Wittels, Julius (1860–1899), Schauspieler

Wittels Julius, Schauspieler. Geb. Wien, 11. 10. 1860; gest. Untermais, Tirol (Meran/Merano, I), 12. 3. 1899; mos. Sohn von Chaim David W. und Amalia W., geb. Fuchs; ab 1893 mit Gusti W. (s. u.) verheiratet. – W. war zunächst im kaufmänn. Bereich tätig, ehe er mit dem Vortrag des von ihm selbst verf. Textes „Der dramatische Lehrbub“ während eines Volksfests im Wr. Prater auf sich aufmerksam machte. Nach schauspieler. Anfängen am Theater von →Valerie Grey-Stipek in Wien 1880 wirkte er in Ödenburg, Salzburg und Budapest. 1885 holte ihn →Karl Blasel als jugendl. Komiker an das Theater in der Josefstadt, ab 1886 war er am Carltheater beschäftigt, an dem er bis etwa 1894 blieb. Später ohne festes Engagement, sah sich W. zu Gastspielreisen durch die Kronländer gezwungen, trat aber auch am Volkstheater in München auf. Zu seinen beliebtesten Rollen zählten die des Hutmachers Strobel in →Josef Wimmers Posse „Die Gigerln von Wien“, jene des August Seiler in „Der dumme August“ von →Anton Nikolowsky und Vinzenz Maurer, die des Lord Babberly in Brandon Thomas’ „Charleys Tante“ oder des Schneiders Würmerl in →Karl Costas Volksstück „Bruder Martin“. W. wurde speziell wegen seines Coupletvortrags geschätzt und trug mit seinen Interpretationen der Lieder von →Alexander Krakauer zu deren Popularität bei. Seine Frau, die Schauspielerin und Sängerin Gusti (Auguste) W. (Wittels-Moser) (geb. Saaz, Böhmen / Žatec, CZ, 28. 12. 1871; gest. Bad Ischl, OÖ, 25. 11. 1918; röm.-kath., später bis 1899 mos., zuletzt röm.-kath.), war die Tochter des Sängers und Theaterdir. Carl Moser (geb. Brixen, Tirol / Brixen/Bressanone, I, 9. 2. 1825; gest. Marienbad, Böhmen / Mariánské Lázně, CZ, 26. 4. 1883) und der Sängerin Ottilie Moser, geb. Schmitz (geb. Barmen, Preußen / Wuppertal, D, 8. 7. 1837; gest. Linz, OÖ, 20. 2. 1908), die die Schauspielges. ihres Mannes nach dessen Tod weiterführte. Gusti W., die in 2. Ehe ab 1917 mit dem Mjr. Karl Cvitkovic verheiratet war, begann ihre Bühnenlaufbahn um 1885 als „Lokalsängerin“ an dem von ihrer Mutter geleiteten Kurtheater von Marienbad. Nach kurzer Tätigkeit am Berliner Central-Theater folgte sie 1889 einem Engagement als Sängerin und Schauspielerin an das Carltheater in Wien, wo sie als Anna in Wilhelm Mannstaedts und →Karl Lindaus Posse „Die Himmelsleiter“ debüt. Ab 1892 trat sie am Theater an der Wien auf und verkörperte dort u. a. die Christel in Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“. Weiters war sie 1897 als Operettensoubrette am Theater in der Josefstadt tätig und spielte in den Sommermonaten auch am Theater in Ischl. Nach dem Tod ihres 1. Mannes, den sie auf seinen Gastspielreisen begleitet hatte, erhielt sie 1899 ein Engagement an das Wr. Hofburgtheater. Als vielbeschäftigte Schauspielerin war sie dort v. a. in kleineren Rollen zu sehen. 1913 wurde Gusti W. zur Hofschauspielerin ernannt. Sie soll u. a. mit Hedwig Bleibtreu und →Alexander Girardi befreundet gewesen sein.

W.: Rustschuk. (Auch eine Reisebeschreibung), in: Extrapost 18, 1899, Nr. 897.
L.: Neues Wr. Journal, NWT, 13. 3. 1899; Eisenberg 1; Eisenberg, Bühne (auch für Gusti W.); Kat. der Porträt-Smlg.; Kosch, Theater-Lex. (auch für Gusti W.); Extrapost 18, 1899, Nr. 894, S. 2f.; Wr. Bilder 4, 1899, Nr. 12, S. 6, 8 (m. B.); Website Hohenems Geneal. (Zugriff 21. 1. 2020). – Gusti W.: NFP, WZ, 29. 11. 1918; Alth, Burgtheater; Eisenberg 1 (s. G. Moser); Der Humorist 11, 1891, Nr. 33, S. 1f. (m. B.); Wr. Bilder 23, 1918, Nr. 49, S. 10 (m. B.); Pfarre Bad Ischl, OÖ; Pfarre Žatec, CZ.
(E. Offenthaler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 290
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