Wimhölzel (Wimhölzl), Johann Evangelist (1833–1900), Politiker und Kaufmann

Wimhölzel (Wimhölzl) Johann Evangelist, Politiker und Kaufmann. Geb. Stempfen (OÖ), 20. 10. 1833; gest. Linz (OÖ), 15. 8. 1900; röm.-kath. Sohn des Müllers und Landwirts Johann Wimhölzl (gest. 1866); ab 1869 verheiratet mit Anna W., geb. Poche (gest. 1881). – Nach Besuch der Normal-Hauptschule in Salzburg und Absolv. einer Kaufmannslehre trat W. als Kaufmannsgehilfe bei der Fa. Reininger in Linz ein. 1862 machte er sich selbstständig und eröffnete unter dem Firmentitel J. E. Wimhölzel ein Geschäft für Leinen-, Baumwoll- und Schafwollprodukte. 1873–97 saß W. für den liberal-polit. Ver. im Linzer Gmd.rat, 1878–1900 war er Abg. zum oö. LT. 1894–1900 nahm er für die HK ein Mandat im RR wahr, wo er dem Klub der Vereinigten Dt. Linken (1894) bzw. der Freien dt. Vereinigung (1897) angehörte. Zudem war W. Mitgl. des oö. Landesschulrats. Nach dem Rückzug von →Karl Wiser wurde W. 1885 zum Bgm. von Linz gewählt und zweimal im Amt bestätigt, ehe er 1894 seinen Rücktritt bekanntgab. W. führte den unter Wiser begonnenen Ausbau der städt. Infrastruktur entschlossen fort. Bereits die Errichtung eines neuen Linzer Frachtenbahnhofs 1880–82, mit dem der städt. Güterverkehr nachhaltig modernisiert werden konnte, trug seine Handschrift. In seine Amtszeit als Bgm. fiel der Bau der Mühlkreisbahn, mit der die langjährige Forderung nach einer Bahnverbindung von Linz ins Mühlviertel erfüllt wurde. 1888 erfolgte die feierl. Eröffnung des Urfahraner Bahnhofs. Entscheidenden Anteil hatte W. zudem an den Planungen des zentralen städt. Schlachthofs sowie einer zweiten Linzer Donaubrücke („Eisenbahnbrücke“), die ab 1897 in Form einer markanten Eisen-Stahl-Konstruktion errichtet wurde. Als eine der größten kommunalpolit. Errungenschaften Ende des 19. Jh. erwies sich der unter W. erfolgte Bau der Linzer allg. Wasserleitung. Mit der Eröffnung des Wasserwerks in Scharlinz 1893 konnte diese schließl. in Betrieb genommen werden. Im Bereich der kommunalen Fürsorge war er maßgebl. an der 1892 begonnenen Errichtung des städt. Armenversorgungshauses in Waldegg beteiligt. Städtebaul. wurden unter W. mit der Vorlage eines Gen.regulierungsplans 1888 neue Wege beschritten. Damit in Verbindung stand eine „vorsorgende“ Stadtentwicklung, die zunehmend auch Freizeit- und Grünräume als Angebote für die Bevölkerung schaffen wollte. Ab 1883 hatte die Stadt mit dem systemat. Ankauf des Jägermayrwalds auf dem Freinberg begonnen; durch private Schenkungen (etwa des Industriellen Gustav Franck) konnte der Bereich erweitert und unter W. zu einem geschlossenen Erholungsgebiet ausgebaut werden. Neben seiner polit. Tätigkeit fungierte er von 1878 bis zu seinem Tod als Präs. der HGK bzw. als Präs. der oö. Mühlkreisbahnges. Weitere Funktionen hatte er in der Städt. Sparkasse (Dion.vorstand), im Verwaltungsausschuss der öff. Handelsakad., als Handelsgerichtsbeisitzer oder als Protektor des oö. Gewerbever. Darüber hinaus war W. gesellschaftspolit. aktiv, u. a. als Gründungs- und langjähriges Ausschussmitgl. des Oö. Volksbildungsver.

L.: Tages-Post (Linz), Linzer Volksbl., 17. 8. 1900; Adlgasser; F. Pisecky, 100 Jahre Oö. HK, 1951, S. 50ff. (m. B.); G. Grüll, Das Linzer Bgm.buch, 1959, s. Reg. (m. B.); E. Puffer, in: Die Gmd.vertretung der Stadt Linz vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart, 1968, S. 281; K. Wimmer, Liberalismus in OÖ, 1979, s. Reg.; G. Grüll, in: Lebendiges Linz 3, 1980, Nr. 18, S. 11 (m. B.); H. Slapnicka, OÖ – Die polit. Führungsschicht 1861 bis 1918, 1983 (m. B.); Land OÖ. Politikerdatenbank (online, Zugriff 28. 5. 2019); Archiv der Stadt Linz, Pfarre Pischelsdorf, beide OÖ.
(M. Krenn)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 233f.
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