Wieser von Wiesenhort, Franz Ritter (1848–1923), Geograph und Historiker

Wieser von Wiesenhort Franz Ritter, Geograph und Historiker. Geb. Kufstein (Tirol), 18. 10. 1848; gest. Innsbruck (Tirol), 8. 4. 1923; röm.-kath. Sohn des Arztes Alois Wieser (1818–1852) und der Stephanie Wieser, geb. Berreitter (1813–1899), Großneffe von →Johann Jakob Staffler, Neffe des 1863 in den Ritterstand erhobenen Juristen und HR Ludwig Ritter W. v. W. (geb. Meran, Tirol / Meran/Merano, I, 9. 9. 1808; gest. Innsbruck, 26. 3. 1888), der v. a. in Lombardo-Venetien im Justizdienst wirkte, sich auch als Kunstsammler betätigte und seine Smlg. dem Tiroler Landesmus. Ferdinandeum vermachte; ab 1888 verheiratet mit Waltraud W. v. W., geb. v. Zingerle (gest. 1927), Tochter des Germanisten Ignaz v. Zingerle. – W. stud. nach dem Besuch des Gymn. in Innsbruck ab 1866 Geschichte an der dortigen Univ., u. a. bei →Julius v. Ficker, und hörte auch Vorlesungen aus Germanistik und klass. Philol.; 1870 Dr. phil. und Lehramtsprüfung für Dt., Geographie und Geschichte. Weitere Stud. führten ihn 1870/71 an die Univ. München und Göttingen, wo er erstmals mit der Geographie als Wiss. in Berührung kam. Nach seiner Tätigkeit als suppl. Lehrer in Brünn (1871) und w. Lehrer in Bozen (ab 1872) vertiefte er 1874 seine Kenntnisse v. a. in hist. Geographie an der Univ. Leipzig; 1874 Habil., 1879 ao. und 1885–1920 o. Prof. für Geographie an der Univ. Innsbruck; 1886/87 und 1892/93 Dekan, 1897/98 Rektor. 1887–1919 hatte W. die Verwaltung des Tiroler Landesmus. Ferdinandeum inne, dessen natur- und kulturwiss. Ausgestaltung zum Großteil sein Verdienst ist. Er forschte u. a. zur Kartographiegeschichte und zu Entdeckungsreisen. Hierzu entstanden zahlreiche, tw. lange Zeit gültige Aufsätze und Bücher, wie etwa jene über die Kartographen Wolfgang Lazius und Martin Waldseemüller. Doch auch durch die Erforschung der Urgeschichte Tirols erlangte er Bekanntheit. 1887 Korrespondent, 1890 Konservator der Central-Comm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale, bemühte er sich als kunsthist. Landeskonservator für Tirol (1912–22) bes. während des 1. Weltkriegs um den Schutz von Kunstdenkmälern. Darüber hinaus machte sich W. als Leiter von Schlossrestaurierungen einen Namen (z. B. 1898–1914 Schloss Tirol; 1904–14 Schloss Vaduz). Ab 1886 war W. Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, ab 1894 k. M. der Berliner Ges. für Anthropol., Ethnol. und Urgeschichte, ab 1905 k. M., ab 1921 w. M. der (k.) Akad. der Wiss. in Wien. 1895 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1906 die Franz v. Hauer-Medaille und 1907 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens. 1931 wurde die Franz v. Wieser-Medaille ins Leben gerufen, die für bes. Verdienste um die wiss. Erforschung Tirols verliehen wird. 1887 übertrug ihm sein Onkel das Ritterstandsprädikat „von Wiesenhort“; 1898 HR.

W.: s. Gedenkschrift.
L.: Allg. Tiroler Anzeiger, 9. 4. 1923 (Parte); Almanach Wien 74, 1925, S. 224ff. (m. B.); Renner, Nachlässe; E. Oberhummer, in: Mitt. der Österr. Geograph. Ges. 66, 1923, S. 54f.; J. Sölch, in: Geograph. Z. 30, 1924, S. 1ff.; F. Ritter v. W. Gedenkschrift, 1925 (m. B. u. W.); H. Hassinger, Österr. Anteil an der Erforschung der Erde, 1949, s. Reg.; Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlex. zur Österr. Denkmalpflege, 2001; I. Kretschmer u. a., in: Wr. Schriften zur Geographie und Kartographie 15, 2004, S. 201; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., überarb. Neuaufl. 2005; Österr. in der Welt, die Welt in Österr., ed. I. Kretschmer – G. Fasching, 2006, S. 169 (m. B.); Pfarre Kufstein, UA, Innsbruck, beide Tirol.
(P. Svatek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 196f.
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