Wilhelm, Karl Adolf (1848–1933), Botaniker

Wilhelm Karl Adolf, Botaniker. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 15. 11. 1848; gest. Wien, 26. 9. 1933; evang. AB. Sohn des Sekr. der österr. Nationalbank Gustav W. (gest. Kirchberg, Dt. Reich/D, 11. 7. 1888) und der Louise W., geb. Schöll (gest. 1855), Bruder von Gustav Friedrich W. (s. u.), Onkel von →Gustav W. und →Adolf W. – Nach dem Besuch des Theresianums in Wien absolv. W. 1870 die höhere Lehranstalt für Landwirtschaft in Ung. Altenburg und nach Ableistung des Einjährig-Freiwilligen-Jahrs die landwirtschaftl. Akad. Hohenheim. 1872 legte er die landwirtschaftl. Diplomprüfung in Wien ab und war von Herbst dieses Jahres bis zum Frühjahr 1874 Ass. bei →Friedrich Haberlandt an der BOKU. Danach bis 1878 an der Univ. Straßburg tätig, wirkte er 1876–77 als Ass. bei dem Botaniker Anton de Bary und wurde im April 1877 zum Dr. phil. prom. Seine Diss. „Beiträge zur Kenntniss der Pilzgattung Aspergillus“ erschien auch gedruckt. 1878–81 am forstbotan. Inst. der Univ. München unter Robert Hartig als Ass. beschäftigt, habil. sich W. 1881 an der BOKU in Wien zum Priv.Doz. für Morphol. der Forstgewächse und Anatomie des Holzes. 1886 wurde der Lehrauftrag auf das gesamte Gebiet der Botanik erweitert; 1889 ao. Prof. und 1896 o. Prof. für Botanik und Naturgeschichte der Forstgewächse an der BOKU, 1906/07 Rektor, 1920 emer. W. erlangte in erster Linie als Dendrologe und Holzanatom einen internationalen Ruf. Sein Hauptwerk „Die Bäume und Sträucher des Waldes“ (gem. mit →Gustav Hempel) erschien 1889–1900 in 20 Lfg. und galt zeitgenöss. als prachtvolles Standardwerk der Forstbotanik. Weiters verf. W. neben zahlreichen kleineren Aufsätzen (u. a. in der „Österreichischen Forstzeitung“) die „Beiträge zur Kenntniss des Siebröhrenapparates dicotyler Pflanzen“ (1880) und das Kapitel über die Hölzer im 2. Bd. von →Julius Ritter v. Wiesners „Die Rohstoffe des Pflanzenreiches“ (2. Aufl. 1903, 4. Aufl. 1928). W. war u. a. ab 1886 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien. Sein Bruder, der Agrarwiss. Gustav Friedrich W. (geb. Wien, 8. 12. 1834; gest. Stuttgart, Dt. Reich/D, 1. 10. 1895), war mit Fanni W., geb. Riecke, verheiratet. Er besuchte 1852–55 die höhere Lehranstalt für Landwirtschaft in Ung. Altenburg und in Folge bis August 1856 die landwirtschaftl. Akad. Hohenheim. Danach bis 1860 als Lehrer für Physik, Chemie, Botanik, Mineral. sowie Geometrie an der Landwirtschaftl. Schule im schweizer. Kreuzlingen tätig, wechselte er im Februar 1861 als Fachlehrer an die landwirtschaftl. Lehranstalt in Tetschen-Liebwerd und im Oktober 1864 als Prof. für Land- und Forstwirtschaft an die höhere Lehranstalt für Landwirtschaft in Ung. Altenburg. 1869 wurde er schließl. zum o. Prof. der Landwirtschaftslehre an die Stmk. landschaftl. TH in Graz (ab 1874 TH Graz) berufen; 1873/74, 1884/85 und 1891/92 Rektor. Gustav Friedrich W. befasste sich hauptsächl. mit Fragen des Acker- und Pflanzenbaus, der Tierzucht und der Entwicklung des landwirtschaftl. Maschinenwesens in Österr. Sein Hauptwerk bildet die zweibändige „Landwirtschaftslehre“ (1886–87). Er war u. a. ab 1869 Mitgl. des Naturwiss. Ver. für Stmk.

Weitere W.: s. Eisenberg. – Gustav Friedrich W.: s. Hoernes.
L.: Eisenberg 2 (m. W.); Jb. der Wr. Ges.; Kürschner, Gel.Kal. 4, 1931; Wer ist’s?, 1909; Wurzbach; A. L. Degener, Biologen-Kal. 1, 1914; G. C. Hirsch, Index Biologorum, 1928; F. Jaksch, Lex. sudetendt. Schriftsteller, 1929; K. Hagen, in: Wr. Allg. Forst- und Jagd-Ztg. 52, 1934, S. 173 (m. B.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; Luther. Stadtkirche Wien. – Gustav Friedrich W.: Grazer Tagbl., 1., 4., NFP, 2. 10., Tagespost (Graz), 17. 11. 1895; ADB; Poggendorff 4; Wurzbach; Wr. Landwirtschaftl. Ztg. 45, 1895, S. 684; Evang. Kirchen-Ztg. für Oesterr. 12, 1895, S. 333f.; R. Hoernes, in: Mitt. des Naturwiss. Ver. für Stmk. 32, 1896, S. 266ff. (m. W.).
(M. Svojtka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 223
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