Wise, Aaron (Áron); bis ca. 1873 Weiss (1844–1896), Rabbiner und Lehrer

Wise Aaron (Áron), bis ca. 1873 Weiss, Rabbiner und Lehrer. Geb. Erlau (Eger, H), 2. 5. 1844; gest. New York City, NY (USA), 30. 3. 1896; mos. Sohn von Joseph Hirsch Weiss (s. u.), Vater von Stephen Samuel W. (geb. Budapest, H, 17. 3. 1874; gest. New York City, 19. 4. 1949), einem der führenden Vertreter des amerikan. Zionismus seiner Zeit. – Nach dem Besuch von Talmudschulen im heutigen Ungarn wechselte W. an die Talmudschule in Eisenstadt, wo er von Dr. Esriel Hildesheimer unterrichtet wurde. Anschließend stud. er Phil. an den Univ. Leipzig und Halle an der Saale. Unter der Leitung von Bernhard Fischer wirkte er an der Revision des „Lexicon chaldaicum, talmudicum et rabbinicum“ des Johann Buxtorf d. J. mit. W. wurde Mitgl. der Dt. Oriental. Ges., aus der er allerdings 1869 wieder austrat. Nach seiner Prom. kehrte er nach Erlau zurück und arbeitete dort als Religionslehrer und Rabb. Zusätzlich ed. er die WS einer orthodox-religiösen Gruppierung Ungarns. 1873 wanderte W. mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten aus. Im selben Jahr wurde er als Rabb. an die Congregation Beth Elohim in Brooklyn berufen. 1875 übernahm er das Rabb.amt der Congregation Rodeph Sholom in Manhattan, wo er seine Tätigkeit bis zu seinem plötzl. Ableben ausübte. W., in seinem Umfeld als charismat. Gmd.führer und Redner bekannt, verf. Textbücher für den Religionsunterricht und kompilierte Gebetbücher für den synagogalen Gebrauch. Sein soziales Engagement fand Ausdruck in der Mitbegründung der Rodeph Sholom Sisterhood of Personal Service. Er war Mitarb. mehrerer Z., u. a. des Boston Hebrew Observer, und spielte eine tragende Rolle bei der Gründung der Jewish Theological Seminary Association (1887). Sein Vater, der Oberrabb. Joseph Hirsch Weiss (geb. Podola, Ungarn / Podolie, SK, 1800; gest. Erlau, 1881; mos.), war Nachfahre von Rabb., die seit dem 17. Jh. unter dem ursprüngl. Familiennamen Weißfeld in Mähren wirkten. Nach kurzer Tätigkeit als Rabb. in Szelőce östl. von Pressburg wurde Joseph Hirsch Weiss 1840 in das Amt des Oberrabb. von Erlau berufen, das er bis zu seinem Tod ausübte. Er galt als Vertreter orthodox-jüd. Religiosität, der sich den neuen Reformideen entschieden entgegenstellte. Im Revolutionsjahr 1848 wurde er mit den Aufständischen um →Lajos Kossuth v. Udvard u. Kossut in Zusammenhang gebracht und von den Behörden gesucht. Aufgrund seiner guten Kontakte zum kath. Klerus fand er Zuflucht in einem Erlauer Kloster, einige Zeit später wurde er begnadigt. Joseph Hirsch Weiss wird als charismat. Persönlichkeit beschrieben, deren Anhänger ihr als Oberrabb. großen Respekt entgegenbrachten. Nach seinem Tod übersiedelte seine Frau nach Jerusalem. Sein Enkel Stephen Samuel Wise vermachte große Tle. der Bibl. seines Großvaters der Columbia Univ. in New York City.

W.: Shalhevet Yah. The temple service arranged for the Congregation Rodeph Sholom of New York, 1891.
L. (tw. auch für Joseph Hirsch Weiss): Jew. Enc.; Universal Jew. Enc.; Wininger; Populär-wiss. Monatsbll. zur Belehrung über das Judenthum … 8, 1888, H. 2, S. 35; I. Markens, The Hebrews in America, 1888, S. 305f.; R. Pischel u. a., Die dt. Morgenländ. Ges. 1845–95, 1895, S. 75; The American Jewess 2, 1896, S. 482ff. (m. B.); Dr. Blochʼs Oesterr. WS 13, 1896, S. 339f.; Allg. Israelit. WS … 5, 1896, Nr. 17, S. 301; Website Congregation Rodeph Sholom (Zugriff 8. 10. 2019); Jewish Womenʼs Archive. Enc. (s. Sisterhoods of Personal Service in the United States; online, Zugriff 8. 10. 2019). – Joseph Hirsch Weiss: FB, 29. 12. 1869.
(A. Rohrbacher)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 277f.
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