Wilder, Georg Christian (Georg Christoph) (1797–1855), Zeichner, Maler und Kupferstecher

Wilder Georg Christian (Georg Christoph), Zeichner, Maler und Kupferstecher. Geb. Nürnberg, Bayern (D), 9. 3. 1794; gest. ebd., 13. 5. 1855; evang. Sohn des Diakons Georg Christoph W. (1748–1814) und von Susanna W., geb. Cnopf, Bruder des ebenfalls als Zeichner tätigen Pfarrers in Nürnberg Johann Christoph Jakob W. (geb. Altdorf, Reichstadt Nürnberg/D, 8. 12. 1783; gest. Nürnberg, 16. 1. 1838); unverheiratet. – W. lernte in seiner Vaterstadt ab 1804 bei Gustav Philipp Zwinger und wurde 1806–11 bei Ambrosius Gabler, später auch bei Albert Christoph Reindel, im Kupferstich unterrichtet. Seine künstler. Tätigkeit begann er mit zeichner. Dokumentationen mehrerer Kirchen und Klöster Nürnbergs sowie einer Ansicht des Regensburger Doms. Zwischen 1819 und 1832 ist er in Wien nachweisbar, besuchte 1819–20 die dortige ABK und war – wie bereits in Nürnberg – vorrangig mit Dokumentationen (spät-)got. Monumente beschäftigt. Dadurch wirkte er mit Illustrationen am umfangreichen Kompendium →Josef Frh. v. Hormayrs z. Hortenburg, „Wien, seine Geschicke und seine Denkwürdigkeiten“ (1823–25), hauptsächl. mit Darstellungen von Kirchenbauten, mit. Darüber hinaus ist W.s Anteil an dem von →Julius Max(imilian) Schottky hrsg. Werk, „Das kaiserlich-königliche Lustschloss Laxenburg …“ (1821) zu erwähnen. In bes. Weise zeigen seine 45 Illustrationen für Franz Tschischkas „Der St. Stephans Dom in Wien und seine alten Kunstdenkmale“ (1832) das vitale Interesse des Künstlers an got. Baukunst. W., dessen Zeichnungen z. Tl. von →Johann Passini gestochen wurden, wirkte nach seinem Wr. Aufenthalt in Mittel- und Norddtld. (Sachsen, Thüringen und Hannover). Als durchgehendes Charakteristikum seines Œuvres ist der Aspekt der peniblen Dokumentation wertvoller Baudenkmäler, Gemälde und kunstgewerbl. Objekte, die von Zerstörung bedroht waren, von Bedeutung. Seine künstler. Bandbreite reicht dabei von stimmungsvollen Visualisierungen architekton. Ensembles im urbanist. Kontext mit der Präsenz von Staffagefiguren bis hin zu präzisen Rissen von Objekten der Schatzkunst, die eine unüberbietbare Detailtreue aufweisen. Zahlreiche Wr. Baudenkmäler sind nicht zuletzt durch W.s Ansichten in äußerst genauer Weise überliefert, so der Schweizerhof, das Grabmal des Conrad Celtis in St. Stephan, das Wr. Landhaus oder die Kirche Maria Stiegen. W. behielt diesen künstler. Fokus auf der Dokumentation des überlieferten Kulturerbes auch nach seiner Rückkehr nach Nürnberg bei, wobei nach seinen Aquarellen und Zeichnungen bekannte Nürnberger Künstler wie Johann Gabriel Friedrich Poppel und Johann Martin Friedrich Geißler Stiche angefertigt haben. W.s bes. hist. Leistung liegt in seinem weiten Radius als Zeichner, Maler und Radierer zum Zweck einer minutiösen Dokumentation, v. a. des mittelalterl. Kulturerbes. Damit geht die Ausrichtung seines Œuvres parallel zu den umfassenden historiograph. Bemühungen der Antiquare seiner Zeit.

Weitere W.: s. Arnold.
L.: ADB; Thieme–Becker; Wurzbach; G. Arnold, Das Werk von G. Ch. W. jun. Maler und Kupferätzer in Nürnberg, 1871 (m. B. u. W.); Nürnberg zur Zeit Ludwigs I. Zeichnungen von G. Ch. W. …, Nürnberg 1986 (Kat.); Nürnberger Künstlerlex. 3, 2007; ABK, Wien.
(W. Telesko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 214f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>