Wimberger, Karl (1834–1926), Hotelier und Politiker

Wimberger Karl, Hotelier und Politiker. Geb. Nappersdorf (NÖ), 3. 10. 1834; gest. Wien, 25. 2. 1926; röm.-kath. Sohn des Bauern Georg W. und der Eva Maria W., geb. Schuster, Vater u. a. des Restaurateurs Rudolf W. (geb. Wien, 1867); verehel. mit Anna W., geb. Fackler (geb. 28. 4. 1844; gest. 3. 5. 1908). – W. kam mit zwölf Jahren nach Wien und erlernte das Kellnergewerbe. 1860 übernahm er das Gasthaus Die Hühnersteig’n an der Mariahilfer Linie. Fünf Jahre später baute er an der Ecke Neubaugürtel/Märzstraße das Gasthaus Wimberger und 1870/71 schließl. am Neubaugürtel nahe dem Westbahnhof das Hotel Wimberger (1992 abgebrannt, 1994 neu errichtet). Dieses entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt der Wr. Ges. Plakate von Bällen und Festen zeugen von zahlreichen Veranstaltungen in den Räumlichkeiten des Hotels. 1898 wurde in ihm das erste Arbeitsvermittlungsamt der Stadt Wien für Dienstboten eingerichtet. Neben seiner Tätigkeit als Hotelier betrieb W. zahlreiche Pferde-Omnibus-Linien in Wien und übernahm 1878 mit 600 bespannten Fuhrwagen den Transport von Proviant für die Armee nach Bosnien. Seine kommunalpolit. Laufbahn begann er als Mitgl. des Gmd.rats von Fünfhaus. 1891–1918 war er Mitgl. des Wr. Gmd.rats, 1891 kandidierte er im 15. Bez. (Fünfhaus) im 3. Wahlkörper, ab 1895 im 1. Wahlkörper. Er war zu Beginn Liberaler, später Mitgl. der christl.sozialen Fraktion im Wr. Gmd.rat. Als Mitgl. der Komm. für Verkehrsanlagen in Wien stellte er u. a. 1892 einen Antrag betreffend die Verlegung der Pferdeeisenbahnschienen auf der Ringstraße und einen weiteren betreffend die Entfernung eines Stück Linienwalls bei der Mariahilfer Linie. Auch seine Anfragen im Wr. Gmd.rat betrafen hauptsächl. Verkehrsangelegenheiten im Umkreis Mariahilfer Straße und Neubaugürtel sowie die Themen Gastwirtschaft und Viehhandel. Weiters war er Mitgl. der Rathauskeller-Komm. Im September 1908 eröffnete W. in Anwesenheit von →Karl Lueger, dessen Freund und polit. Weggefährte er war, eine Steh-Weinhalle und eine Volksbierhalle am Neubaugürtel Nr. 21 (Wien 15). W., den Ztg. als „Herzog der Schmelz“ bezeichneten, führte sein Hotel bis ins hohe Alter. 1910 wurde ihm die doppelt große goldene Salvator-Medaille verliehen.

L.: Wr. Neueste Nachrichten, 14. 9. 1908; RP, 2. 4. 1916; Neuigkeits Welt-Bl., 26. 2. 1926 (m. B.); Pettauer Wochenbl. 1, 1878, Nr. 36, S. 3; Amtsbl. der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien 1, 1892, S. XI; O. Knauer, in: Wr. Geschichtsbll. 19, 1964, S. 376; E. Faber – R. Kaldy, Wr. Vergnügungsstätten, 2009, S. 47 (m. B.); Website Bez.mus. Rudolfsheim-Fünfhaus (Zugriff 3. 11. 2019); WStLA, Wien; Pfarre Nappersdorf, NÖ.
(B. Steininger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 233
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>