Wonsidler (Wonsiedler), Alexander Josef (Joseph Simon Alexander) (1791–1858), Maler, Restaurator und Schriftsteller

Wonsidler (Wonsiedler) Alexander Josef (Joseph Simon Alexander), Maler, Restaurator und Schriftsteller. Geb. Graz (Stmk.), 18. 12. 1791; gest. ebd., 20. 9. 1858; röm.-kath. Sohn des Gubernial-Kanzlisten und Burginsp. Alexander Valentin W. und dessen Frau Marie W., geb. Ebner. – W. besuchte nach dem frühen Tod des Vaters die Hauptschule und das Gymn. in Graz, anschließend absolv. er eine Handelslehre in Esseg, Wien und Budapest (u. a. in der Kunsthandlung von →Joseph Schreyvogel), daneben bildete er sich autodidakt. in der Zeichnung und Malerei aus. I. d. F. arbeitete er als Porträtist und Zeichenlehrer in Pest-Buda. 1822–27 stud. er mit Unterbrechungen an der ABK in Wien Historienmalerei unter →Franz Caucig. Danach unternahm er eine Reise nach Venedig und begann mit seiner Tätigkeit als Schöpfer zahlreicher Altargemälde im Stil der Nazarener in verschiedenen Städten der Monarchie, etwa in Fünfkirchen und Karlsburg, vorwiegend jedoch in Graz und anderen Teilen der Stmk. 1828 ließ er sich dauerhaft in Graz nieder, wo er auch als Schriftsteller und Journalist tätig war. Seine Arbeiten finden sich in Graz u. a. in der evang. Heilandskirche (1829) und der Kirche der Karmelitinnen (1836), im Priesterseminar (1841), in der Karlauer Kirche (1843), im Dom (Kreuzkapelle, 1847), in der Stadtpfarrkirche (1848), im Knabenseminar (1854) sowie in der Hauskapelle im ehemaligen Reiner-Hof (1855). In der übrigen damaligen Stmk. schuf er Arbeiten in Ebersdorf bei Hartberg (1840), Pöllau (1843), Vorau (1844), Leibnitz (1845), Feldkirchen bei Graz (1846), Maria Buch bei Judenburg (1846), Neukirchen bei Cilli (1847), Gnas (1848, 1850), Allerheiligen bei Pöls (1849), Kirchberg an der Raab (1850), St. Lorenzen bei Wisell (1851), Hartberg (1851), Gratwein (1854), Murau (1855), Riegersburg (1856) und Pettau. Die Neue Galerie Graz des Universalmus. Joanneum verwahrt ein Männerporträt von seiner Hand (um 1825) sowie die „Herabkunft des Heiligen Geistes“ (1853). Neun Herrenporträts in der Landwirtschaftskammer Stmk. in Graz waren vermutl. Auftragswerke für die Ausstattung des 1835 fertiggestellten landwirtschaftl. Versuchshofs der steir. Stände in Graz. W. verf. auch tourist. Stadtführer von Graz, die in drei Varianten 1828, 1829 und 1838 bei →Josef Franz Xaver Kaiser erschienen und heute als bibliophile Kostbarkeit gelten: „Taschenbuch für Fremde in Grätz …“ mit 29 Lithographien verschiedener Künstler und einem Panorama, „Grätzer Taschenbuch für das Jahr 1829 …“ und „Erinnerungen an Gratz …“. Außerdem steuerte er zu der Ser. lithographierter Ansichten der Stmk. von Kaiser, die 1824–33 publ. wurde, 8 Bll. aus Graz und der Gegend südl. davon bei (7 Vorzeichnungen hierzu in lavierter Sepia befinden sich in der Ortsbildsmlg. des Stmk. LA in Graz). 1858 erschien seine theoret. Schrift „Die Künste im Gotteshause …“, weiters veröff. er phil. und kunsttheoret. Betrachtungen im Beibl. der „Grätzer Zeitung“. W. zählt neben →Joseph Tunner zu den meistbeschäftigten Kirchenmalern dieser Zeit in der Stmk.

L.: Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Wastler; Wurzbach; L. Kurz-Thurn-Goldenstein, in: Christl. Kunstbll. 65, 1924, Nr. 1–3, S. 19ff., 33ff.; F. Posch, in: Z. des Hist. Ver. für Stmk. 50, 1959, S. 120; J. F. Kaiser, Lithographirte Ansichten … mit einem Nachwort versehen von A. L. Schuller, 1982, S. 18; I. Nebehay – R. Wagner, Bibliographie altösterr. Ansichtenwerke aus 5 Jhh. 3, 1983; ABK, Wien; Dompfarre, Graz, Stmk.
(G. Danzer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 342
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