Wolf, Artur (Arthur) (1887–1932), Verleger und Sammler

Wolf Artur (Arthur), Verleger und Sammler. Geb. Mähr. Weißkirchen, Mähren (Hranice na Moravě, CZ), 12. 4. 1887; gest. Wien, 16. 10. 1932; bis 1925 mos. Sohn des Fabrikanten Wilhelm W.; ab 1929 verheiratet mit Katharina W., geschiedene Gfn. v. Attems, geb. Winkler (gest. Wien, 11. 12. 1932, Suizid). – Nach seiner Lehrzeit (1907–11) beim Wr. Verlag Dr. Rudolf Ludwig gründete W. 1911 den Artur-Wolf-Verlag und spezialisierte sich auf Tafelwerke (u. a. Julius Leisching, „Schabkunst“, 1913; Alfred Stix, „Meisterwerke der Graphik im 15.–17. Jahrhundert“, 1921) und Graphikmappen (u. a. →Marianne Steinberger-Hitschmann, „Melodien“, 1913; Ernst Dryden, „Galante Frauen“, 1917; Frank Brangwyn, 1921/22; Franz Taussig, „Spanische Reise“, 1929). Weiters publ. er bibliophil gestaltete Klassikerausg. (u. a. Clemens Brentano, Charles de Coster, Heinrich Heine, Eduard Mörike, Gottfried Keller, William Shakespeare) und zeitgenöss. Literatur mit eingebundener Originalgraphik (Hanns Heinz Ewers, „Die Herzen der Könige“, 1922, mit Radierungen von Stefan Eggeler), die in den beiden Verlagsalmanachen „Das illustrierte Buch“, 1921, sowie „Der Almanach vom schönen Buch“, 1924, präsentiert wurden. Die künstler. Gestaltung der Werke besorgten etwa Eduard Gärtner, Alfred Hagel, Margarete Hammerschlag, Christian Ludwig Martin oder →Franz Wacik. Zudem übernahm W. ins Dt. übers., zeitgenöss. engl. Kinderbuchtitel mit deren Illustrationen. Da er seit 1908 selbst Bücherzeichen sammelte, bildeten Exlibris zeitgenöss. Künstler einen weiteren Schwerpunkt des Verlags. Neben Arbeiten von Franz v. Bayros (6 Mappen, 1912–24) erschienen u. a. Exlibris von Erhard Amadeus-Dier (1922), Melly Bachrich (1922), Moritz v. Gruenewaldt (1913) oder Gustav Traub (nach 1923), für das Mappenwerk „100 deutsche Meisterexlibris“ (1922) nutzte W. die Druckplatten von befreundeten Künstlern und Exlibris-Sammlern. Zudem vermittelte der Verlag Exlibris-Aufträge an seine künstler. Mitarb. und bot deren Bll. auch einzeln zum Verkauf an. Ab den späten 1920er-Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt des Verlags auf zeitgenöss. Literatur: 1928 verlegte W. etwa Fritz v. Herzmanovsky-Orlandos „Der Gaulschreck im Rosennetz“ oder Publ. des von →Otto Neurath gegr. Ges.- und Wirtschaftsmus. und des Ver. von →Ernst Mach. Da seine Ehefrau und Universalerbin wenige Wochen nach seinem Tod freiwillig aus dem Leben schied, erbte Katharina W.s minderjähriger Sohn aus erster Ehe, Christoph Ferdinand Gf. v. Attems, den Verlag und Nachlass des Ehepaars. Nach gescheiterten Verkaufsversuchen erfolgte im Oktober 1937 die Löschung des Artur-Wolf-Verlags aus dem Handelsreg., seine Lagerbestände wurden verkauft. W.s Smlg. von 7.697 Exlibris und Kleingraphiken ging 1933 per Legat an das Österr. Mus. für Kunst und Ind.; aufgrund eines Bombenangriffs im 2. Weltkrieg sind davon nur 3.484 erhalten geblieben. Die Kunstsmlg. und Wohnungseinrichtung aus dem Nachlass wurde im März 1933 vom Wr. Auktionshaus J. Fischer versteigert.

L.: NWT, 17. 10. 1932; Jb. der Wr. Ges.; Kunstsmlg. und Wohnungseinrichtung … A. und Katharina W. …, 1933; M. G. Hall, Österreichische Verlagsgeschichte 1918–38, 2, 1985, S. 476ff.; F. C. Heller, Die bunte Welt. Hdb. zum künstler. illustrierten Kinderbuch in Wien 1890–1938, 2008, S. 414; C. Karolyi, in: Ephemera. Die Gebrauchsgrafik der MAK-Bibl. und Kunstbll.smlg., ed. Ch. Thun-Hohenstein – K. Pokorny-Nagel, 2017, S. 282ff.
(C. Karolyi)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 319f.
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