Wolf, Emil (1886–1947), Chemiker und Unternehmer

Wolf Emil, Chemiker und Unternehmer. Geb. Budapest (H), 2. 1. 1886; gest. De Haan (B), 15. 7. 1947; mos. Sohn des Großhändlers Mór W. und dessen Frau Mária W., geb. Löbl; 1917–24 verheiratet mit Erzsébet W., geb. Eulenberg (geb. Budapest, 30. 4. 1895), ab 1933 mit Vilma Erzsébet Etelka W., geb. Csuppay (geb. Kecskemét, H, 29. 10. 1896). – Nach dem Besuch des Gymn. stud. W. 1903–05 Chemie an der TU Budapest, 1905–06 an der dortigen TH und 1906–07 an der TH in München, wo er sein Diplom erhielt. Nach seiner Rückkehr wurde er 1908 an der Univ. Budapest prom. 1907–09 arbeitete W. im Pharmaunternehmen von Gedeon Richter in Budapest, 1910 für kurze Zeit auch in der Scheuble & Hochstetter’schen chem.-pharmazeut. Fabrik in Tribuswinkel. 1910 gründete er gem. mit seinem ehemaligen Stud.kollegen, dem Chemiker György Kereszty, und mit finanzieller Unterstützung des Großgrundbesitzers Ágoston Háry die Chemiefabrik Alka Vegyészeti Gyár in Budapest. Nach dem Austritt von Háry 1911 beteiligte sich ab 1912 der Bankier und Politiker Simon Krausz v. Érd am Unternehmen, das in eine AG umgewandelt und 1913 in die Chinoin Pharma- und Chemiefabrik AG umbenannt wurde, wobei W. als Gen.dir. fungierte. Während des 1. Weltkriegs spielte das Unternehmen eine wichtige Rolle im Bereich der Herstellung von Desinfektionsmitteln (Magnosterin) und chem. Kampfstoffen (Bromaceton, Bromcyan). 1913–18 wurden von W. bzw. seinen Mitarb. aber auch Medikamente wie das krampflösende Novatropin und für den veterinärmed. Bereich Distol entwickelt sowie die Herstellung von Salicylsäure vorangetrieben. In den 1920er- und 1930er-Jahren war Chinoin die größte Pharmafabrik in Ungarn, die ihre Produkte nach Bulgarien, Dtld. und in die Türkei, aber auch nach China und Uruguay exportierte. In Wien (Sanabo-Chinoin GmbH) und Karlovac (Kastel AG) wurden Niederlassungen gegr. W. bzw. sein Unternehmen erlangten im Ausland sowohl durch die Produktion von Distol als auch durch die Herstellung von Arsenpräparaten für den Pflanzenschutz sowie von Atropin, Papaverin, Ultraseptyl und diversen Vitaminpräparaten Bekanntheit. 1941 musste W. aufgrund seiner jüd. Abstammung als Gen.dir. zurücktreten und arbeitete i. d. F. als Chemiker im Laboratorium von Chinoin. Im Oktober 1944 deportiert, kehrte er 1945 nach Budapest zurück, wo er erneut als Gen.dir. von Chinoin fungierte. W. zählt zu den hervorragendsten Gestalten in der Geschichte der Arzneimittelherstellung und Pionieren der Pharmaind. in Ungarn; er verstarb während einer Geschäftsreise. Das von ihm gegr. Unternehmen wurde 1948 verstaatlicht, 1991 privatisiert und gehört heute zur französ. Sanofi-Aventis Groupe.

L.: M. Életr. Lex.; ÚMÉL; Budapest lex. 2, 2. Aufl. 1993; Újpesti életrajzi lex., ed. G. Kadlecovits, 1998; L. Szögi, Magyarországi diákok németországi egyetemeken és főiskolákon 1789–1919, 2001, s. Reg.; Újpest lex., ed. L. Hirmann – K. Fericsán, 2002; Magyar nagylex. 18, 2004; É. Fábián, in: Magyar Kémikusok Lapja 61, 2006, S. 109ff.; Budapest IX. kerületi polgári házassági anyakönyve, IKG, beide Budapest, H.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 321
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