Wimmer, Albrecht Gottlieb Daniel (August) (1791–1863), Theologe, Fachschriftsteller und Pfarrer

Wimmer Albrecht Gottlieb Daniel (August), Theologe, Fachschriftsteller und Pfarrer. Geb. Wieden, NÖ (Wien), 20. 8. 1791; gest. Wien, 12. 5. 1863; evang. AB. Sohn des Matthias W. (gest. 1796) und der Mariana Magdalena Roth (gest. Wieden, 12. 8. 1800), beide Zuwanderer aus Regensburg; ab 1819 verheiratet mit Magdalena Barbara W., geb. Schmidt. – W. besuchte die Schule zunächst in Wien und kam, früh verwaist, mit elf Jahren über Zwischenstationen in die Zips. Dort bestritt er neben dem Schulbesuch seinen Unterhalt als Hauslehrer und lebte von Stipendien sowie Gönnern. Schließl. wechselte er zum Theol.stud. nach Ödenburg, wo er 1814 das Candidaticum bestand, worauf er predigen und unterrichten durfte. Zwecks Finanzierung eines Auslandsstud. arbeitete er als Korrektor und Prof. am ref. Unter-Gymn. in Jenk im Kom. Tolna. 1816 inskribierte er Theol. in Jena. Die Haltung der dortigen Prof., die von der klass. luther. Orthodoxie kamen, war gerade durch den Hallens. Pietismus in Veränderung begriffen. Auch die von Herder beeinflusste Aufklärung brachte eine rationalistischere Ausrichtung, die in eine romant. Aufbruchsstimmung mündete. W. verließ Jena 1817, seine dort geschlossenen Freundschaften mit den Gebrüdern Humboldt und dem „Pietistengeneral“ Johann Heinrich Volkeding aus Westfalen verdankte er Anregungen naturwiss. und volksmissionar. Art. Über Wien reiste er nach Ödenburg, wo er im Jänner 1818 ordiniert wurde. Noch im selben Jahr kam er nach Oberschützen als Vikar bei Pfarrer Paul Raics, nach dessen Tod 1818 W. die Gmd. übernahm. 1833–35 war er in Modern bei Pressburg als Pfarrer tätig, danach erneut in Oberschützen. Seine im romant. Geist bestimmte Frömmigkeit ließ ihn missionar. aktiv werden, Bibeln verbreiten und eine Agende sowie Erbauungsbücher verf. Als aufgeklärter Theologe widmete er sich auch der Volksbildung, schuf ein vierjähriges Lehrerseminar, führte in der Region den Obstbau ein und propagierte die Pockenimpfung. Als W. Ende 1848 Oberschützen wegen seiner Verbindungen zu den Revolutionären verlassen musste, hinterließ er ein reiches und vielgestaltiges Gmd.leben. Über die Schweiz und Frankreich flüchtete er mit seiner Frau nach Amerika, bis er 1850–63 in Bremen als Geistlicher in verschiedenen Funktionen wirken konnte. Die Begnadigung und Heimkehr nach Österr. bzw. Ungarn wurde ihm seitens der habsburg. Behörden verweigert, wie andererseits die Bremer dem Auslieferungsbegehren Letzterer nicht nachkamen. Erst kurz vor seinem Tod konnte er seine Tochter in Wien besuchen. Ein Mus. in Oberschützen dokumentiert Leben und Werk W.s.

W.: Liturgie für die evang. Kirche, 1829; Die Enthüllung des Erdkreises oder allg. Geschichte der geograph. Entdeckungsreisen …, 5 Bde., 1834, 2. Aufl. 1838; Wachset in der Gnade. Predigt …, 1861.
L.: ADB; Bautz; Wurzbach; B. H. Zimmermann, in: Südostdt. Forschungen 4, 1939, S. 738ff.; B. H. Zimmermann, in: Jb. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. 61, 1940, S. 159ff., 65/66, 1944/45, S. 190ff., 78/79, 1963, S. 135ff.; B. H. Zimmermann, in: MIÖG 54, 1941, S. 147ff.; B. H. Zimmermann, in: Bgld. Heimatbll. 27, 1965, S. 163ff.; G. Schmolze, in: Hospitium ecclesiae 5, 1967, S. 111ff.; Ch. Tepperberg, in: Bgld. Heimatbll. 44, 1982, S. 13ff.; H. Frauneder, in: Lebendiges Evangelium, 1989, H. 7, S. 47ff.; G. Tilcsik, in: Wiss. Arbeiten aus dem Bgld. 105, 2001, S. 405ff.; W. Gross, in: Oberschützer Mus.bll. 1, 2004, S. 47ff.; E. Hofhansl, in: Wiss. Arbeiten aus dem Bgld. 160, 2018, S. 91ff.; D. Prammer, ebd., S. 115ff.; Luther. Stadtkirche, Wien.
(E. Hofhansl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 234
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