Wimmer, Ferdinand Frh. von (1860–1919), Beamter

Wimmer Ferdinand Frh. von, Beamter. Geb. Persenbeug (NÖ), 18. 12. 1860; gest. Achenkirch (Tirol), 3. 11. 1919; röm.-kath. Sohn des Notars Leopold Wimmer und der Pauline Wimmer, geb. Dienstl, Vater des Diplomaten Lothar Ferdinand Frh. v. W. (geb. Wien, 19. 4. 1889; gest. Purkersdorf, NÖ, 17. 12. 1966); ab 1886 verheiratet mit Emma Freifrau v. W., geb. Huber. – W. stud. Jus an der Univ. Wien; 1888 Dr. iur. 1884–89 arbeitete er als Gerichtspraktikant, 1889–91 war er in der Finanzprokuratur tätig und wurde 1891 ins Finanzmin. berufen, wo er zunächst in der Steuersektion, dann als stellv. Börsenkoär. in der Kreditsektion wirkte. Ab 1905 Min.rat, fungierte W. ab 1906 als Regierungskoär. bei der Österr.-ung. Bank. 1910–17 als Sektionschef Leiter der Kreditsektion, spielte er sowohl bei den Verhh. um die Verlängerung des Bankprivilegs als auch bei den letzten Ausgleichsverhh. mit Ungarn 1916 in Budapest eine wichtige Rolle. Nachdem er von Juli bis August 1917 das Finanzmin. interimist. geleitet hatte, ernannte man W. im September 1917 zum Finanzminister. Er übte das Amt bis Oktober 1918 in den Kabinetten von →Ernst Seidler v. Feuchtenegg bzw. von →Max Frh. Hussarek v. Heinlein aus. Dem umfassend gebildeten Finanzpolitiker blieb nichts anderes übrig, als Steuern – soweit mögl. – zu erhöhen. Entgegen seiner innersten Überzeugung und seinen Kenntnissen unterstützte er die endlosen Aufl. von Kriegsanleihen und das maßlose Drucken von Banknoten, welches schließl. zur vernichtenden Kriegs- bzw. Nachkriegsinflation der frühen 1920er-Jahre führte. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde W. im März 1919 zum Vizegouverneur der (1922 liquidierten) Österr.-ung. Bank ernannt. Noch im September 1919 kritisierte er den Vertrag von Saint-Germain, der die sofortige Auflösung der Bank nach Unterzeichnung forderte, ohne eine tragfähige Regelung für die Zukunft zu treffen. W. war u. a. Kuratoriumsmitgl. des Techn. Mus. Wien. 1913 erhielt er den Orden der Eisernen Krone II. Kl. und wurde in den Ritterstand erhoben, 1917 folgte jener der I. Kl. und die Erhebung in den Frh.stand; 1917 Geh. Rat. Darüber hinaus wurde W. 1908 mit dem Kleinkreuz des kgl. ung. St. Stephan-Ordens und 1916 mit dem Kommandeurkreuz des Leopold-Ordens ausgez.

L.: RP, 26. 6., 31. 8. 1917, 4. 11. 1919; WZ, 31. 8. 1917, 4. 11. 1919, 15. 10. 2002; NFP, 4. 11. 1919; Hdb. der Emigration (s. u. Lothar Wimmer); O. Knauer, Österr. Männer des öff. Lebens, 1960; W. Fritz, Für K. und Republik, 2003, S. 134ff.; UA, Wien; Pfarre Persenbeug, NÖ; Pfarre Achenkirch, Tirol.
(W. Fritz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 234f.
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