Wöss (Wöß), Josef Venantius (von) (1863–1943), Komponist, Chorleiter und Lehrer

Wöss (Wöß) Josef Venantius (von), Komponist, Chorleiter und Lehrer. Geb. Cattaro, Dalmatien (Kotor, MNE), 13. 6. 1863; gest. Wien, 22. 10. 1943 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Friedhof Hernals). Sohn eines Hptm. der in Cattaro stationierten Marineinf., Neffe des Pianisten Richard Löffler. – W. kam 1866 nach Wien, wo er Klavierunterricht bei seiner Mutter und seinem Onkel erhielt und 1880–82 am KdM Komposition bei →Franz Krenn stud. Er war zuerst Kapellmeister verschiedener Männerchöre, bevor er 1886–89 als Musiklehrer an der Militär-Oberrealschule in Mähr. Weißkirchen tätig war. Nach Wien zurückgekehrt, war er 1889–1908 Korrektor der Notenstecherei Waldheim-Eberle. 1892/93 unterrichtete er Harmonielehre an der Kirchenmusik-Ver.schule der Votivkirche. Als Red. der Universal Edition (UE) 1908–31 gab er u. a. prakt. Ausg. von Werken →Anton Bruckners sowie Bearb. und Klavierauszüge von Werken Richard Wagners und →Gustav Mahlers heraus. Darüber hinaus war er auch als Organist und Kirchenchorleiter (Redemptoristenkirche und Kalvarienbergkirche in Hernals), privater Musiklehrer (u. a. von →Franz Xaver Müller und Ferdinand Rebay) sowie als Dirigent (1899/1900 der Wr. Singakad.) tätig. 1913–34 red. er die Kirchenmusik-Z. „Musica divina“, in der er auch zahlreiche Aufsätze publ. 1925 wurde er wirkendes Mitgl. der Ges. zur Hrsg. der „Denkmäler der Tonkunst in Österreich“ (DTÖ). In seinen Kirchenmusikkompositionen bemühte sich W. als Vertreter des Cäcilianismus um die Verbindung mit einer moderneren, an Bruckner orientierten Tonsprache. Er war Mitbegründer der Schola Austriaca, einer Vereinigung österr. Kirchenmusiker mit dem Ziel, die Kirchenmusik im Sinne des Motu proprio von 1903 zu fördern. Mit Bruckner seit seiner Konservatoriumszeit persönl. bekannt, wirkte er 1885 als Mitgl. des Chors des Wr. Akadem. Wagner-Ver. bei der Urauff. von dessen Te Deum mit. 1932 veröff. er seine Erinnerungen an ihn (in: Gregoriusbl. 56, H. 1–2). 1926 erhielt W. den Prof.titel.

W.: Kirchenmusik: 16 Messen, 2 Requien, 2 Te Deum, Offertorien, Gradualien, Hymnen; Männerchöre; Lieder; Opern: Die Lenzlüge oder Um einen Talismann (Text: H. v. Korff – E. Brasso, Urauff. 1905), Flaviennes Abenteuer (Text: W. Schriefer, Urauff. 1910), Carmilhan (Text: F. v. Ehrenfels); Orchesterwerke: Divertimenti, Symphon. Dichtung Sakuntala; Kammermusik; Klavier- und Orgelwerke; zahlreiche Bearb. und Klavierauszüge (u. a. von R. Wagner, G. Mahler). – Publ.: G. Mahler, Das Lied von der Erde. Themat. Analyse, 1912; Die Modulation, 1920. – Ed.: Dt. Meister des Liedes, 1910.
L.: Linzer Volksbl., 13. 2. 1934; Frank–Altmann; Grove, 2001; Kosel 2; MGG I; Müller; oeml; Riemann; A. Weissenbäck, in: Radio Wien 9, 1933, H. 36, S. 5; A. Weissenbäck, Sacra Musica. Lex. der kath. Kirchenmusik, 1937; E. Romanovsky, J. V. v. W. als Messenkomponist, Diss. Wien, 1952; F. J. Ewens, Lex. des dt. Chorwesens, 1954; E. Romanovsky, in: Musica sacra 83, 1963, S. 142ff.; E. Romanovsky, in: Singende Kirche 11, 1963/64, S. 16f.; E. Th. Hilscher, Denkmalpflege und Musikwiss. 1995, S. 132, 159; Musikgeschichte Österr. 3, 1995, S. 125, 143; A. Bruckner. Ein Hdb., ed. U. Harten, 1996.
(B. Boisits)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 310f.
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