Wilhelm, Franz Karl Erzhg. von Österreich (1827–1894), Feldzeugmeister und Hochmeister

Wilhelm Franz Karl OTeut, Erzherzog von Österreich, Feldzeugmeister und Hochmeister. Geb. Wien, 21. 4. 1827; gest. Schloss Weikersdorf (NÖ), 29. 7. 1894 (Reitunfall, begraben: Kapuzinergruft, Wien); röm.-kath. Sohn von Erzhg. →Ludwig Karl und seiner Ehefrau Henriette Prinzessin v. Nassau-Weilburg (1747–1829), Bruder u. a. von Erzhg. Karl Ferdinand (1818–1874), Erzhg. →Albrecht und Erzhg. →Friedrich. – Nach seiner militär. Erziehung ab 1832 wurde W. 1842 Inhaber des IR Nr. 12. 1845 trat er in den Dt. Orden ein und wirkte dort ab 1846 als Koadjutor. Bereits 1847 GM, übernahm er das Kmdo. der Art.-Brig. in Wien. 1848 fiel es ihm zu, den russ. Zaren Nikolaus I. von der Thronbesteigung K. →Franz Josephs I. zu informieren. In den 1. Italien. Unabhängigkeitskrieg 1848–49 zog W. als Volontär und tat sich in den Gefechten von Santa Lucia, bei dem Ausfall von Mantua und bei der Belagerung von Malghera bes. hervor. 1849 erhielt er den Posten des Sektionschefs der Gen.-Art.-Dion. in Wien; 1853 FML. Ab 1854 war er Inhaber des Feld-Art.-Rgt. Nr. 6 und ab 1857 Chef des Armeeoberkmdo. Im 2. Italien. Unabhängigkeitskrieg 1859 diente W. als Feld-Art.-Dir. der 1. Armee. Als das Armeeoberkmdo. in das Kriegsmin. umgewandelt wurde, übernahm W. 1860 die Feld-Art.-Dion. der gesamten in Italien stehenden Armee. 1862 erhielt er den Posten des Gouverneurs der Bundesfestung Mainz. 1863 wurde W. Hochmeister des Dt. Ritterordens und damit Inhaber des IR Nr. 4 „Hoch- und Deutschmeister“. Als solcher initiierte er die Errichtung von Ordens-San.kolonnen. 1864–94 fungierte W. auch als Gen.-Art.-Insp. 1867 FZM, war er 1868–72 Oberkmdt. der cisleithan. Landwehr, wurde von letzterem Posten aber enthoben, um sich ganz seiner Aufgabe als Gen.-Art.-Insp. widmen zu können. Auf einer Russlandreise 1872 machte man ihn mit Versuchen zur Herstellung von Geschützmaterial aus gepresster Bronze vertraut. Das Wissen über diese Versuche, die in Russland erfolglos verliefen, brachte W. nach Österr., wo es zur Erfindung der Stahlbronze durch →Franz Frh. v. Uchatius führte und eine völlige Umgestaltung des Geschützmaterials nach sich zog. W. erwarb sich allg. große Verdienste um die Organisation der Art. sowie um die einheitl. Gestaltung der Armee. 1864–68 ließ er sich von →Theophil Frh. v. Hansen das Erzhg.-W.-Palais (Wien 1) bauen, welches heute als Hoch- und Dt.meister-Palais bekannt ist und das er 1870 an den Dt. Orden verkaufte. Nach ihm wurde die Erzhg.-W.-Kaserne in Wien benannt. 1866 erhielt er das Großkreuz des Leopold-Ordens mit der Kriegsdekoration und wurde Ritter des russ. Hl. Andreas-Ordens I. Kl. mit den Schwertern. Weiters war W. ab 1854 Inhaber des Korps-Art.-Rgt. Nr. 3, Chef der k.-russ. Batterie Nr. 7 sowie des kgl. ostpreuß. Feld-Art.-Rgt. Nr. 1. Ab 1861 gehörte er dem HH an.

L.: Die Presse, Neues Wr. Abendjournal, Neues Wr. Journal, 30. 7., NFP, 30., 31. 7. (beide Abendbl.), 3., 9. 8., RP, 31. 7., 1., 3., 7. 8. 1894; ADB; Adlgasser; Wurzbach; Oesterr.-Ung. Revue 7, 1889, S. 275; St. Pöltner Ztg. 34, 1894, S. 1f. (m. B.); W. Wagner, Geschichte des k. k. Kriegsmin. 2, 1866–88, 1971, s. Reg.; Die Habsburger, ed. B. Hamann, 1988; 800 Jahre Dt. Orden, Nürnberg 1990, s. Reg. (Kat.); KA, Wien.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 220
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