Wohlmeyer, Wilhelm (1863–1945), Architekt

Wohlmeyer Wilhelm, Architekt. Geb. St. Pölten (NÖ), 19. 5. 1863; gest. Wien, 10. 11. 1945; röm.-kath. Aus einer alteingesessenen Baumeisterfamilie stammend. Sohn des Baumeisters Josef W. (1815–1884) und der Franziska W., geb. Lindner (1830–1915), Bruder u. a. von →Johann W., den Baumeistern Karl W. (1856–1929) und Friedrich W. (1868–1949) und der mit dem St. Pöltner Baumeister Julius Raab verheirateten Franziska W. (1859–1941), Onkel von Bundeskanzler Julius Raab; ab 1894 verheiratet mit Karolina Olschinsky (1872–1968). – W. stud. nach Abschluss der Staatsgewerbeschule an der Wr. ABK 1889–92 bei →Friedrich Frh. v. Schmidt und →Victor Luntz. Anfangs im Gen.regulierungsamt der Stadt Wien tätig, machte er sich um 1900 selbstständig und konzentrierte sich v. a. auf den Wohnbau, häufig in Zusammenarbeit mit →Alfred Castelliz oder seinem Bruder Friedrich W. Bis zum 1. Weltkrieg errichtete er in Wien eine Reihe von großen Wohnblocks, die anfängl. noch einem späthistorist. Kanon verpflichtet waren (Mietshaus Wien 9, Althanstraße 7, 1901). Später lässt sich eine klassizierende, der Wr. Moderne angepasste Ausrichtung beobachten, daneben ist aber auch der Einsatz von figuraler Skulptur charakterist. (Mietshaus Nordend, Wien 9, Heiligenstädter Straße 27, 1912). Zu seinen bedeutendsten Projekten zählt eine Gruppe von repräsentativen Mietvillen in Wien 13 (Maxingstraße, um 1910) und die um 1913 errichtete Anlage Klein-Wien (15, Tannhäuserplatz), die Kleinwohnungen für die untere Mittelschicht anbot und ein frühes Beispiel sozialen Wohnbaus darstellt. W., ab 1892 Mitgl. der Wr. Bauhütte, war bis in die Zwischenkriegszeit tätig (Wohnhausanlage Liskahof, Wien 14, 1931).

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Mietshaus, 1901 (Wien 7, Schottenfeldgasse 96); Doppelmietshaus, 1907 (Wien 19, Silbergasse 18); Villa Wohlmeyer, 1907 (Wien 19, Paradisgasse 20); Mietshaus, 1911 (Wien 19, Hohenauergasse 8).
L.: St. Pöltner Ztg. 37, 1897, Nr. 26, S. 4f.; Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. G. Hajós – E. Vancsa (= Österr. Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jh. 3/1–2, 1990–95, s. Reg.; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. W., Zugriff 15. 11. 2019); ABK, Wien; Dompfarre St. Pölten, NÖ.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 314f.
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