Wodianer von Vásárhely, Fülöp (1820–1899), Verleger, Drucker und Buchhändler

Wodianer von Vásárhely Fülöp, Verleger, Drucker und Buchhändler. Geb. Hódmezővásárhely (H), 20. 11. 1820; gest. Budapest (H), 30. 1. 1899; mos. Sohn von Josef Wodianer und Johanna Wodianer, geb. Deutsch (geb. Miskolcz/Miskolc, H, um 1783; gest. Hódmezővásárhely, 1858), Vater von Arthur W. v. V. (s. u.) sowie des Verlegers Hugó W. v. V. (geb. Pest/Budapest, H, 7. 1. 1868; gest. Budapest, 21. 12. 1920); ab 1859 verheiratet mit Julia Wodianer, geb. Waizner (geb. 1841; gest. Arco, Tirol/I, 24. 3. 1893). – W. begann 1842 eine Druckerlehre in Pest und setzte seine Ausbildung 1846–48 in Pressburg und Wien fort. Nach Ausbruch der Revolution kehrte er 1848 nach Ungarn zurück und arbeitete zunächst in der Pester Univ.druckerei. Im selben Jahr ernannte ihn →Lajos Kossuth v. Udvard u. Kossut zum Druckereidir. des „Pesti Hirlap“. Ende Dezember zog er gem. mit dem Landesverteidigungsausschuss nach Debreczin, wohin er auch die gesamte Einrichtung der Druckerei einschließl. der Banknotenpresse mitnahm. In Debreczin leitete W. die städt. Druckerei, in der u. a. das Amtsbl. „Közlöny“ erschien. Im August begleitete er die Regierung von Ministerpräs. →Bertalan Szemere nach Arad. Nach der Kapitulation versenkte er die Druckerpressen in der Donau. Ab 1849 in Emigration im Ausland, kehrte W. 1855 nach Pest zurück und errichtete eine Druckerei. Ab den 1860er-Jahren trat er durch die Gründung der polit. Tagesztg. „Magyarország“ (1861) und „Magyar Újság“ (1867) in Erscheinung. Mit der Gründung der illustrierten Tagesztg. „Budapest“ (1876) sowie der Tagesztg. „Kis Újság“ (1888) etablierte er auch die ersten Vorläufer der Boulevardpresse in Ungarn. Des Weiteren gab er 1877–80 die Tagesztg. „Közvélemény“ sowie ab 1888 das Satirebl. „Mátyás Diák“ heraus. 1874 erwarb W. das Verlagsunternehmen des verstorbenen Robert Lampel, das er i. d. F. unter dem Namen Lampel R. (Wodianer F. és Fiai) mit seinen Söhnen leitete. Das Unternehmen, eines der größten Verlagshäuser in Ungarn, brachte im letzten Drittel des 19. Jh. die meisten Schulbücher sowie populärwiss. Publ. auf den Markt. Als Ztg.verleger war W. maßgebl. daran beteiligt, dass das Lesepublikum in Ungarn statt dt.sprachiger Bll. die Tagespresse in ung. Sprache lesen konnte. 1898 erhielt er den ung. Adelstitel. Sein Sohn, der Verleger Arthur W. v. V. (geb. Pest, 1860; gest. Budapest, 3. 3. 1921), erlernte die für den Buchhandel notwendigen Kenntnisse ab 1876 im Rahmen einer längeren Stud.reise im Ausland. I. d. F. wirkte er im Lampel-Wodianer’schen Unternehmen und wurde nach dem Tod seines Vaters 1899 Eigentümer des Verlagshauses, das sich neben Schulbüchern auch auf Jugendliteratur spezialisierte. Am Ende eines jahrelangen Prozesses mit dem Verlagshaus Franklin Irodalmi és Nyomdai Rt. verkaufte er 1904 den Verlag und die Druckerei an dieses. 1900 wurde er kgl. Rat.

L. (tw. auch zu Arthur W. v. V.): M. Életr. Lex.; M. Irodalmi Lex. I, II; M. Zsidó Lex.; ÚMÉL; Nyomdászati lex., 1936; Budapest lex., 1973; Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; Hódmezővásárhelyi életrajzi lex., 2002; Gy. Pogány, in: Könyv és nevelés 16, 2014, Nr. 4, S. 54ff.
(Á. Z. Bernád)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 303
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