Winkler, Alois (1838–1925), Politiker und Theologe

Winkler Alois, Politiker und Theologe. Geb. Waidring (Tirol), 7. 6. 1838; gest. Salzburg (Sbg.), 11. 6. 1925; röm.-kath. Sohn des Kleinhäuslers Michael W. (vulgo Adler) und der Maria W., geb. Empl. – W. besuchte das Salzburger Borromäum und empfing 1863 die Priesterweihe. Danach wirkte er als Kooperator in Erl, später in Brixlegg, wo er aufgrund seiner Erfahrungen in Erl eine Passionsspielgmd. gründete. Ab 1868 als Kooperator in Mittersill tätig, war er nach einer weiteren Kooperatorstelle in Radstadt 1890–94 Pfarrer von Altenmarkt. 1894 wurde er zum Salzburger Domherrn ernannt (1908 Domkustos, 1911 Domscholastikus), 1921 zum infulierten Domdechanten. W.s polit. Engagement begann während seiner Zeit in Mittersill, wo er den ersten kath. Ver. im Pinzgau gründete. Ab 1878 gehörte er dem Sbg. LT an, ab 1882 auch dem Landesausschuss. 1897–1901 saß er im AH des RR. 1897–1902 und 1909–19 hatte er das Amt des Sbg. LHptm. inne, dazwischen fungierte er als LHptm.stellv. Als LHptm. war W. neben dem Aufbau geordneter Landesfinanzen v. a. die Förderung von Fürsorgeeinrichtungen ein Anliegen (u. a. 1898 Gründung der Taubstummenanstalt, 1912/13 Errichtung der Lungenheilanstalt Grafenhof in St. Veit im Pongau durch den Volksver. zur Bekämpfung der Tuberkulose im Kronlande Sbg., dem er vorstand). Verdienste erwarb er sich auch in den Jahren des 1. Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Nicht zuletzt seinem Ansehen bei allen polit. Fraktionen war es zu verdanken, dass die Monate rund um das Kriegsende in Sbg. ohne größere Unruhen abliefen und die Versorgung der Bevölkerung halbwegs gesichert war. Von November 1918 bis zu seinem Ausscheiden im April 1919 war W. in der prov. Landesversmlg. maßgebl. daran beteiligt, dass der Übergang von der Monarchie zur Republik unter geordneten Umständen stattfand. Danach zog er sich aus der Politik zurück. W. gehörte 1884 dem Gründungsausschuss des Ver. zur Gründung und Erhaltung einer freien kath. Univ. in Salzburg an. Er war zudem publizist. tätig (1887–97 Hrsg. der „Salzburger Chronik“) und ab 1908 Mitgl. des Sbg. Pressver. Geh. Rat W. wurde 1903 zum päpstl. Hausprälaten ernannt.

W.: FS zum 600-jährigen Stadt-Jubiläum der Stadt Radstadt …, 1886; Zu Seiner k. u. k. Apostol. Majestät des K. Franz Joseph I. fünfundsechzigstem Regierungsjahre, 1914.
L.: RP, 27. 5., 17. 6. 1913, 6. 6. 1917, 7. 6. 1918; Sbg. Chronik, 18. 6. 1913 (m. B.); Adlgasser; Kath. Kirchenztg., 1913, Nr. 25; Volksfreund. Organ der dt.-konservativen Volkspartei 24, 1913, Nr. 25, S. 4; O. Knauer, Österr. Männer des öff. Lebens, 1960; 100 Jahre selbständiges Sbg., 1961, S. 110f. (m. B.); M. Effenberger, in: Mittersill in Geschichte und Gegenwart, 1985, S. 231f.; F. Zaisberger – R. R. Heinisch, Leben über den Tod hinaus ..., 2006, S. 346f.; R. Voithofer, „... dem Kaiser Treue und Gehorsam ...“, 2011, S. 132ff.; O. Dohle, 150 Jahre Sbg. Landeshauptleute (1861–2011), 2011, S. 22ff. (m. B.); Archiv der Erzdiözese Sbg., Dompfarre, beide Salzburg, Sbg.; Pfarre Waidring, Tirol.
(G. Dohle)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 251f.
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