Wörndl, Paulus (August) (1894–1944), Ordensmann

Wörndl Paulus (August) OCD, Ordensmann. Geb. Itzling (Salzburg, Sbg.), 20. 8. 1894; gest. Brandenburg an der Havel, Dt. Reich (D), 26. 6. 1944 (hingerichtet); röm.-kath. Sohn des u. a. in Schlierbach und Wels tätigen Gastwirts und Fleischhauers Ignaz W. und dessen Frau Josefa W., geb. Preuner. – W. besuchte das Gymn. in Linz sowie Wels und trat nach der Matura 1913 in den Karmelitenorden in Graz ein. I. d. F. stud. er Phil. und Theol. in Wien (nicht nachweisbar); 1919 Priesterweihe ebd. Als Ordenspriester war W. in den Konventen Wien-Döbling, Linz und Graz tätig, ehe er 1925 nach St. Pölten versetzt wurde, um am Aufbau der neuen Karmeliten-Niederlassung und der Seelsorge an der Kriegergedächtniskirche St. Josef mitzuwirken. 1930 wurde er zum 1. Pfarrvikar dieser neu errichteten Arbeiterpfarre bestellt. Als Pfadfinderseelsorger und Präses der Marian. Kongregation setzte er auch nach dem „Anschluss“ von 1938 die Jugendseelsorge unbeirrt fort. 1939 wegen eines Devisenvergehens, polit. Aktivitäten und staatsabträgl. Äußerungen bei einer Predigt aus dem Gau Niederdonau verwiesen, wurde er im Herbst des Jahres in den Karmelitenkonvent Linz versetzt. Nach Errichtung der Pfarrexpositur Linz-St. Josef an der Karmelitenkirche im November 1941 fungierte er als deren 1. Pfarrvikar. Wegen seiner regimekrit. Einstellung mehrmals verwarnt, wurde W. im Juli 1943 aufgrund eines Briefwechsels mit dem in Norwegen als Sanitäter stationierten ehemaligen Mitgl. der Marian. Kongregation St. Pölten und Widerstandskämpfer Friedrich Leinböck-Winter von der Gestapo verhaftet. Lt. Anklageschrift habe er antinationalsozialist. Verhalten an den Tag gelegt, Leinböck-Winters österr.-norweg. Widerstandsgruppe gefördert und homoerot. Beziehungen zu Jugendlichen unterhalten (wobei im Urteilsspruch der dritte Punkt unerwähnt blieb). W. wurde Ende März 1944 vom Landesgericht Linz nach Berlin überstellt und dort Mitte April wegen Feindbegünstigung, Wehrkraftzersetzung und Vorbereitung zum Hochverrat vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt. Er starb im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch das Fallbeil.

L.: H. Steiner, Gestorben für Österr., 1968, S. 223ff.; R. Bruderhofer, in: Das Bistum Linz im Dritten Reich, ed. R. Zinnhobler, 1979, S. 295ff.; J. Schicho, in: Kirchenztg. der Diözese Linz 50, 1994, Nr. 22, S. 3; M. Kronthaler, in: Bedrängte Kirche, ed. M. Liebmann – M. Kronthaler, 1995, S. 54ff.; J. Mikrut, in: Blutzeugen des Glaubens 1, ed. J. Mikrut, 2. Aufl. 1999, S. 319ff. (m. B.); R. Zinnhobler, Von Florian bis Jägerstätter, 2004, S. 244ff. (m. B.); E. Englisch, in: Hippolytus. St. Pöltner He. zur Diözesankde. 30/31, 2006, S. 6ff.; Gedenken und Mahnen in NÖ, ed. H. Arnberger – C. Kuretsidis-Haider, 2011, S. 454f. (m. B.); DÖW, Wien.
(M. Würthinger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 307f.
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