Wittmann von Dengláz, Anton Ritter (1771–1842), Agronom und Fachschriftsteller

Wittmann von Dengláz Anton Ritter, Agronom und Fachschriftsteller. Geb. St. Bernhard (NÖ), 26. 3. 1771; gest. Wittingau, Böhmen (Třeboň, CZ), 31. 8. 1842; röm.-kath. Sohn des Lehrers, Organisten und Herrschaftskontrollors in St. Bernhard Johann Michael Wittmann und der aus dem bayr. Traunstein stammenden Cäcilia Wittmann, geb. Wild; ab 1794 verheiratet mit Franziska Romana W. v. D., geb. Sigler (Siegel, Sickler) (gest. Ung. Altenburg/Mosonmagyaróvár, H, 25. 9. 1836). – Nach beendeten phil. und jurid. Stud. wandte sich W. dem Bereich der jurist. und bes. der landwirtschaftl. Verwaltung von Herrschaftsgütern zu. 1795–1800 im Verwaltungs- und Inspektionsdienst verschiedener Herrschaftsverwaltungen in NÖ tätig, veröff. er 1797 die Publ. „Wohlthätig dringende auf Vernunft, Natur und Erfahrung sich gründende Ermahnungen an das Landvolk“, die seine Expertise für Schafzucht und sein Streben nach der Förderung tiergerechter sowie gesundheits- und ertragsfördernder Viehhaltung aufzeigte. W., der 1801–11 als Gutsverwalter im Dienst von →Peter Frh. v. Braun in NÖ und Mähren fungierte, unternahm Stud.reisen in die Lombardei, nach Hamburg und Amsterdam und sorgte für die quantitative und qualitative Steigerung der Schafzucht sowie für die Mehrung der Milch- und Käseproduktion durch Schweizereien. Weiters führte er neue Verfahren zur Neuanlage, Be- und Entwässerung von Ackerflächen und Wiesen ein („Unterricht über die Bewässerung der Wiesen und Felder, nach Lombardischer Weise“, 1811). Während der Napoleon. Kriege organisierte W. 1805 die Nahversorgung der Brünner Bevölkerung sowie die Unterstützung der russ. Truppen unter Pjotr Iwanowitsch Fürst Bagration und leistete 1809 in der Schlacht bei Znaim Informationsdienste. 1811–24 in Diensten von →Albrecht Kasimir Hg. v. Sachsen-Teschen, wirkte W. 1811–12 in Ung. Altenburg, 1812–13 als Cameral-Administrator der schles. Güter und ab 1813 als Oberregent der Güter in Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Westungarn. Er projektierte groß angelegte Reformen in den landwirtschaftl. Domänen des Hg., mit dem Ziel einer effizienten Flächennutzung mit größtmögl. Gewinn, unter bes. Rücksichtnahme auf ein nachhaltiges Zusammenwirken der natürl. Ressourcen. Es erfolgten u. a. wasserwirtschaftl. Maßnahmen im mähr. Mönitz und im westung. Waasen, die Errichtung von Wasserbauten zur Wiesenbewässerung in Márialiget sowie Hochwasserentlastung, Aufstockung der Schafherden, der Ausbau schiffbarer Kanalsysteme und die Etablierung einer Baumfeldwirtschaft in Ung. Altenburg. Weiters schlug W. 1814 die Einführung eines Witwen- und Waisenfonds für die Beamten an den herzogl. Domänen vor. 1818 trat er als Gründer und i. d. F. erster Dir. der Landwirtschaftl. Hochschule in Ung.-Altenburg, der Vorläuferin der Wr. BOKU, in Erscheinung. Ung.-Altenburg und Westungarn allg. wurden im Zuge dieser Modernisierung zu einer der wichtigsten landwirtschaftl. Nahversorgungsregionen für Wien. Ab 1824 bis zu seiner Pensionierung 1840 für Erzhg. →Karl tätig, war W. 1829–40 Eigentümer der Herrschaft Stainz und ab 1841 in Diensten von →Johann Adolf II. Fürst zu Schwarzenberg in Wittingau. Der frühe Förderer der Pockenimpfung war Mitgl. zahlreicher landwirtschaftl. Ges. 1810 nob., wurde er 1824 in den Ritterstand erhoben und 1841 zum HR ernannt.

Weitere W.: Landwirthschaftl. He., 1825–41; Beitrr. zur Beantwortung der Frage: Wie soll man Güter-Verwaltungen deren landwirthschaftl. Culturs-Unternehmungen und ihre Erfolge beurtheilen?, 1842.
L.: Wurzbach; A. Németh, Biographiae Ovariensis 1, 2009; G. K. Horváth, Bécs vonzásában, 2013, s. Reg.; Privatarchiv Hinterberger, Wien; Nö. LA, St. Pölten, Pfarre Neukirchen an der Wild, beide NÖ.
(J. Hinterberger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 295f.
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