Wolny (Volný), Gregor (Řehoř) (Thomas Georg) (1793–1871), Kirchenhistoriker, Lehrer und Ordensmann

Wolny (Volný) Gregor (Řehoř) (Thomas Georg) OSB, Kirchenhistoriker, Lehrer und Ordensmann. Geb. Freiberg, Mähren (Příbor, CZ), 20. 12. 1793; gest. Raigern, Mähren (Rajhrad, CZ), 3. 5. 1871; röm.-kath. Sohn des Tuchmachers Joseph W. und seiner Frau Katharina, geb. Kraus. – W. besuchte 1805–11 das Piaristengymn. in seiner Heimatstadt. 1811–12 absolv. er die phil. Jgg. an der phil. Lehranstalt in Brünn (unter P. →Cassian Hallaschka), ehe er nach Olmütz wechselte und am dortigen Lyzeum bis 1815 Theol. stud. 1816 legte er in Raigern die Ordensgelübde ab, 1818 erhielt er die Priesterweihe. Zunächst wirkte W. als Kooperator in Kanitz, begann aber kurz danach am Brünner Gymn. latein. Philol. und Weltgeschichte zu unterrichten. Neben der pädagog. und seelsorger. Arbeit widmete er sich hist. und topograph. Forschungen (1830 bereiste er Mähren) und stand in Kontakt mit Historikern und Philologen wie →Anton Boczek, →Johann Jakob Heinrich Czikann, →Josef Dobrovský, →Christian D’Elvert und →Joseph Frh. v. Hormayr zu Hortenburg. 1843 seines Lehramts enthoben, wirkte er weiterhin als Novizenmeister mit der Würde eines Subpriors in seinem Kloster. Neben hist. Monographien über die mähr. Landeshauptstadt („Die königl. Hauptstadt Brünn und die Herrschaft Eisgrub, sammt der Umgebung der Letztern, topographisch, statistisch und historisch geschildert“, 1836) und sein Stift („Geschichte des Benediktiner Stiftes Raygern in Mähren“, 1829) publ. er zur landeskundl. und kirchl. Topographie Mährens, die er aus umfangreichem, bis dahin ungesichtetem Archivmaterial sowie direkt aus dem Terrain erarbeitete. Unterstützung fand er darin beim Obersten Kanzler →Anton Friedrich Gf. Mittrowsky v. Mittrowitz u. Nemischl sowie beim Olmützer Fürsterzbischof →Maximilian Joseph Gottfried Frh. v. Som(m)erau-Beeckh. Viele seiner Arbeiten, die noch heute als unentbehrl. und zuverlässige Informationsquelle für kultur- und kunstgeschichtl. Forschungen benutzt werden, erschienen auch in Z. (etwa in den „Mittheilungen der k. k. Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues …“). W., allg. beliebter Pädagoge (unter seinen Schülern ist u. a. →Beda Dudík zu nennen), nahm zudem aktiv als Mitgl. mehrerer Gelehrtenver. am wiss. Leben teil (Mähr.-Schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde., Ver. für Geschichte der Mark Brandenburg, Kongelige Nordiske Oldskriftselskab in Kopenhagen, Ges. des vaterländ. Mus. in Prag). 1848 erfolgte seine Wahl zum k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien sowie die Verleihung eines Ehrendoktorats der Univ. Prag. 1850 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1868 wurde er zum w. Tit.consistorialrat ernannt.

Weitere W.: Die Markgf.schaft Mähren, topograph., statist. und hist. geschildert, 6 Bde., 1835–42; Kirchl. Topographie von Mähren, meist nach Urkunden und Hss., 9 Bde., 1855–66. – Nachlass: Moravský zemský archiv v Brně, Brno, CZ.
L.: NFP, 5. (Abendbl.), Moravská orlice, 5., 6., WZ, 6., Die Neue Zeit (Olmütz), 6., 9. 5. 1871; Lidové noviny, 21. 12. 1943 (m. B.); Masaryk; Otto; Rieger; Wurzbach; M. Kinter – B. Bretholz, Z. des Dt. Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens 20, 1916, S. 87ff., 379ff., 21, 1917, S. 105ff., 286ff., 22, 1918, S. 74ff.; J. Janák, in: Časopis Matice moravské 112, 1993, S. 390f.; I. Kvapilová – T. Knoz, in: Vlastivědný sborník moravský 45, 1993, S. 379ff.; L. Nesládková, in: Židé a Morava, 2005, S. 38ff.; K. Sklenář – Z. Sklenářová, Biografický slovník českých, moravských a slezských archeologů, 2005; I. Jalůvka, Archeologie Moravy a Slezska 11, 2011, S. 369ff.; Pfarre Příbor, Pfarre Rajhrad, beide CZ.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 339
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