Winter von Wigmar, Josef Edler; Ps. Reinhold Fuchs (1857–1916), Mediziner und Schriftsteller

Winter von Wigmar Josef Edler, Ps. Reinhold Fuchs, Mediziner und Schriftsteller. Geb. Wien, 2. 2. 1857; gest. ebd., 6. 7. 1916; mos., ab 1883 evang. AB., später konfessionslos. Sohn des Kaufmanns Ignaz Winter (gest. 13. 11. 1903) und der Johanna Winter, geb. Fröhlich (geb. 1831; gest. 6. 11. 1894), Vater u. a. der Malerin Marianne v. Nechansky-Winter (geb. Wien, 21. 4. 1902; gest. ebd., 24. 8. 1985); ab 1901 verheiratet mit der Malerin, Komponistin und Schriftstellerin Josefine W. Edle v. W., geb. Auspitz, geschiedene Fröhlich v. Feldau (geb. Wien, 21. 12. 1873; gest. KZ Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren/CZ, 20. 1. 1943). – Nach dem Besuch des Real- und Obergymn. stud. W. ab 1877 Med. an der Univ. Wien; 1887 Dr. med. Anschließend vertiefte er seine Kenntnisse als Operateur an der Univ.klinik in Wien und wirkte schließl. als prakt. Arzt. Darüber hinaus fungierte er als Stabsarzt in der Evidenz der Landwehr und gehörte mehr als 20 Jahre dem landwehrärztl. Off.korps an. 1911 stellte er gem. mit →Rudolf Kraus mobile Epidemielaboratorien zusammen, die zu bakteriolog. und serolog. Untersuchungen im Hinterland der Armee dienten und die er der Landwehr in größerer Zahl zum Geschenk machte. Weiters entwickelte W. bewegl. Feldlazarette und schuf eine Feldbadegarnitur, die für Desinfektionen wichtig und in der Armee sehr gefragt war. Zudem engag. er sich bei der Ausbildung von Pflegerinnen für Epidemiekranke. Zuletzt war er als Kmdt. des Res.spitals Nr. 4 der Österr. Ges. vom Roten Kreuze, deren Bundesausschussmitgl. er ab 1913 war und in der er sich bereits ab 1912 als Leiter des Epidemiereferats ausgez. hatte, tätig. Daneben war er Hausarzt und enger Freund der Familie von →Isidor Mautner und fungierte als zweiter Vizepräs. des Ver. Lupusheilstätte. Neben seiner ärztl. Tätigkeit widmete er sich der Dichtkunst. Er verkehrte im Umfeld →Richard Kraliks v. Meyrswalden und schloss sich einer Sagensammlerges. an, welche sich auf die german. und griech. Mythol. stützte. Von W. stammt u. a. das „Lied der Deutschen in Oesterreich“ (1881), das von der „Deutschen Zeitung“ unter 1.570 Mitbewerbern mit 100 Dukaten als Nationalhymne der Dt.-Österreicher prämiert und 1882 als „Volkslied“ von →Anton Bruckner vertont wurde. Bekanntheit erreichte er auch als Puppenspielsammler. 1914 wurde er mit dem Prädikat „Edler von Wigmar“ nob.

Weitere W.: Die Feldbadegarnitur der Österr. Ges. vom Roten Kreuze, 1915; Ged., 1919.
L.: Neues 8 Uhr Bl., NFP (Abendbl.), 6., Oesterr. Volks-Ztg., 7., WZ, 8., 9. 7. 1916; Eisenberg 1–2; Giebisch–Gugitz; oeml; Wurzbach (s. u. Gustav W.); WMW 66, 1916, Sp. 1136; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, S. 463; UA, Wien.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 265f.
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