Wostry, Carlo (1865–1943), Maler und Graphiker

Wostry Carlo, Maler und Graphiker. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 18. 2. 1865; gest. ebd., 9. 3. 1943; röm.-kath. Sohn des irischstämmigen Kaufmanns Ferdinando W. (Vostry) (geb. Triest, 1819; gest. ebd., 17. 12. 1890) und seiner aus einer prominenten venezian. Familie stammenden Frau Virginia Artelli (geb. Venedig, Lombardo-Venetien / Venezia, I, 5. 4. 1832; gest. Triest, 2. 8. 1916); unverheiratet. – W. begann seine Ausbildung 1882 an der Wr. ABK und wechselte 1886 an die Münchner ABK, wo er mit seinen Triestiner Landsmännern →Umberto Veruda und Isidoro Grinutti (Grünhut) stud. und sich wie diese vom Romantizismus ab- und dem Impressionismus zuwandte. Ein von →Giulia Cecilia Freifrau v. Rittmeyer gestifteter Preis, den er 1887 erhielt, ermöglichte ihm einen zweijährigen Rom-Aufenthalt. Im selben Jahr schuf er für die Kirche Santa Maria Maggiore in Triest sein erstes bedeutendes Werk, einen Kreuzweg, für dasselbe Gotteshaus dann 1894 das Bild „Christus im Grab“, eine persönl. Reinterpretation von Franz v. Stucks „Pietà“. W. verwendete v. a. größere Formate, nicht nur bei seinen kirchl. Auftragswerken, sondern auch für seine Porträts, die einen deutl. Einfluss Franz v. Lenbachs zeigen (Pietro Frh. v. Sartorio, 1888, Civico Mus. Sartorio, Trieste), und für seine Stadtansichten („Sonnenuntergang am Molo San Carlo“, „Passeggio Sant’Andrea“, 1888, beide Civico Mus. Sartorio). 1896 ging W. für sieben Jahre nach Paris, wo er sich als Illustrator betätigte, Artikel für mehrere Z. verf. und v. a. die gehobene Ges. malte, etwa bei den Pferderennen in Auteuil. Die kleinformatigen Variationen dieses Themas zeigen sein Talent für die Pleinairmalerei und lehnen sich in ihrer Unmittelbarkeit und ihrem impressionist. Schwung an den Stil Giuseppe De Nittis an. Für die Kirche Saint-Roch in Paris fertigte er 1897 das Gemälde „Christus und Magdalena“ an, 1900 entstand sein „Martyrium des Hl. Justus“ für den Triestiner Dom, das sich durch dramat. Verismus auszeichnet. Nach einem London-Aufenthalt 1902 schuf W. einige von der engl. Malerei des 18. Jh. beeinflusste Werke („Waldszene“, 1902, Civico Mus. Revoltella, Trieste). 1907–35 stellte er wiederholt auf der Biennale von Venedig aus, und auch in anderen europ. Städten (u. a. 1909 in Dresden und Prag) wurden seine Werke mit Erfolg gezeigt. W. verbrachte drei Jahre in Budapest, reiste in den Nahen Osten sowie nach Russland und entwickelte nicht zuletzt dadurch eine Vorliebe für Exotismen. 1916 wurde er Prof. für Malerei am Ist. Industriale in Triest und begrüßte als überzeugter Irredentist 1918 die Eingliederung der Stadt in das Kg.reich Italien („30. Oktober 1918“, Civico Mus. del Risorgimento, Trieste). Für die Triestiner Kirche San Vincenzo deʼ Paoli schuf er 1924 das Apsisfresko „Verherrlichung des Glaubens mit Buße und Keuschheit als Dienerinnen“ sowie eine „Beweinung Christi“. 1925 ging W. nach Kalifornien und unternahm von dort aus ausgedehnte Reisen durch die Vereinigten Staaten, u. a. in die Reservate der Ureinwohner, die ihn faszinierten und deren Leben und Anführer er porträtierte. Nachdem er bereits Kirchen in New York City („Marienleben“, 1927, Notre Dame de Lourdes) und Hollywood (Kreuzweg, 1930, Church of the Blessed Sacrament) ausgestattet hatte, erhielt er 1930 den Auftrag zur Ausgestaltung der St. Andrew Church in Pasadena. Die von ihm dort i. d. F. geschaffenen Fresken in der Apsis („Jesus und die Apostel“, „Leben des Hl. Andreas“), im Hauptschiff (Kreuzweg) sowie in einer Seitenkapelle („Thronende Madonna mit Heiligen“) zählen zu seinen Hauptwerken. Während seiner rund 60-jährigen Schaffensperiode experimentierte der Eklektiker W. mit verschiedenen Techniken sowie Genres und ließ sich von diversen zeitgenöss. Stilen beeinflussen. Daneben war er auch als Karikaturist erfolgreich (Goldmedaille der Mostra delle Caricature, Bologna 1919) und versuchte sich als Miniaturist, Graveur, Medailleur, Goldschmied, Bildhauer sowie als Kunsttischler. 1932 in seine Geburtsstadt zurückgekehrt, veröff. er 1934 die „Storia del Circolo artistico triestino“, eine mit Hunderten Karikaturen illustrierte anekdot. Ver.chronik, die eine wichtige Quelle für das künstler. Leben Triests darstellt.

L.: Comanducci (m. B.); Thieme–Becker; G. Mencarini, in: Gutenberg-Jb. 36, 1961, S. 242ff.; Mostra celebrativa del Pittore triestino C. W. …, Ravenna 1961 (Kat.); T. Millossovich Barbo, in: Arte in Friuli, arte a Trieste 2, 1976, S. 131ff.; W. Abrami – L. Resciniti, C. W. da San Giusto a San Francisco, Trieste 2000 (Kat.); L. Resciniti, Il Civico Mus. Sartorio, 2019, S. 17, 32, 64f. (m. B.); ABK, Wien; ABK, München, D; Anagrafe del Comune di Trieste, I.
(L. Resciniti)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 345f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>