Priesterhaus-Dir. in Salzburg. Tarnoczy ernannte ihn im Oktober 1858 zum Fürstbischof von Gurk, die Weihe erfolgte im Folgemonat, die Inthronisation im Dezember. Mit der Verlegung des Lavanter Bischofssitzes von St. Andrä im Lavanttal nach Marburg 1859 erfolgte auch die Zuweisung des Ktn. Anteils von Lavant an die Diözese Gurk. In der nun vergrößerten Diözese gehen die Errichtung eines Knabenseminars in Klagenfurt (1860), die Schaffung von Dekanatsbibl. (1861), die Einführung der Pastoralkonferenzen (1864) sowie die Gründung des Modestusver. zur Unterstützung alter und kranker Priester auf W. zurück. Außerdem gelang ihm die Berufung zahlreicher Ordensgemeinschaften. Die Einführung der Maiandacht 1859 in Ktn. ist ebenfalls sein Verdienst. W. trat beharrl. für die kirchl. Freiheitsrechte ein und regte die Gründung des kath.-konstitutionellen Volksver. als polit. Vertretung der Ktn. Katholiken (1869) an. Obwohl er das auf dem 1. Vatikan. Konzil verkündete Unfehlbarkeitsdogma für nicht opportun hielt, verteidigte er es entschieden. Bereits als Student hatte sich W. die slowen. Sprache angeeignet. Als Bischof versuchte er, der slowen.sprachigen Diözesanbevölkerung Rechnung zu tragen, indem die offiziellen Texte auch auf Slowen. veröff. wurden. Als Fürstbischof hatte W. Sitz und Stimme im Ktn. LT und war auch Mitgl. des HH des RR. 1873 erhielt er das Kommandeurkreuz des Leopold-Ordens.

W.: Iudicium de Tribunalo Inquisitionis, theol. Diss. Wien, 1838; Betrachtungen beim Jahresschlusse. 3 Predigten, 1843; Hdb. zur Erklärung der sonn- und festtägl. Evangelien in dt. Schulen, 1849; Predigten und Anreden …, 7 Smlgg., 1859–67; Ansprachen und Predigten … 1866 bis 1874 …, 3 He., 1874–75; mehrere Hirtenbriefe (dt. und slowen.).
L.: Adlgasser; Gatz, Bischöfe (m. B.); SBL; Wurzbach; Kath. Bll. aus Tirol, 1851, S. 2391, 2406; Sbg. Volksbl. 10, 1880, Nr. 156; Sbg. Ztg., 1880, Nr. 297; Sbg. Chronik, 1881, Nr. 2; Sbg. Kirchenbl., 1881, Nr. 1–3; A. Hackl, Dr. V. W., theol. Diss. Wien, 1960; J. Hornböck, in: Koledar Mohorjeve družbe v Celovcu, 1977, S. 41ff.; R. Ritzler – P. Sefrin, Hierarchia catholica medii et recentioris aevi … 8, 1978; J. Obersteiner, Die Bischöfe von Gurk 1824–1979, 1980, s. Reg. (m. B.); Das „Frintaneum“ in Wien …, ed. K. H. Frankl – P. G. Tropper, 2006, s. Reg. (m. B.); Frintaneum 1837. Das Tagebuch des … V. W., ed. P. G. Tropper, 2008 (m. B.); UA, Wien; Pfarre St. Marein, Ktn.
(P. G. Tropper)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 189
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