Wigand, Karl Friedrich (1787–1849), Buchhändler, Verleger und Drucker

Wigand Karl Friedrich, Buchhändler, Verleger und Drucker. Geb. Göttingen, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (D), 7. 1. 1787; gest. Pressburg, Ungarn (Bratislava, SK), 3. 2. 1849; evang. AB. Sohn des Friseurs, Perückenmachers und Ztg.trägers Friedrich W. (geb. Göttingen, 25. 7. 1754; gest. ebd., 31. 3. 1830) und dessen Frau Hanna Margarete W., geb. Albrecht (geb. Göttingen, 28. 12. 1767; gest. ebd., 21. 12. 1821), Bruder der Buchhändler, Drucker und Verleger Otto W. (geb. Göttingen, 10. 8. 1795; gest. Leipzig, Sachsen/D, 1. 9. 1870) und Georg W. (geb. Göttingen, 13. 2. 1808; gest. Leipzig, 9. 2. 1858), Vater des Buchhändlers und -druckers Karl W. (geb. Ödenburg/Sopron, H, 8. 4. 1817; gest. Pressburg, 2. 12. 1890), des Buchhändlers Friedrich W. (geb. Ödenburg, 11. 11. 1818; gest. Wr. Neustadt, NÖ, 7. 9. 1873), des Buchdruckers Gustav Julius W. (geb. Pressburg, 28. 9. 1822; gest. 27. 4. 1867) sowie des Buchhändlers Moriz Adolf W. (geb. Pressburg, 11. 12. 1832; gest. nach 1902); verheiratet mit Elisabeth W., geb. Kämmerer (geb. Pressburg, 18. 1. 1795; gest. ebd., 9. 1. 1861). – Nach dem Schulbesuch begann W., Patensohn des Verlegers Karl Ruprecht, um 1801 eine Buchhandelslehre bei Vandenhoeck und Ruprecht in Göttingen. Ab 1803 arbeitete er in der Karl Gottfried Fleckeisen’schen Buchhandlung im niedersächs. Helmstedt. 1811 ging W. nach Österr., wo er zunächst in Brünn bei Johann Georg Gastl arbeitete und sich schließl. im selben Jahr in Pressburg niederließ, wo er als Ges. in die Lippert’sche Buchhandlung eintrat. Um 1816 nach Ödenburg übersiedelt, gründete er dort eine eigene Buchhandlung, kehrte jedoch bald nach Pressburg zurück. Er kaufte die Löwe’sche Buchhandlung und vermutl. auch das in Konkurs geratene Lippert’sche Unternehmen. W.s Bruder Otto, der auf dessen Einladung nach Pressburg kam, übernahm zunächst die Geschäftsreisen für das Unternehmen, machte sich aber 1816 mit einer eigenen Sortimentsbuchhandlung in Kaschau selbstständig und legte dort bzw. dann auch in Pest die Grundlagen für seine späteren verleger. Erfolge in Dtld. 1836 erwarb W. zusätzl. die Landerer’sche Buchdruckerei. 1825–37 Eigentümer und Red. der traditionsreichen „Preßburger Zeitung“, übergab er 1844 die Leitung der Buchhandlungen in Pressburg und Ödenburg an seine Söhne Karl und Friedrich und widmete sich i. d. F. ausschließl. dem Verlagswesen und der Buchdruckerei. Des Weiteren gründete W. 1846 eine Schriftgießerei und kaufte 1848 auch eine lithograph. Anstalt. Er verlegte Bücher in dt., ung. und latein. Sprache. Hervorzuheben sind in erster Linie die 2. Aufl. von →István Gf. Széchenyi v. Sárvár u. Felsővidéks Abh. „A’ kelet népe“ (1841), →Mihály Táncsics’ für die Jugend verf. Naturgeschichte „Lényismeret azaz természethistória az ifjuság számára“ (1842), →Andreas Daniel v. Michnays „Statistika“ (1844) sowie das von Michnay und →Pál Lichner hrsg. „Buda városának törvénykönyve 1244–1421-ből. Ofner Stadtrecht von 1244–1421“ (1845). Des Weiteren verlegte W. mehrere Erbauungs- und Wörterbücher sowie Gesetzestexte. Als einer der angesehensten Buchhändler und Verleger der Reformzeit war er maßgebl. an der Entwicklung des Buchwesens in Ungarn beteiligt.

L.: Enc. Slovenska; Wurzbach (s. u. Wiegand Johann); Börsenbl. für den dt. Buchhandel …, 1849, S. 153; A. Sennowitz, in: Magyar könyvkereskedők évkönyve 5, 1894, S. 5ff.; Chronik der Familie W., 1902; R. R. Schmidt, Dt. Buchhändler. Dt. Buchdrucker 6, 1908; R. Rudolf – E. Ulreich, Karpatendt. Biograph. Lex., 1988; Slovenský biografický slovník 6, 1994; S. Komáromi, in: 27. ABDOS-Tagung, ed. W. Andreesen, 1998, S. 7ff.; D. Lipták, in: Contribution a l’histoire intellectuelle de l’Europe: Réseaux du livre, réseaux des lecteurs, ed. F. Barbier – I. Monok, 2008, S. 213ff.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 203f.
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