Witz-Oberlin, Carl Alfons (Charles Alphonse); bis 1871 Witz, danach Witz-Stoeber, ab 1901 amtl. Witz-Oberlin (1845–1918), Theologe und Pfarrer

Witz-Oberlin Carl Alfons (Charles Alphonse), bis 1871 Witz, danach Witz-Stoeber, ab 1901 amtl. Witz-Oberlin, Theologe und Pfarrer. Geb. Diedendorf (F), 8. 11. 1845; gest. Wien, 13. 12. 1918; evang. HB. Aus einer Humanisten- und Theologenfamilie stammend. Sohn des Pfarrers Paul Eugen (Eugène) Witz(-Oberlin) (1812–1902), verwandt mit dem Pfarrer, Pädagogen und Sozialreformer Johann Friedrich Oberlin (1740–1826); ab 1871 verheiratet mit (Emma) Maria (Marie), geb. Stoeber (geb. Mülhausen/Mulhouse, F, 9. 9. 1850; gest. Schönau/Schönau an der Triesting, NÖ, 29. 10. 1932), der Tochter des elsäss. Pfarrers und Schriftstellers Adolf (Adolphe) Stoeber. – W. besuchte das Gymn. in Paris, sein Stud. der evang. Theol. absolv. er in Straßburg (1864–67) und Erlangen (1867–69), den Abschluss erwarb er 1869 in Straßburg. Im selben Jahr begann er als Hilfsprediger (Vikar) in Mülhausen und wechselte 1871 als Stadtpfarrer nach Bischweiler im Elsass. 1874 wurde er zum Pfarrer an der Wr. ref. Stadtkirche gewählt, wo er zunächst die 2. und ab 1879 die 1. Pfarrstelle innehatte. Schon bald übernahm W. Schlüsselfunktionen der evang. Kirche (1875 ao. Oberkirchenrat, Mitgl. im Landesschulrat). 1876 erlangte er an der evang.-theol. Fak. Wien die Licentiatenwürde; 1878 Dr. theol. ebd. Ab 1908 unterrichtete er als ao. Prof. an der evang.-theol. Fak. prakt. Exegese, Missionsgeschichte und ref. Symbolik. Von seinen zahlreichen Predigten und Vorträgen erschienen viele in Druck, u. a. in dem von ihm 1897–1910 hrsg. „Evangelischen Hausfreund“. W. war ein typ. Vertreter des Fin de Siècle und Träger evang. Lebens (Gründer der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. und 1880–88 Hrsg. von deren Jb., Vors. des österr. Hauptver. der Gustav-Adolf-Stiftung). Das Mitgl. der Österr. Ges. der Friedensfreunde erlangte nicht zuletzt durch seine Predigten und Veröff. während des 1. Weltkriegs Bedeutung, in denen er eine pazifist. mit einer patriot. Grundposition verband. 1885 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

W. (s. auch Hennefeld): Die Lehre Christi nach den Seligpreisungen, 1876; Der zweite Brief Petri, 1890; Unser Christenthum, 1898; Die evang. Kirche Österr. und die Übertrittsbewegung, 1899; Evang. Ver.- und Liebestätigkeit in Österr., 1905; Zur fünfzigsten Jubelfeier der Erlassung des A.h. Protestanten-Patentes …, 1911; Gott und der Krieg nach der hl. Schrift, 1914; Während des Krieges, 1915; Was soll und muß uns die Bibel im kommenden Frieden werden?, 1917. – Ed.: Der Heidelberger Katechismus, 1881 (5. Aufl. 1915).
L.: NWT, 3. 9. 1915; RGG; Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller … 2, 1910; G. Loesche, Dr. theol. Ch. A. W., 1920; P. Karner, in: Die evang. Gmd. H.B. in Wien, ed. P. Karner, 1986, s. Reg. (m. B.); Th. Hennefeld, Si vis pacem, para mentem. Ch. A. W. als pazifist. Vordenker, 2019 (m. W.); Ref. Stadtkirche, Wien.
(K.-R. Trauner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 297
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