Wlassak (Wlasak), Moriz (1854–1939), Jurist

Wlassak (Wlasak) Moriz, Jurist. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 20. 8. 1854; gest. Wien, 24. 4. 1939; röm.-kath. Sohn des Apothekers Wenzel W. und seiner aus einer Wr. Apothekerfamilie stammenden Frau, Bruder von →Rudolf W. – W. besuchte das dt.sprachige Staatsgymn. in Brünn und stud. anschließend an der Univ. Wien Rechtswiss.; 1877 Dr. iur. Nach dem Stud. arbeitete er kurz als Rechtspraktikant in Brünn und bei der Finanzprokuratur und verbrachte dann je ein Semester in Göttingen im Seminar von Rudolf v. Jhering und in Berlin bei Carl Georg Bruns. 1879 habil. sich W. mit einer Arbeit über die Geschichte der negotiorum gestio an der Univ. Wien für röm. Recht. Noch im selben Jahr wurde er als ao. Prof. nach Czernowitz berufen und 1882 nach Graz, wo er im Folgejahr eine o. Professur erhielt. 1884 wechselte W. nach Breslau (1887/88 und 1891/92 Dekan) und 1895 nach Straßburg, ehe er schließl. 1899 als Nachfolger von →Ludwig Mitteis o. Prof. an der Univ. Wien wurde (1912/13 und 1922/23 Dekan). Nach seiner Emer. 1925 unterrichtete er weiterhin als Hon.prof. W. war für seine präzise Sprache, aber auch für die Polemik seiner Werke bekannt. Sein primäres Forschungsgebiet war das röm. Zivilprozessrecht. In diesem Bereich wurde er insbes. durch seine Überlegungen zur litis contestatio (Abschluss der 1. Phase eines röm. Zivilprozesses) bekannt, mit denen er allerdings nicht nur Anklang fand: Theodor Mommsen etwa kritisierte W.s Überlegungen dazu und 1888–1904 wurde er von der einflussreichen „Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte“ ignoriert. Außerdem beschäftigte sich W., der sich dem geltenden Recht kaum widmete, mit jurist. Papyrusforschung und zuletzt mit röm. Erbrecht. 1909 zum k. M. und 1914 zum w. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien gewählt, war er zudem Mitgl. zahlreicher weiterer Akad. und wiss. Einrichtungen: Bayer. Akad. der Wiss. (k. M. ab 1917), Sächs. Akad. der Wiss. (k. M. ab 1934), Akad. von Bologna und Palermo, Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen (Prag), Riccobono-Seminar der Catholic Univ. of America (Washington, D.C.), Istituto di storia del diritto romano in Catania (Ehrenmitgl.). HR W. war darüber hinaus Dr. h. c. der Univ. Wien und Frankfurt am Main. 1935 erhielt er das österr. Ehrenzeichen für Kunst und Wiss.

W. (s. auch Almanach): Röm. Prozessgesetze, 2 Bde., 1889; Die Litiskontestation im Formularprozess, 1889.
L.: Almanach Wien 89, 1939, S. 260ff. (m. B. u. W.); Th. Olechowski u. a., Die Wr. Rechts- und Staatswiss. Fak. 1918–38, 2014, S. 264ff.; UA, Wien.
(Ch. Schmetterer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 298f.
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