Wimmer, Josef; Ps. Wilhelm Merk (1834–1903), Schriftsteller und Publizist

Wimmer Josef, Ps. Wilhelm Merk, Schriftsteller und Publizist. Geb. Josefstadt, NÖ (Wien), 23. 1. 1834; gest. Wien, 9. 12. 1903; röm.-kath. Sohn des Kaufmanns Georg W. und der Friederika W., geb. Merk, Neffe von →Josef Merk; ab 1860 verheiratet mit der Bankkassierstochter Elise W., geb. Pertholt (geb. Schottenfeld, NÖ/Wien, 19. 5. 1834; gest. Wien, 7. 3. 1902; röm.-kath.). – W. erhielt Privatunterricht und besuchte zeitweise das Piaristengymn. in der Josefstadt. 1851–55 absolv. er eine Buchhandelslehre, an die sich eine kurze Zeit als Gehilfe anschloss. 1856–58 war W. für →Adolf Bäuerles „Wiener Theaterzeitung“ tätig, in der er bereits 1852 seinen ersten Artikel („Wiener Denkwürdigkeiten“) veröff. hatte. 1858 kaufte er gem. mit O. F. Berg (→Ottokar Franz Ebersberg) die satir. Wochenz. „Der Teufel in Wien“, die die beiden unter dem Titel „Der Tritsch-Tratsch“ bis 1859 hrsg. Schon 1857 hatte W. mit einer Posse für das Thalia-Theater als Dramatiker debüt. („Ein lockerer Vogel vom Strozzischen Grund“), 1859–60 schuf er gem. mit Theodor Flamm (→Anton Krüpl) vier Volksstücke für verschiedene Vorstadtbühnen. 1860–62 betrieb W. eine Gastwirtschaft in dem Wr. Vorort Dornbach (Dornbacher Rendezvous), die jedoch finanziell scheiterte. Auf mehrere im Musikverlag Haslinger erschienene Kompositionen (Tänze, Märsche, Lieder u. a.) unter Ps. folgten die Mitarb. in Ztg.red. („Kikeriki“, „Illustrirtes Wiener Extrablatt“) und die Publ. zahlloser Feuilletons vorwiegend über Theater-, Kultur-, Sitten- und Wr. Lokalgeschichte (u. a. für die „Neue Freie Presse“, das „Fremden-Blatt“ und das „Neue Wiener Tagblatt“) sowie dreier lokalhist. Broschüren („Dornbach und die Pferdebahn“, 1866; „Gedenkblätter zur Erinnerung an die hundertjährige Jubelfeier der Pfarrkirche St. Joseph zu Margarethen in Wien“, 1871; „Der Prater“, 1873). Neben diesem breit gestreuten publizist. Werk entstanden 1866/67 für Freys Singspielhalle (Leitung Anton Pokorny) mehr als 20 Possen und Burlesken sowie nach längerer Pause ab 1887 noch einige weitere Stücke für die Wr. Volksbühne, unter denen bes. die Possen „Tausender und Guldenzettel“ (1887, gem. mit Jakob Josef Seitz) und „Die Gigerln von Wien“ (1888) hervorzuheben sind, die fulminante Erfolge feierten.

Weitere W.: Der Teufel im Herzen, 1859 (gem. m. Flamm); Die Höllʼ auf Erden, 1887 (gem. m. Seitz); Der Grabenfiaker, 1889; Groß-Wien, 1891; Die Wiener auf’m Land, 1891; Wr. Feiertage, 1892. – Teilnachlass: Wienbibl. im Rathaus, Wien.
L.: NFP, 10., RP, 11. 12. 1903; Biograph. Jb. 8, 1903, S. 123; Brümmer; Eisenberg 1; Giebisch–Gugitz; Hall–Renner; Kosch, Theaterlex.; Kosel; Wurzbach; P. G. Rheinhardt, Biographien der Wr. Künstler und Schriftsteller, 1902, S. 513f.; Nekrolog zu Kürschners Literatur-Kal. 1901–35, ed. G. Lüdtke, 1936; Pfarre Maria Treu, Wien.
(St. Winterstein)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 236f.
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